Carsten Willms, verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Hansa:
Im Jahr 2030 hat die HVV-Monatskarte endgültig ausgedient. Die Hamburger fahren mit der Mobilitätskarte. Mit diesem Ticket können künftig sowohl Bus- als auch einzelne U- und S-Bahn-Tickets sowie Leihwagen und Fahrräder für Kurzstrecken bezahlt werden. Über ein Smartphone werden sich die Gebühren kilometergenau abrechnen lassen. Das System wird zudem aktuelle Daten über Staus oder Unfälle sowie die Dauer und die Kosten der jeweiligen Strecke ausweisen. Das Auto wird eine immer geringere Rolle spielen und damit die Luft über Hamburg sauberer werden. Denn die Probleme mit Stickoxiden und Feinstaub sind 2030 technisch gelöst und spielen keine Rolle mehr. Auch der Ausstoß von Kohlendioxid wird drastisch sinken. Auch weil der Pkw-Verkehr in den kommenden 17 Jahren weiter abnehmen wird. Das weisen schon Studien aus den vergangenen Jahren aus. Der Trend hat 2000 eingesetzt und wird sich verstärken.
Der ADAC geht derzeit davon aus, dass 2030 noch 40 statt wie zuletzt in einer Infas-Studie ermittelt 58 Prozent der Menschen in Hamburg in der Stadt mit dem Auto unterwegs sind. Dennoch bleibt das Auto Verkehrsmittel Nummer eins. Hinzu kommt: Bis zu 60 Prozent aller Autos werden bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts einen Hybridantrieb haben oder ausschließlich mit Strom und damit weitgehend abgasfrei fahren. Ohnehin spielt das Auto als Statussymbol eine immer geringere Rolle.
Gewinner werden Rad und U- und S-Bahnen sein. So wird allein jeder Vierte der 2030 wohl zwei Millionen Einwohner für Stadtfahrten auf zwei Räder umsteigen. Heute tun das nur halb so viele. Zum Vergleich: München kommt schon derzeit auf 17 Prozent.
Als Voraussetzung, um den Verkehr von morgen auch in der Großstadt zu bewältigen, sehen wir als ADAC jedoch, dass Hamburg 2030 auf einem Ring aus ausgebauten Autobahnen umfahren werden kann. Zudem muss die U 4 die Elbe überqueren und die S 4 im Zehn-Minuten-Takt nach Bad Oldesloe fahren. Solche Projekte sind aber nur zu realisieren, wenn sich die Politik auf einen Masterplan einigt. Ein einmal erzielter Konsens muss dann über mehrere Legislaturperioden durchgehalten werden. Sonst droht die Stadt 2030 im Stau zu ersticken und die Zahl der Unfälle zuzunehmen. Unsere Wünsche für die Zukunft richten sich auf weitere Schienenverbindungen. Hamburg würde profitieren, wenn auch Lübeck, Lüneburg oder Geesthacht über die Schiene im Zehn-Minuten-Takt angebunden wären. Das würde noch mehr Menschen ermöglichen, in der Region zu wohnen und in Hamburg zu arbeiten. Neue Straßen in der Stadt sind nicht notwendig. Wir brauchen aber die 88 Millionen Euro, die das Land in diesem Jahr erstmals zur Sanierung bereitgestellt hat. Nur wenn diese Summe weiter in jedem Jahr fließt, ist das Netz für die Zukunft gerüstet.