Das Helene-Lange-Gymnasium und das Hansa-Gymnasium bieten ihren Schülern als einzige Hamburger Schulen das International Baccalaureate (IB) an. Der Abschluss ist in Gefahr, weil Prüfungen zeitgleich wären.

Hamburg. Es ist ein exklusiver und weltweit hoch angesehener Zusatz zum Abitur: Das Helene-Lange-Gymnasium in Eimsbüttel und das Hansa-Gymnasium in Bergedorf bieten ihren Schülern als einzige Hamburger Schulen das International Baccalaureate (IB) an. Mehr als 3500 Schulen weltweit vergeben das begehrte Zertifikat, das den Zugang zu Universitäten außerhalb Deutschlands erleichtern kann.

Jetzt gerät das Vorzeigeprojekt des Hamburger Schulwesens in Gefahr. Der Grund: Die an allen Teilnehmerschulen gleichen Termine für die IB-Prüfungen überschneiden sich im kommenden Jahr und auch 2015 mit den länderübergreifenden Abitur-Terminen in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik.

"Wir haben der Schulbehörde vorgeschlagen, für die IB-Schüler auf den Nachschreibtermin ausweichen zu dürfen", sagt Bernd Guth, der Hamburger IB-Koordinator, der am Helene-Lange-Gymnasium unterrichtet. "Es ist unschwer nachzuvollziehen, dass nach einer fünfstündigen Abitur-Klausur im Fach Deutsch das Bearbeiten von zwei Biologie-Papern von jeweils eineinhalb Stunden ganz und gar unsinnig ist."

Konkret sollen die Abi-Klausuren am 6., 9. und 13. Mai 2014 geschrieben werden, während für die IB-Prüfungen exakt dieselben Tage vorgesehen sind. Guth und seine Mitstreiter halten die Verlegung der Abitur-Prüfungen auf Anfang Juni für sinnvoll und machbar. Doch die Schulbehörde lehnt den Vorschlag bislang ab.

Begründung: Für die Klausuren kompletter Kurse müsste innerhalb von ein oder zwei Wochen das gesamte Korrekturverfahren durchlaufen werden. Für Schüler, die diesen Termin verpassten, müsste es wiederum einen Nachschreibtermin geben. Am Ende ist aus Sicht der Behörde nicht sichergestellt, dass die Abiturzeugnisse vor Ende des Bewerbungsschlusses der Hochschulen ausgegeben werden können.

"Das erfolgreiche Programm ist in seinem Fortbestehen massiv gefährdet", sagt IB-Koordinator Guth, der auf Niedersachsen verweist. Das dortige Kultusministerium hatte den IB-Schulen im vergangenen Jahr erlaubt, auf die Nachschreibtermine für die Abi-Prüfung auszuweichen. Angeblich will auch die neue rot-grüne Landesregierung an der Regelung festhalten.

In der Schulbehörde hat man die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Noch gibt es keine Lösung, aber wir sind auf der Suche", sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Allerdings sei das "keine einfache Frage". Walter Scheuerl, parteiloses Mitglied der CDU-Bürgerschaftsfraktion, hat eine Kleine Anfrage an die Hamburger Landesregierung gerichtet. "Will der Senat das Angebot durch die kalte Küche abschaffen?", fragt Walter Scheuerl.