Bürgerschaft will Anträge von CDU und FDP im Schulausschuss beraten. Kinder sollen besser schreiben lernen. Schulsenator Ties Rabe attestiert den Lehrern grundsätzlich gute Arbeit.
Hamburg. Die Hamburgische Bürgerschaft wird sich intensiv mit den schwächer gewordenen Rechtschreibleistungen der Schüler beschäftigen. Der Schulausschuss wird dazu voraussichtlich zu einer Expertenanhörung einladen. Am Ende könnte eine Änderung der Bildungspläne mit dem Ziel stehen, dem korrekten Schreiben wieder mehr Gewicht zu geben und erwiesenermaßen erfolgreiche Methoden zum Erlernen von Lesen und Schreiben verbindlich festzuschreiben.
Den Anstoß hatte die FDP-Opposition geliefert, die in einem Antrag von einer „Rechtschreibkatastrophe“ gesprochen und verbindliche methodische Vorgaben für die Schulen gefordert hatte. Die Liberalen verlangen außerdem, dass das umstrittene Verfahren „Lesen durch Schreiben“ an Grundschulen nicht mehr angewendet werden darf. Die FDP stieß mit ihrem Vorstoß grundsätzlich auf offene Ohren auf der Senatsseite. Mit der Mehrheit der SPD-Abgeordneten wurden der FDP-Antrag und ein CDU-Antrag mit ähnlicher Zielrichtung am Mittwochabend zur weiteren Beratung in den Schulausschuss überwiesen.
„Dass wir an den Schulen große Probleme mit der Rechtschreibung haben, ist offensichtlich. Deswegen müssen wir jetzt genau hinsehen, was da geschieht“, begründete der SPD-Schulpolitiker Lars Holster die eher seltene Überweisung eine Oppositionsantrags in den zuständigen Ausschuss. „Es lohnt sich, die Bildungspläne genau anzusehen und möglicherweise Veränderungen zu beschließen.“ Voraussetzung sei allerdings eine breite Zustimmung der Fraktionen. Holster lehnt die Methode „Lesen durch Schreiben“ nicht grundsätzlich ab. „Es kann als Ergänzung vor allem für leistungsstarke Schüler eingesetzt werden, aber nicht allein als Lerngrundlage für alle Erstklässler“, sagte der SPD-Abgeordnete.
Schulsenator Ties Rabe (SPD) attestierte den Lehrern grundsätzlich gute Arbeit. „Dennoch müssen die Leistungen der Schüler weiter verbessert werden“, sagte der Senator. Die Rechtschreibleistungen seien in den vergangenen zehn Jahren etwa gleich geblieben. Rabe: „Allerdings verweisen Experten darauf, dass das Niveau zuvor in den 90er-Jahren in ganz Deutschland deutlich gesunken ist.“
Der SPD-Politiker forderte eine sorgfältige Aufklärung der Ursachen. „Vorschnelle Verbote bestimmter Schulbücher oder Lernmethoden helfen nicht.“ Allerdings sagte Rabe auch: „Kein Schüler kann sich die deutsche Rechtschreibung nur durch Ausprobieren und Kreativität aneignen. Gute Rechtschreibung kann ohne ständiges Verbessern und Üben nicht gelingen.“ Das darf als indirekte Kritik an der Methode „Lesen durch Schreiben" verstanden werden, die unter anderem darauf setzt, dass Schüler Worte so schreiben, wie sie sie hören. Der Lehrer korrigiert zunächst nicht.
Die FDP-Bildungspolitikerin Anna von Treuenfels ging dagegen hart mit der umstrittene Methode ins Gericht. „Hinter Lesen durch Schreiben verbirgt sich letztlich das muntere Drauflosschreiben der Kinder ohne vernünftige Lerngrundlage und ohne sinnvolle Fehlerkorrektur“, sagte von Treuenfels. Aus der Senatsantwort auf eine Treuenfels-Anfrage ergibt sich, dass keine Grundschule ausschließlich nach der Methode „Lesen durch Schreiben" unterrichtet. Offen ist allerdings, wie viele Schulen das Verfahren als Ergänzung nutzen.
Die CDU-Bildungspolitikerin Karin Prien kündigte an, sich differenzierter mit dem Problem auseinandersetzen zu wollen, als es der FDP-Antrag nahelege. „Es ist ein unerträglicher Zustand, dass in einer Schule auf einer Klassenstufe nach unterschiedlichen Methoden unterrichtet wird“, sagte Prien. Stefanie von Berg (Grüne) warnte davor, „das Kind mit dem Bade auszuschütten“. Dora Heyenn (Linke) forderte, dass Schüler wieder mehr von Hand schreiben müssten, anstatt nur am Computer zu sitzen. Doch auch Grüne und Linke stimmten der Überweisung der Anträge von FDP und CDU zu.