Hamburg. Die SPD hat den Oberstleutnant als Nachfolger von Andy Grote nominiert. Das Verhältnis der beiden Politiker gilt als schwierig.
Die Entscheidung ist gefallen: Falko Droßmann (SPD) soll neuer Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte werden und auf Andy Grote (SPD) folgen, der in der vergangenen Woche zum Innensenator ernannt wurde.
Der SPD-Kreisverband Hamburg-Mitte hat Droßmann, der seit 2011 Fraktionschef in der Bezirksversammlung ist, als Kandidaten nominiert und bei einer Probeabstimmung am Sonntagabend hat nach Abendblatt-Information die gesamte 18-köpfige Fraktion für den 42-Jährigen gestimmt. „Ich stelle mich der Herausforderung, neuer Bezirksamtsleiter in Mitte zu werden. Ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht, denn ich bin mit meinem jetzigen Beruf sehr zufrieden“, sagte Droßmann dem Abendblatt. Allerdings sei der Bezirk mit seinen fast 300.000 Einwohnern ein sehr spannendes Aufgabengebiet und es gebe viel zu tun, so Droßmann weiter. Noch arbeitet der Oberstleutnant als Leiter eines Studentenfachbereichs an der Helmut-Schmidt-Universität in Wandsbek.
Öffentliche Ausschreibung entfällt
Es soll dem Vernehmen nach keine öffentliche Ausschreibung für die Stelle des Bezirksamtsleiters geben. Das spart vor allen Dingen Zeit, denn das aufwendige Verfahren würde mehrere Monate in Anspruch nehmen. Der Plan ist, dass die SPD-Fraktion Droßmann als Kandidaten der Bezirksversammlung vorschlägt. Es ist eine einfache Mehrheit für die Wahl, die im Februar/März erfolgen würde, notwendig. Das heißt, es müssten mindestens 26 der 51 Abgeordneten für Droßmann stimmen. Der Erfolg von Droßmann hängt nun von den Grünen, mit denen die SPD in Mitte eine Koalition bildet, ab. Denn die SPD mit 19 Stimmen und die Grünen mit zehn Stimmen haben im Parlament die Mehrheit.
Allerdings gab es in der Vergangenheit immer wieder inhaltliche Differenzen zwischen Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg und Falko Droßmann. Dem Vernehmen nach wird Osterburg sich aber nicht gegen eine Wahl von Droßmann stellen, allein um die Koalition in Mitte nicht zu gefährden. Es wird aber erwartet, dass die SPD ihrem Partner Zugeständnisse für die Unterstützung machen muss.
Montagabend hat Droßmann sich den Fragen der Grünen-Abgeordneten gestellt. Das Klima soll „angenehm“ gewesen sein, berichten Teilnehmer. Danach sagten die Grünen dann Droßmann ihre Unterstützung bei der Wahl zum Bezirksamtsleiter zu: „Falko Droßmann verfügt über eine langjährige Erfahrung in der Bezirkspolitik und kennt sich in Mitte bestens aus. Zudem verfügt er über ein großes Netzwerk“, sagte Grünen-Fraktionschef Osterburg. Aber er kündigte auch an: „Natürlich werden wir die Arbeit des Bezirksamtsleiters aufmerksam und kritisch begleiten.“
Verhältnis zu Grote gilt als schwierig
Die CDU, die sich für eine öffentliche Ausschreibung einsetzt, wird Droßmann natürlich nicht wählen: „Die SPD will Falko Droßmann nach Gutsherrenart berufen und prüft nicht, ob es noch einen besseren Bewerber geben könnte. Da machen wir nicht mit.“
Dass die SPD Droßmann für den wichtigen Posten des Bezirksamtsleiters nominiert hat, ist wohl auch seinem freundschaftlichen Verhältnis zu Johannes Kahrs zu verdanken. Der Bundestagsabgeordnete ist Kreisvorsitzender der SPD-Mitte, Droßmann einer seiner Stellvertreter, und gilt als sehr einflussreich. Sein Wort hat in der Partei Gewicht, ein Bezirksamtsleiter ohne seine Zustimmung gilt als undenkbar. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hansjörg Schmidt wurde zwischenzeitlich auch als möglicher Grote-Nachfolger gehandelt, kam aber an Droßmann nicht vorbei.
Der gebürtige Rheinländer gilt als ehrgeizig und ist nicht gerade als konfliktscheu bekannt. Deshalb soll es auch innerhalb der SPD-Fraktion, dessen Vorsitzender Droßmann seit 2011 ist, immer wieder zu Konflikten gekommen sein.
Sein Verhältnis zu dem bisherigen Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) soll phasenweise schwierig gewesen sein. Wohl auch, weil Droßmann keiner ist, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hält. In der Bundeswehr hat ihn das weit gebracht. Droßmann hat als Leiter eines Studentenfachbereichs an der Helmut-Schmidt-Universität das Kommando über rund 1000 Studenten und Mitarbeiter.
Willner soll neuer Fraktionschef werden
Droßmann, der 2001 in die SPD eingetreten war, hat seine politischen Schwerpunkte vor allem beim Wohnungsbau und in der Jugendhilfe gesetzt. Beides dürfte sich als nützlich erweisen, wenn er Chef der Verwaltung wird. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass auch die positive Entwicklung von Wohnstadtteilen wie Billstedt und Horn weiter vorangetrieben wird“, sagte Droßmann dem Abendblatt. Es dürfe nicht vergessen werden, dass der Bezirk Mitte eben nicht nur aus der florierenden Innenstadt und Szenestadtteilen wie St. Georg besteht, sagte Droßmann weiter. Zudem kündigte der designierte Bezirksamtsleiter an: „Wir werden auch die offene Kinder- und Jugendarbeit auf den Prüfstand stellen.“
Unterdessen steht nach Abendblatt-Informationen schon fest, dass Arik Willner der Nachfolger von Droßmann als Fraktionschef in der Bezirksversammlung Mitte werden soll. Der 34-jährige promovierte Physiker ist seit 2014 Vize-Fraktionschef.