Zahl der Schüler, die Gymnasium nach Klasse sechs verlassen müssen, hat sich fast verdoppelt. 21 der 52 Stadtteilschulen seien bereits überfüllt.
Hamburg. Der Primarschul-Verhinderer Walter Scheuerl befürchtet einen Schüler-Engpass an den Stadtteilschulen nach den Sommerferien. "Mehr als 600 Sechstklässler werden zum neuen Schuljahr vom Gymnasium auf eine Stadtteilschule wechseln müssen", sagte der Schulpolitiker der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Viele Stadtteilschulen seien jedoch schon jetzt überfüllt.
Laut der Senatsantwort auf eine Scheuerl-Anfrage haben 645 Gymnasiasten (352 Jungen, 293 Mädchen) mit dem Halbjahreszeugnis eine sogenannte Mitteilung erhalten, dass sie voraussichtlich nicht in die siebte Klasse versetzt werden. Wer dann nicht versetzt wird, muss diese Schulform verlassen.
Damit dürften im kommenden Schuljahr deutlich mehr Kinder das Gymnasium verlassen müssen als im Vorjahr, als 334 Sechstklässler wechseln mussten. Scheuerl führt den deutlichen Anstieg der "Mitteilungen" auf die Abschaffung des Sitzenbleibens in den Klassen 7 bis 10 des Gymnasiums zurück. "Die Gymnasien prüfen strenger als früher, für welche Kinder die Prognose gerechtfertigt ist, dass sie die hohen Anforderungen der Mittelstufe am Gymnasium erfüllen können", sagte der Rechtsanwalt.
"Es war zu erwarten, dass die Zahl der Versetzungswarnungen ansteigen würde", sagte Schulbehördensprecher Peter Albrecht. Weil es sich um die Schüler des ersten Jahrgangs ohne Sitzenbleiben in der Mittelstufe ("Fördern statt Wiederholen") handelte, "haben die Lehrer ein eigenes Interesse, genauer hinzusehen".
Scheuerl befürchtet, dass viele Stadtteilschulen keine Schüler aufnehmen können, weil die Kapazitäten der Schulen bereits erschöpft seien. "Schon jetzt sind 21 der 52 Stadtteilschulen überfüllt", sagte der Abgeordnete. Das ergibt sich aus einer Aufstellung der Klassenstärken aller Schulen, die Scheuerl abgefragt hatte.
Behördensprecher Albrecht spricht von einer "erheblichen Herausforderung". Grundsätzlich seien die aufnehmenden Schulen verpflichtet, in Jahrgang sechs zwei Plätze für Schulformwechsler freizuhalten. Doch dass das zunächst einmal eine statistische Größe ist, weiß auch die Behörde. "Wenn an einer Schule zu wenig Plätze vorhanden sind, werden neue Klassen eingerichtet", sagte Albrecht. Die Behörde wolle vermeiden, dass Schüler "von Niendorf bis Harburg" fahren müssen.
Im Übrigen sei noch nicht klar, wie viele Schüler letztlich wirklich das Gymnasium verlassen müssten, weil ja auch Verbesserungen der Leistungen im zweiten Halbjahr möglich seien. Da die Zeugniskonferenzen bereits im Mai seien, bliebe ausreichend Zeit, um organisatorisch zu reagieren. Spitzenreiter bei den Mitteilungen zur voraussichtlichen Abschulung sind das Gymnasium Kirchdorf/Wilhelmsburg mit 32, das Friedrich-Ebert-Gymnasium (Heimfeld) mit 29 sowie das Gymnasium Allee (Altona) mit 23 Kindern.