Weil der Hersteller des Mittels bis zum 4. Januar nicht mehr liefert, hat sich auch der Hamburger Flughafen dem Krisen-Pool angeschlossen.

Hamburg/Berlin. Weil auf diversen deutschen Flughäfen das Enteisungsmittel für die Maschinen knapp wird, haben elf Flughafen-Unternehmen jetzt einen Krisen-Pool gebildet. Dazu gehören Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin-Tegel, Berlin-Schönefeld, Münster/Osnabrück, Köln/Bonn, München, Nürnberg, Stuttgart und Hahn. Die Flughäfen gleichen jetzt in einer täglichen Telefonkonferenz ihre Lagerbestände und Wettervorhersagen ab. Wird das Enteisungsmittel in einem Flughafen knapp, soll ein anderer aushelfen.

Der Flughafen Hamburg hat schon Berlin, Münster/Osnabrück und Sylt gerettet. Kurz vor Weihnachten ging den drei Flughäfen das Enteisungsmittel aus, unter anderem, weil Tanklastwagen im Schnee feststeckten. Der Nachschub aus Hamburg war die schnellste Lösung. "Wir haben ja auch nichts davon, wenn etwa auf Sylt die Flieger nicht starten können", sagt Flughafensprecherin Stefanie Harder. "Und wir haben noch viel Enteisungsmittel."

Rund 60.000 Liter seien direkt am Flughafen Hamburg verfügbar, weitere 60.000 Liter im Lager. "Hamburg ist bisher vom Winter nur gestreichelt worden", so Harder. Es sei zwar auch hier klirrend kalt gewesen, auf den Flugzeugen habe aber bei weitem nicht so viel nasser Schnee gelegen, wie an anderen Flughäfen.

Allein in den rund vier Wochen seit dem Wintereinbruch sei an den Standorten Frankfurt, Düsseldorf und Berlin so viel Mittel verbraucht worden wie im harten und langen vorigen Winter, sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, Ralph Beisel.

Am Hamburger Flughafen wird momentan überhaupt nicht enteist. In den vergangenen Jahren kamen in Hamburg Enteisungsmittel frühestens im Januar zum Einsatz.

Der Krisen-Pool gilt für die Zeit, in der der Hersteller Clariant nicht produziert. Die Schweizer Firma hatte am Tag vor Silvester einen Produktionsstopp vom 1. bis 4. Januar verkündet, weil ihr der Glykol-Nachschub fehlt. Die Clariant-Kunden Düsseldorf, Leipzig und Dresden haben sich dem Krisen-Pool nicht angeschlossen. Frankfurt/Main bekommt sein Enteisungsmittel von der britischen Konkurrenz Kilfrost.

„Es liegt nicht an unseren Kapazitäten, sondern es fehlt schlicht der Grundstoff“, sagte Clariant-Unternehmenssprecher Ulrich Nies. Glykol wird in sogenannten Crackern aus Erdöl beziehungsweise Erdgas gewonnen. Die Zahl dieser Anlagen ist in Europa begrenzt. In den vergangenen Wochen hatten fehlende Enteisungsmitteln schon mehrfach für Ausfälle im europäischen Luftverkehr gesorgt, so in London-Heathrow, am Pariser Flughafen Charles de Gaulle und in Brüssel.

Clariant-Sprecher Nies betonte die enge Kooperation zwischen Flughäfen, Herstellern und Airlines bei der Verteilung der noch vorhandenen Mengen. Die Einkäufer von Clariant seien weltweit unterwegs auf der Suche nach Glykol. Ab dem 4. Januar werde das einzige Werk für das Mittel „Safewing“ im bayerischen Gendorf auch wieder beliefert.

Clariant hat nach eigenen Angaben die Produktion im Vergleich zum bisherigen Spitzenjahr 2009/2010 um 50 Prozent hochgefahren. Die Produktion laufe seit Oktober an sieben Tagen in der Woche. Die aerodynamischen Flächen eines Flugzeugs müssen nach internationalen Sicherheitsvorschriften beim Start zwingend eisfrei sein. Verantwortlich dafür ist der Pilot des Jets.