Sicherheitsfirma Prevent stellte der HSH Nordbank in zwei Jahren 7,083 Millionen Euro in Rechnung
Hamburg. 18,75 Quadratmeter abhörsichere Fensterfolie für 3281,25 Euro, drei abhörsichere Krypto-Telefonanlagen für 14 878,13 Euro, eine "Corporate Compliance Security Beratung" für 184 500 Euro - die Rechnung der Prevent AG lässt erahnen, was die Sicherheitsfirma im Auftrag der HSH Nordbank geleistet hat. Sie wirft aber ebenso viele Fragen auf. Warum gibt eine zu 85,5 Prozent staatliche Bank einer Sicherheitsfirma Aufträge, die allein für die Jahre 2008 und 2009 zu Rechnungen über 7,083 Millionen Euro führen, wie eine dem Abendblatt vorliegende Aufstellung belegt? Warum haben die in Rechnung gestellten Projekte stets Decknamen wie "Schimmelreiter", "Sisha" oder "Guardian"?
Prevent arbeite bereits seit 2004 für die HSH, sagte Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher am Montag in Kiel. Damit wies Nonnenmacher, der erst 2007 in die Bank kam und 2008 Vorstandschef wurde, auch Vorwürfe zurück, er allein habe Verträge mit Prevent abgeschlossen. Allerdings soll er 2009 einen "Leistungsschein" für Prevent allein abgezeichnet haben - ob das aktienrechtlich angreifbar ist, ist eine der derzeit spannendsten Fragen.
Fest steht: Die HSH hatte beim Thema Sicherheit Beratungsbedarf. Schon 2005 wurde im Büro von Vorstandschef Alexander Stuhlmann eine Wanze gefunden. Anfang 2009, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, sickerten immer wieder vertrauliche Informationen aus der Bank durch. Nonnenmacher und sein Vertrauter, Chefjustiziar Wolfgang G., versuchten verzweifelt, das Leck zu finden. Inwiefern sie sich zum Beispiel bei der Entlassung von Vorstand Frank Roth der Hilfe von Prevent bedienten, ist unklar. Betriebsratschef Olaf Behm hatte Ende Juli 2010 ein Protokoll über ein Gespräch mit Ex-Prevent-Mitarbeiter Arndt U. angefertigt, in dem dieser behauptet haben soll, er habe Roths Büro verwanzt und in seinem Namen vertrauliche Dokumente verschickt. Arndt U. distanzierte sich aber später von den Aussagen - verbreitet wurde das Dementi von Prevent.
Eine weitere Verbindung zu der Sicherheitsfirma, von der sich die HSH mittlerweile getrennt hat, besteht über den Potsdamer Rechtsanwalt Wolfgang Erbe, dessen Kanzlei gestern ebenfalls durchsucht wurde. Erbe sitzt im Aufsichtsrat der Prevent-Tochter Validd und war zudem juristisch für die HSH tätig. Unter anderem war er bei der Entlassung von Roth dabei und vertrat anwaltlich den Justiziar im Untersuchungsausschuss.