„Genitalverstümmelung ist für mich der größte Bürgerkrieg aller Zeiten“, sagte der Abenteurer Rüdiger Nehberg bei der Verleihung.

Hamburg. Für sein Engagement gegen die weibliche Genitalverstümmelung ist Rüdiger Nehberg (75) mit der „Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes“ der Stadt Hamburg ausgezeichnet worden. „Weibliche Genitalverstümmelung ist für mich der größte Bürgerkrieg aller Zeiten“, sagte der unter dem Namen „Sir Vival“ bekannte Abenteurer am Freitag in Hamburg.

Gemeinsam mit seiner Frau gründete Nehberg vor mehr als zehn Jahren die Hilfsorganisation „Target“. Im Kampf gegen den „blutigen Brauch“ setzten die beiden auf die Kooperation mit dem Islam, „denn rund 90 Prozent der Opfer sind Muslima“, sagte Nehberg. Nach wie vor werde das archaische Ritual in 35 Länder praktiziert. 150 Millionen Frauen seien betroffen.

Den Durchbruch brachte 2006 eine von Target initiierte internationale Konferenz hochrangiger islamischer Gelehrter in Kairo. Das Ergebnis besitzt den Wert einer richtungsweisenden Fatwa, eines Rechtsgutachtens: „Weibliche Genitalverstümmelung ist ein strafbares Verbrechen. Es verstößt gegen höchste Werte des Islam.“ Mit „Goldenen Büchern“, die sie verteilen, wollen Nehberg und seine Mitstreiter die Fatwa von Kairo überall verbreiten.

Mit bei der Konferenz war auch der ägyptische Islamwissenschaftler Professor Muhammad Shama: Das Problem sei, dass viele Menschen glaubten, der Islam erlaube die weibliche Genitalverstümmelung. Aber das sei ein Irrtum, sagte Shama am Freitag. Der Wissenschaftler war extra von Kairo nach Hamburg gereist.

Am Sonntag, dem „Internationalen Tag der Genitalverstümmelung“, will Shama außerdem an der Eröffnung einer Ausstellung teilnehmen. Dann startet im Hamburger Völkerkundemuseum die Sonderschau „Mit dem Islam gegen weibliche Genitalverstümmelung“. Die Medaille wurde Nehberg von Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) überreicht. Mit ihr werden seit 1953 Menschen geehrt, die sich durch besondere hervorragende Leistungen zum Besten des Gemeinwohls ausgezeichnet haben. (dpa)