Eine Woche vor den befürchteten Krawallen im Anschluss an das Schanzenfest hat es auf St. Pauli bereits erste schwere Auseinandersetzungen gegeben.
In der Nacht zu Sonnabend lieferten sich etwa 250 Demonstranten an der Paul-Roosen-Straße eine erbitterte Straßenschlacht mit der Polizei. Sie warfen mit Flaschen, Dosen und Feuerwerkskörpern. Die Polizei reagierte mit Schlagstöcken und einem Großaufgebot von 200 Beamten. Für "normale" Kiezbesucher war bis in die Morgenstunden kein Durchkommen. Drei Polizeibeamte wurden während des Einsatzes leicht verletzt. Fünf Demonstranten kamen in Gewahrsam, weitere fünf wurden festgenommen.
Anlass für die Auseinandersetzungen war eine Demonstration unter dem Motto "Gegen Sanierungsgebiete", die um 18 Uhr mit 300 Teilnehmern am Bahnhof Sternschanze startete. Der Protestmarsch verlief über den Millerntorplatz und die Reeperbahn bis zur - kurz vor dem Abriss stehenden - Kneipe Skorbut an der Paul-Roosen-Straße. Dort fand gegen 20.30 Uhr die Abschlusskundgebung statt. Bis dahin verlief die Veranstaltung laut Polizei bis auf vereinzelte Ausreißer friedlich.
In den folgenden Stunden gerieten zunächst die teils stark angetrunkenen Protestler, die sich allesamt ins Skorbut zu drängen versuchten, untereinander in Streit und gingen gegenseitig aufeinander los. Vor der Kneipe versammelten sich unterdessen an die 250 Menschen, von denen der Großteil hohe Gewaltbereitschaft zeigte.
Gegen Mitternacht eskalierte die Situation dramatisch. Die ersten schmissen mit Flaschen und Böllern auf Polizeibeamte. Auf der Straße wurden bengalische Feuer gezündet. Die Protestler schleuderten Flaschen auf geparkte Autos und Streifenwagen, die Heckscheibe eines Wagens wurde zerstört. Die Beamten zückten ihre Schlagstöcke, um sich zu verteidigen und die Gewalt zurückzudrängen. Erst gegen vier Uhr am Sonnabendmorgen beruhigte sich die Lage an der Paul-Roosen-Straße wieder.
Erst zwei Nächte zuvor hatten Vermummte an der Schanzenstraße 37 Fensterscheiben von Geschäften und Büros mit Steinen eingeworfen und eine Rauchbombe gezündet - offenbar aus Protest gegen die "Yuppisierung" des Stadtteils. Ob die Tat von den umstrittenen Videokameras der Polizei aufgezeichnet wurde, ist unklar.
Aus der Antwort auf die jüngste Senatsanfrage des SPD-Innenexperten Andreas Dressel zur Videoüberwachung geht nicht hervor, wie viele Videokameras die Polizei im Stadtteil und darüber hinaus installiert hat. Die Überwachungsaktion, die von privaten Balkonen sowie von Geschäften aus erfolgt, wird laut Polizei nur zur Strafverfolgung eingesetzt, etwa wenn sich Sachbeschädigungen an bestimmten Geschäften häufen.
In der Antwort des Senats heißt es jedoch, dass alle 16 bei der Staatsanwaltschaft Hamburg in Bezug auf Sachbeschädigungen in der Schanze anhängigen Verfahren eingestellt wurden. Dressel sieht darin die Gefahr, dass die Grenzen wischen Strafverfolgung und Gefahrenabwehr verwischt werden. Zudem kritisiert er die mangelnde Datensicherheit. "Ein absolut sicherer Schutz gegen Eingriffe Dritter ist nicht erkennbar."