HNO-Arzt aus Horn löst Dr. Michael Späth als Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung ab
Hamburg. Einer der einflussreichsten Ärzte in Hamburg macht Platz für seinen Nachfolger: Dr. Michael Späth, 64, übergibt das Amt des Vorsitzenden der Vertreterversammlung in der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) an Dr. Dirk Heinrich. In einer Feierstunde wurde Späth, der 25 Jahre im „Ärzteparlament“ saß, von Ärzten, Wegbegleitern und Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) verabschiedet.
Späth ist deshalb auch über Hamburg hinaus eine schillernde Figur, weil er jahrzehntelang die Interessen der niedergelassenen Ärzte vertrat, über Honorare verhandelte – und immer wieder von der Basis gewählt wurde. Der aus Berlin stammende Allgemeinmediziner, der auch als Landarzt in Niedersachsen gearbeitet hatte, zählt neben seinem Nachfolger Heinrich (Vorsitzender des NAV-Virchow-Bundes) und dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Professor Frank Ulrich Montgomery, zu den Hamburger Ärzten, die auf Bundesebene kräftig mitmischen.
Dabei wurde Späth oft als „eiskalt“ in Verhandlungen beschrieben. Damit konnte er leben, denn sein Naturell ist ein anderes. Er arbeitete immer an der Belastungsgrenze, vernachlässigte seine Familie, wofür er sich sogar beim Abschied vom Amt öffentlich entschuldigte. Aber der Einsatz für Ärzte und Patienten war sein Leben. Oft ging es darum, den Honorartopf unter den Ärzten richtig zu verteilen.
In Heinrich hat Späth einen Nachfolger, der ähnlich vehement die Interessen der Hamburger Praxisärzte vertreten wird. Ein kluger HNO-Arzt aus Horn, der das Ohr an der Basis hat und in vielen Politik-Details zu Hause ist.
Seine Ideen, sein rhetorisches Können und seine Durchsetzungskraft seien seine Stärken, lobte der KV-Vorsitzende Walter Plassmann. Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks bemitleidete Späth fast im Nachhinein. Sie betete die endlose Liste der Gesundheitsreformen herunter, die Späth mit den Ärzten umzusetzen hatte: „Wer blickt da noch durch?“ Es war auch ein Eingeständnis, dass die Politik den Ärzten ab und an einen Knüppel zwischen die Beine wirft. „Die Arbeit des Arztes ist komplizierter geworden.“ Gleichzeitig sprach sich die Senatorin dafür aus, über die Honorierung neu nachzudenken: „Ich halte die Zeit, die der Arzt für Patienten aufwendet, für unterbewertet.“ Das ist Wasser auf die Mühlen derjenigen Mediziner, die weg wollen von zahllosen Apparaten und überbordender Technik.
Späth ist ein Arzt, der mit der Machete durch den Dschungel der Gesundheitspolitik ging. Zwischenzeitlich saß er sogar im Bundesvorstand der Kassenärztlichen Vereinigung. Dass die Hamburger im Bund eine Sonderrolle beanspruchen, ist auch seinem Engagement zu verdanken.