Hamburg . Vorwurf: Der Senat tut trotz Übergriffen zu wenig für den Schutz von Homosexuellen. Separate Einrichtungen soll es aber nicht geben.
In der rot-grünen Koalition ist eine Diskussion darüber entbrannt, wie man homosexuelle Flüchtlinge besser vor Übergriffen schützen kann. Die Grünen aus Hamburg-Nord haben ihre Parteifreunde auf Landesebene und im Senat jetzt per Mitgliederbeschluss aufgefordert, sich energischer für die Belange von „queeren Geflüchteten“ einzusetzen. Unter dem aus dem Englischen stammenden Begriff „queer“ werden neben Homosexuellen auch Transgender gezählt, Menschen, die sich nicht klar einem Geschlecht zuordnen.
„Mit den etwa 40.000 Personen, die Hamburg im vergangenen Jahr aufgenommen hat, sind konservativ geschätzt auch etwa 2000 ,queere‘ Geflüchtete in die Stadt gekommen“, sagte Christoph Reiffert, einer der Initiatoren des Beschlusses. „Lesben, Schwule und Transgender benötigen besonderen Schutz.“
Deshalb fordere man die Landespolitiker auf, sich „für ihren Schutz in den Unterkünften, eine separate Unterbringung bei Gewaltvorfällen und mehr Beratung und Aufklärung einzusetzen“. Bisher tue sich die Sozialbehörde „nicht durch einen besonders progressiven Umgang mit der Thematik hervor“, so die Nord-Grünen. „Da sind andere Städte bereits deutlich weiter.“ Es seien mittlerweile zahlreiche gewalttätige Übergriffe auf „queere“ Flüchtlinge bekannt. Deswegen müsse nun schnell etwas geschehen.
Senat will homosexuelle Flüchtlinge nicht separat einquartieren
Auch die grüne Landesvorsitzende Anna Gallina ist in diesem Punkt offenbar nicht ganz zufrieden mit der Arbeit des Senats. „Queere Flüchtlinge werden noch nicht ausreichend geschützt“, so Gallina. „Wir brauchen Schutzräume und eine auch personell gesicherte Anlaufstelle.“ Der Bürgerschaftsabgeordnete Farid Müller sagte, dass bisher „bedrohten lesbischen, schwulen und transsexuellen Flüchtlingen Beratung, Hotelgutscheine und Einzelfalllösungen angeboten“ würden. „Wir Grüne unterstützen aber auch Senatsüberlegungen von WGs als sichere Unterbringungsmöglichkeit.“
Nach Abendblatt-Informationen hält man im Senat wenig von größeren eigenen Einrichtungen für homosexuelle Flüchtlinge. Grund: Diese seien in anderen Städten zu Zielen von Angriffen geworden. „Wir haben die Koordinierungsstelle Savia eingerichtet. Sie richtet sich an Flüchtlinge, die Gewalterfahrung in Unterkünften gehabt haben oder denen Gewalt angedroht wurde – unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung“, sagte Sozialbehörden-Sprecher Marcel Schweitzer. „Savia vermittelt ins Hilfesystem und erleichtert die schnelle Konfliktlösung etwa durch Verlegung von besonders schutzbedürftigen Geflüchteten.“
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