Hamburg. Laut Polizei, aber auch nach Angaben einzelner Islamverbände, sollen sogenannte Salafisten an den Ausschreitungen in der Nacht zu Mittwoch in Hamburg und Celle beteiligt gewesen sein. Sicherheitsbehörden, aber auch zahlreiche Forscher und Journalisten sprechen von Salafisten.
Mehr als 5000 von ihnen leben in Deutschland, es ist eine kleine Minderheit der vier Millionen Muslime in der Bundesrepublik. Vor allem aus dieser Gruppe der Islamisten sind nach Angaben der Sicherheitsbehörden „weit mehr als 450“ junge Menschen aus Deutschland nach Syrien oder in den Irak ausgereist, mindestens 40 sind es aus Hamburg. Einige von ihnen haben sich der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) angeschlossen, andere helfen humanitär. Doch die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes über die „Dschihadisten” sind dünn, ihre Wege über die Türkei in die Kriegsgebiete nur schwierig zu verfolgen.
Nicht alle Salafisten sind politisch. Sie selbst nennen sich „Salafiyya“, sunnitische Anhänger der Altvordern. In ihrer fundamentalistischen Version des Islam gilt das Geschriebene im Koran, sie dulden keine moderne Interpretation der Schrift, wie die allermeisten der Muslime in Deutschland. Dabei spielen Nation und sozialer Status eine geringe Rolle. Afghanen, Marokkaner, Palästinenser, Nigerianer und Tschetschenen, aber auch deutsche Konvertiten gehören zur Bewegung.
Für viele Forscher ist der Salafismus in Deutschland vor allem eine Jugendbewegung. Die meisten der Salafisten sind zwischen 20 und 30 Jahren alt. Und wie bei anderen radikalen Jugendlichen gehe es auch den jungen Islamisten um Suche nach Orientierung in einer Gesellschaft, in der Muslime noch immer ausgegrenzt würden. Die Radikalität gebe ihnen Halt, sagen Experten. Es geht aber auch um das Ausleben von Gewalt- und Männlichkeitsfantasien.
Das Internet spielt bei der Verbreitung der salafistischen Ideologie eine große Rolle, hier sind die jungen Männer und Frauen vernetzt, hier verbreiten radikale Prediger wie Pierre Vogel ihre Botschaften.