Hunderte Anhänger kommen nach Umfragehoch zu Wahlkampfveranstaltung der Liberalen im Hafen
HafenCity. Noch Anfang der Woche hätte Katja Suding mit einem derartigen Andrang nicht gerechnet. Mehr als 500 Anhänger sind am Donnerstagabend in das ehemalige Hauptzollamt Hafen Hamburg in der Speicherstadt zur Wahlkampfveranstaltung der FDP gekommen. Grund für den Zuspruch waren die jüngsten Umfragen, die die Liberalen bei vier Prozent sehen – doppelt so viel wie noch einige Wochen zuvor. Und so freute sich die Spitzenkandidatin über die vielen Gäste, die sie und den Bundesparteichef Christian Lindner reden hören wollten: „Man, sind Sie viele. Das nächste Mal buchen wir das CCH.“
Zuvor hatte Lencke Steiner, Spitzenkandidatin der FDP für die Bremer Bürgerschaftswahl im Mai, Suding auf die Bühne gebeten. Steiner bezeichnete Suding als „die Lösung für den Norden“ und wies ihr neben „kompetent“ und „hanseatisch“ auch das Attribut „hübsch“ zu. Die Strategie für diesen Wahlkampf scheint klar zu sein.
Auf diese Weise konnte Suding sich dann gleich mit den Inhalten beschäftigen. „Vier Jahre Alleinregierung haben Hamburg nicht gutgetan“, vermerkte die Fraktionschefin in der Bürgerschaft. Man müsse in Visionen denken. Als Beispiel nannte sie die Elbvertiefung, die Chance auf Olympia und das Freihandelsabkommen mit Nordamerika. Zumindest in diesen drei Punkten machte Suding die Abgrenzung zu SPD und CDU nicht deutlich. Zudem verriet sie auch nicht, auf welche Weise der Stadtstaat Hamburg den Freihandel zwischen Nationen vorantreiben könnte.
Zwar kam auch scharfe Kritik am SPD-Senat: schlechter Betreuungsschlüssel in Kitas, Inklusion an Schulen gescheitert, faktische Kürzung an den Hochschulen. Doch die Erklärung für die thematische Nähe zur SPD ist womöglich in Sudings Wahlaufruf zu suchen: „Im Februar gibt es die Option für eine sozialliberale Koalition.“ Gleichzeitig warnte sie vor Rot-Grün: „Nicht dass wir aufwachen, und die Grünen stehen bereit.“ Energisch warnte Suding auch vor der AfD. „Die brauchen wir nicht in der Stadt. Die sollen ihr Unwesen woanders treiben. Wir brauchen keine neue Schill-Partei.“ Und: „Niemals braun – AfD ade.“ Applaus brandete unter den Gästen auf, als Suding das Zwischenhoch der Umfragen ansprach. „Gleich zwei Umfragen sehen uns bei vier Prozent. Und jetzt geht es im Laufschritt auf fünf, sechs, sieben, acht Prozent.“ Die FDP kann sich wieder freuen. Lautstarker Beifall kam auch auf, als Suding ankündigte, in Hamburg die „Trendwende für die Liberalen in ganz Deutschland schaffen“ zu wollen. So viel Aufbruchstimmung war lange nicht mehr bei der Hamburger FDP.
Die war auch Parteichef Christian Lindner anzumerken. „Im Osten geht die Sonne auf, im Norden kommt die FDP zurück“, jubelte er. Nachdem er über die liberalen Grundtugenden referiert hatte, wandte auch er sich den Grünen und der AfD zu. Die einen dürften Hamburg „nicht anführen“ (Grüne), und mit den anderen (AfD) nehme die FDP den Wettbewerb auf. Lindner sieht das „Comeback in Deutschland“ der FDP schon vor Augen: „Wenige Tausend Hamburger können die politische Stimmung verändern.“