Mehr Zehntklässler finden direkt einen Ausbildungsplatz. Senator: Erfolg der frühzeitigen Betreuung der Jugendlichen

Hamburg. Die Schüler der Hansestadt haben ihre Ausbildungswahl in diesem Jahr früher als 2012 getroffen. So hatten bereits Mitte September fast 39 Prozent der Schulabgänger an Stadtteilschulen und Förderschulen einen Ausbildungsvertrag ergattert. Vor einem Jahr waren es rund 25 Prozent. Für Schulsenator Ties Rabe (SPD) ist das „ein Ausrufungszeichen“. Das zeige, dass eine systematische und frühzeitige Begleitung der Jugendlichen beim Übergang von der Schule in den Beruf erste Früchte trage, sagte der Senator am Montag bei der Eröffnung der Jugendberufsagentur (JBA) in Wandsbek. Der Vorteil der Jugendberufsagentur sei, dass junge Menschen unter 25 Jahren alle ihre Ansprechpartner unter einem Dach finden.

Mit einem ehrgeizigen Ziel war der SPD-Senat unter Bürgermeister Olaf Scholz 2011 gestartet: „Kein Talent darf verloren gehen – egal welcher Herkunft, ob jung oder alt“ heißt es im Regierungsprogramm. So initiierte der Senat eben jene Jugendberufsagentur und eröffnete innerhalb eines Jahres sechs von insgesamt sieben geplanten Standorten im gesamten Hamburger Stadtgebiet.

Damit habe Hamburg „ein überzeugendes Konzept entwickelt, um junge Menschen verlässlich an der für sie entscheidenden Schnittstelle von der Schule in den Beruf zu unterstützen“, sagte Rabe. Damit haben die Schulabgänger 2013 laut Rabe nicht nur früher einen Ausbildungsplatz ergattert, auch hat die Jugendberufsagentur in einer Art Volkszählung unter den Mädchen und Jungen den Verbleib all derjenigen klären können, die weder eine Ausbildung noch eine Ausbildungsvorbereitung machen. 2012 waren es zehn Schüler, deren Verbleib ungesichert war.

„Der Übergang von der Schule in die Berufswelt ist eine Hürde, die viele Schülerinnen und Schüler nur mit großen Schwierigkeiten überwinden“, sagte Rabe. Folglich sei es schon während der Schulzeit wichtig, junge Menschen auf diesen Übergang vorzubereiten. „Schule darf in Zukunft nicht mehr nur noch den Schulabschluss im Blick haben“, sagte der Schulsenator. Hinzu kommt, dass viele Jugendlichen „Schwierigkeiten haben, sich nach der Schule zu orientieren“. Die Jugendberufsagentur sei darauf „eine ganz besondere Antwort, weil es bundesweit für Aufsehen sorgt, was Hamburg hier macht“. Rabe zufolge gibt es zahlreiche Nachfragen aus anderen Bundesländern. Selbst die Bundesregierung und die Bundesarbeitsagentur verfolgten den Weg der Hansestadt mit großer Aufmerksamkeit. Mit der Jugendberufsagentur haben „junge Menschen eine klare Adresse, wo sie beraten werden“, sagte Rabe. Kein Jugendlicher dürfe nach der Schule verloren gehen, alle sollten eine Anschlussperspektive bekommen. „Der Jugendberufsagentur Wandsbek stehen schon heute mehr als 900 Ausbildungsstellen von regionalen Unternehmen für 2014 zur Verfügung. Sie erfüllt daher auch eine ganz wichtige Brückenfunktion in den heimischen Ausbildungsmarkt“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg, Sönke Fock.

Von den diesjährigen Schulabgängern in Hamburg haben 38,7 Prozent (2012: 25,2 Prozent) einen Ausbildungsplatz erhalten und 39 Prozent (2012: 38,7 Prozent) die individuelle Ausbildungsvorbereitung (AV) begonnen. Von den 38,7 Prozent haben 23,3 Prozent (868) eine betriebliche Ausbildung eingeschlagen. Im Vorjahr waren es 918 Jungen und Mädchen (17,3 Prozent). 22,3 Prozent der Schulabgänger (2012: 36,1 Prozent) befinden sich laut Schulbehörde größtenteils in gesicherten Anschlüssen wie Bundeswehr oder im sozialen Jahr. „Wir geben uns größte Mühe, dass uns keiner durchs Raster fällt“, sagte Rabe.

2012 hatten 5307 Jungen und Mädchen die Stadtteilschulen und Förderschulen in Hamburg verlassen, in diesem Jahr waren es 3731. Grund: 2013 verließen die Schüler erstmals erst nach Klasse 10 die Stadtteilschule und nicht nach den Klassen 9 oder 10 wie im Vorjahr. Folglich musste der Verbleib von 7956 Jugendlichen statt 10.350 Schülern (2012) gesichert werden. Von diesen 7956 Jugendlichen entschieden sich 4225 für eine weiterführende Schule. Die übrigen, eben jene 3731 Schüler, gingen von der Schule ab.

Nach Einschätzung der Opposition rechnet Rabe eine „schlechte Untersuchung schön“. „Wenn nur 39 Prozent der Schulabgängerinnen und -abgänger einen Ausbildungsplatz bekommen haben, kann man nicht wie Schulsenator Rabe von einem ‚guten Wert‘ reden“, kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft, Dora Heyenn. Nach wie vor landeten mehr Hamburger Jugendliche in Warteschleifen als in einer betrieblichen Ausbildung. „Der Senat hat zwar eine Reform der beruflichen Bildung versprochen – aber Hamburg bleibt ein Warteschleifenland“, sagte Heyenn.

Die Verbesserung der Ausbildungsplätze von 25 auf 39 Prozent bei den Schulabgängern sei eine rein rechnerische, keine reale. „Denn im Schuljahr 2011/12 gab es SchulabgängerInnen aus den neunten und zehnten Klassen, seit diesem Jahr aber nur noch aus den zehnten. Das ist eine völlig andere Ausgangslage.“ In realen Zahlen konnten in diesem Jahr laut der Linken nicht mehr, sondern weniger Schulabgänger eine Ausbildung beginnen: 868 gegenüber 918 im Vorjahr. „Der SPD-Senat muss endlich für mehr Ausbildungsplätze sorgen. Das geht zum Beispiel im Ausbildungsplatzprogramm oder in der Berufsqualifizierung“, so Heyenn.