Marcus Weinberg sieht seine Partei nach harten Jahren durch das Ergebnis gestärkt und hält die Große Koalition für keine schlechte Option.
Hamburg. Der CDU-Landesvorsitzende Marcus Weinberg hält die Große Koalition für keine schlechte Option und sieht die Hamburger Christdemokraten nach dem Absturz bei der Bürgerschaftswahl 2011 nun konsolidiert.
Hamburger Abendblatt: Die CDU hat in Hamburg zugelegt, aber die SPD ist wieder stärkste Kraft. Liegt das am Scholz-Faktor?
Marcus Weinberg: Nein. Vor vier Jahren waren wir knapp vorn, die Unterschiede sind fein. Wichtig für uns ist, dass wir deutlich über 30 Prozent gekommen sind. Das war unsere Zielmarke. Das Ergebnis zeigt, dass wir Christdemokraten in Hamburg ein Potenzial von 30 Prozent plus x abrufen können. Wir sind bei der Bundestagswahl in der Hansestadt mit der SPD auf Augenhöhe.
Die Hamburger CDU ist bei der Bürgerschaftswahl 2011 sehr tief abgestürzt und hat harte Zeiten hinter sich. Sehen Sie die CDU jetzt konsolidiert?
Weinberg: Ja. Wir hatten nicht nur das Ziel, möglichst viele Abgeordnete nach Berlin zu schicken, sondern auch wieder politisch aus den Startlöchern zu kommen mit Blick auf die Europa-, Bezirks- und dann die nächste Bürgerschaftswahl. Wir sind wieder zurück und können sagen, dass die vergangenen zwei schwierigen Jahre jetzt abgeschlossen sind.
Trotzdem: Sie haben nicht so viele Wahlkreise gewonnen wie erhofft.
Weinberg: Ich habe noch die Erklärung von Olaf Scholz im Ohr, die SPD werde alle sechs Wahlkreise gewinnen. Das hat nicht funktioniert. Aber es ist eben so: Hochmut kommt vor dem Fall. In fast allen Wahlkreisen ist das Rennen zudem knapp ausgegangen. Wir freuen uns mit Dirk Fischer, der Nord wieder gewonnen hat.
In Altona gab es ein Prestige-Duell. Sie sind als Landesvorsitzender gegen einen eher unbekannten SPD-Kandidaten angetreten. Ist es nicht eine Niederlage, verloren zu haben?
Weinberg: Ich hätte mich sehr gefreut, Altona zu gewinnen, das ist für einen Wahlkämpfer immer der Anspruch. In Altona ist dies der CDU allerdings erst einmal gelungen und die Wahl jetzt ist knapp ausgegangen – das ist ein Erfolg und gibt Schub für die Zukunft.
So richtig gefeiert wurde im Ludwig-Erhard-Haus der CDU nicht. Wie ist Ihre Gefühlslage unterm Strich?
Weinberg: Wir sind superglücklich über das grandiose Ergebnis, auch wenn wir uns gewünscht hatten, das Regierungsbündnis mit der FDP fortzusetzen. Aber das Glücksgefühl überwiegt. Für die Regierungsarbeit sind jetzt die Kräfte der Vernunft gefordert. Die Sozialdemokraten müssen sich jetzt ihrer Verantwortung stellen und Rot-Rot-Grün eine klare Absage erteilen. Wir freuen uns im Übrigen, dass die Wahlbeteiligung bundesweit gestiegen ist.
Die CDU hat in Berlin zuerst mit der SPD zusammen regiert, dann mit der FDP. Was war besser?
Weinberg: Beide Koalitionen waren erfolgreich und zu ihrer Zeit für Deutschland richtig und wichtig. Wir haben das Land zusammen mit der SPD gut durch die Finanzkrise gesteuert, gemeinsam mit den Liberalen dann wichtige Zukunftsprojekte auf den Weg gebracht. Ich halte die Große Koalition für eine politische Option, die man nicht als letzten Ausweg abtun sollte.