Nach dem Rücktritt von Marcus Weinberg zögert Spitzenkandidat Dietrich Wersich vor Konsequenzen. Eine Aussage weist aber schon die Richtung.
Hamburg. Nach ihrem Wahldesaster ringt die Hamburger CDU um einen neuen Kurs. Auf einem Parteitag forderten Redner am Donnerstagabend, mehr auf das Thema innere Sicherheit zu setzen. „Wo ist denn unser Markenkern innere Sicherheit?“, sagte der neue Abgeordnete und Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Joachim Lenders. „Wir haben ihn verschlafen.“
Andere Redner forderten, dass die CDU in den kommenden fünf Jahren auf der Oppositionsbank eine wahrscheinliche rot-grüne Koalition scharf attackieren solle. Der Abgeordnete Jörg Hamann kündigte an, der Regierung „die volle Oppositionsbreitseite“ zu geben.
Die Gesichter der neuen Bürgerschaft
Der zurückgetretene CDU-Landeschef Marcus Weinberg sagte, Strategie und Kampagne des Wahlkampfes seien falsch gewesen. Das hätte er verhindern müssen, bekannte Weinberg vor den rund 200 Delegierten. Die Partei müsse nun mit neuen Köpfen und Ideen versuchen, die verlorenen Wählerstimmen zurückzuholen.
Bei der Bürgerschaftswahl hatte die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Dietrich Wersich mit 15,9 Prozent der Stimmen ihr schlechtestes Ergebnis erzielt. Drei Tage nach dem Wahldebakel war Weinberg von seinem Amt zurückgetreten, führt es aber vorläufig kommissarisch weiter.
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Wersich sagte, er werde sein Bürgerschaftsmandat annehmen, aber er erhebe keinen Anspruch auf ein Amt. „Und ehrlich gesagt, ich bin froh, wenn wir einen oder eine finden, die den Karren für uns weiterzieht.“ Der bisherige Fraktionschef räumte ein, er sei „zu brav und zu hanseatisch aufgetreten“. Er widersprach aber Kritikern, dass die CDU die innere Sicherheit vernachlässigt habe. „Aber nur für sechs Prozent der Wähler war das Thema diesmal entscheidend.“ Darum warne er davor, die Partei nach rechts zu rücken. Er halte nichts davon, jetzt alles zu zerschlagen und zu glauben, man könne die Zukunft auf „rauchenden Trümmern“ aufbauen.
Den Rückschlag müsse der Spitzenkandidat Wersich selbst verantworten, forderten einige Parteimitglieder. „Ich danke dir, dass du dem Beispiel von Marcus (Weinberg) folgen willst“, sagte der Abgeordnete Andreas Wankum und bezeichnete den Wahlkampf als „eher drittklassige Kampagne“. Nikolaus Haufler, ehemaliger Abgeordneter der Bürgerschaft, forderte Wersich auf, nicht an die Fraktionsspitze zurückzukehren. Die Niederlage der CDU sei Wersichs persönliche Niederlage.
Die Partei müsse ein „unverwechselbares Profil“ zurückbekommen, um Wähler gewinnen zu können, forderten Redner. Dabei solle sie mehr die jungen Wähler ansprechen und das Vertrauen der Stammwähler zurückgewinnen. Andere warnten, jetzt blindlings eine „Rolle nach rechts“ zu machen.