In Bergedorf formiert sich Protest gegen Exxon-Pläne zum sogenannten Fracking in den Vierlanden

Bergedorf. Im Hamburger Osten wächst der Widerstand gegen die Pläne von ExxonMobil, in den Vierlanden Erdgas aus tiefen Gesteinsschichten zu fördern - möglicherweise mit dem umstrittenen Fracking-Verfahren. In der Bezirksversammlung Bergedorf waren sich bei der Sitzung Ende Januar alle Fraktionen in ihrer Ablehnung der Exxon-Pläne einig. Zugleich zeigte man sich irritiert, dass das Bezirksamt Bergedorf zugeben musste, über den Antrag von Exxon zur "Aufsuchung von Kohlenwasserstoffen" in den Vierlanden gar nicht informiert gewesen zu sein. Die Abgeordneten forderten jetzt umfassende Informationen über die Details des Vorhabens.

Exxon hatte vom zuständigen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in Niedersachsen im Dezember 2012 die auf drei Jahre befristete Genehmigung zur Prüfung erhalten, ob es in den Vierlanden größere Öl- oder Gasvorkommen gibt. Die Untersuchung soll dabei mittels Studien und der Prüfung bereits vorhandener Bohrkerne durchgeführt werden. Eine Erlaubnis zur Bohrung oder Förderung mittels Fracking ist damit zwar nicht unmittelbar verbunden. Die Suche gilt aber als Vorstufe einer möglichen späteren Förderung. Mit der Aufsuchungsgenehmigung sichert sich das Unternehmen vorläufig die exklusiven Rechte auf das Gebiet.

Beim "Hydraulic Fracturing", kurz: Fracking, werden mit Tiefenbohrungen Chemikalien in den Boden gepresst, die in den Gesteinen Risse erzeugen. Diese werden geweitet und stabilisiert, damit Öl oder Gas entweichen können. Da die verwendeten Chemikalien giftig sind, befürchten Kritiker des Verfahrens eine Verunreinigung des Trinkwassers. Dieses Risiko wird in den Vierlanden als besonders problematisch angesehen, da es ein Wasserschutzgebiet ist.

An der Erteilung der Genehmigungen ist eine Vielzahl von Behörden beteiligt. Die letzte Entscheidung liegt aber bei der für den Bergbau zuständigen Wirtschaftsbehörde in Hamburg. Auf die Frage, warum man die Prüfung eines Wasserschutzgebietes für die Energiegewinnung durch Exxon überhaupt genehmigt habe, hieß es dort: Man könne diese gar nicht verhindern.

Neben der Skepsis in der Bezirkspolitik formiert sich nun offenbar auch Widerstand unter den Bergedorfer Einwohnern. Am Mittwoch kommender Woche treffen sich "Aktive und Interessierte" um 19 Uhr unter dem Motto "Kein Fracking in den Vier- und Marschlanden" im Gasthaus Zum Elbdeich. Einen Tag später gibt es im Zollenspieker Fährhaus eine Diskussionsveranstaltung zum Fracking.

Die Journalistin Carin Schomann, die sich des Themas in ihrem Blog www.vierlaender.de schon vor Wochen angenommen hat, kritisiert vor allem die schlechte Informationspolitik von Exxon und den Behörden. Hintergrund: Auf ihre Anfragen mittels des neuen Transparenzgesetzes haben die Behörden zu weiten Teilen geschwärzte Dokumente herausgegeben - und dies nur widerwillig, sagt Schomann. Es könne nicht sein, "dass die Beamten, deren Gehälter wir alle zahlen, uns Bürgern die uns zustehenden Informationen vorenthalten." Auch wenn das Thema Fracking viele Facetten habe, so sei die Methode doch "alles andere als gut erforscht", warnt Schomann. "Wir dürfen nicht mit den Ressourcen unserer Nachfahren spielen."

Exxon-Mobil-Sprecherin Ritva Westendorf-Lahouse hatte kürzlich betont, dass während der Prüfungsphase bis Ende des Jahres 2015 keine Bohrungen und damit auch keine Fracking-Maßnahmen geplant seien. Für die Zukunft ausschließen wollte sie diese Maßnahmen aber nicht. Die Methode sei bereits "seit 50 Jahren ohne einen Umweltschaden in Deutschland zum Einsatz gekommen", betonte die Sprecherin.

SPD-Umweltpolitikerin Monika Schaal dagegen sagte, sie habe "erhebliche Bedenken". Bisher könne niemand alle Gefahren für Grundwasser und die Gesundheit der Menschen ausschließen. Auch die Grünen lehnen das Verfahren ab. Allein die FDP vertritt auf Landesebene eine differenzierte Position. Zwar sei der Schutz des Grundwassers elementar, betont ihr Umweltpolitiker Kurt Duwe. Zugleich aber wies Duwe darauf hin, dass eine Energieförderung vor der eigenen Tür umweltverträglicher sei als der Import etwa aus Russland. Die Bergedorfer FDP lehnt das Fracking vor ihrer Tür dagegen ab.