Hamburg kürt die Weltmeister beim Ugly Dance Worldcup. Eleganz und Grazie hatten an diesem Tag Urlaub. Ein echter Grusel für die Sinne.
St. Pauli. Die Klamotten, die sie tragen, sind so schrillbunt zusammengewürfelt, dass bei ihrem Anblick selbst ein Farbenblinder zu viel bekommen muss, ihr Bewegungsstil erinnert in seinem unkontrollierten Wahn an wild herumfliegende Fruchtfetzen im Obsthäcksler. Kurz: Die "Künstler", die hier auf der Bühne stehen, können zwei Dinge überhaupt nicht - tanzen und dabei gut aussehen. Und beides zusammen schon gar nicht.
Doch genau das war am späten Sonnabend auch die Maßgabe: Im "Terrace Hill" im Medienbunker am Heiligengeistfeld nämlich stand die bereits zweite Ausgabe des "Ugly Dance World Cups" an, die Weltmeisterschaft im Hässlich-Tanzen also. Zehn Teams hatten es nach einer Vorausscheidung mit Teilnehmern aus ganz Europa bis in die von gut 500 Gästen besuchte Endrunde geschafft.
Wahrlich: Ästhetik, Eleganz und Grazie haben an diesem Tag Gemeinschaftsurlaub. Und so gibt's Grusel für die Sinne: Leopardenmuster-Leggins in Kombination mit Goldpailletten und Glitzertüll etwa. Oder Tänzer, die aussehen, als hätte man sie an einen Starkstromzaun gebunden, an dem sie nun unendliche Leiden ausstehen müssen. Auch das Motto "Augen zu und durch" hilft nichts: Der DJ mixt und mixt und mixt: "Lambada" mit den Backstreet Boys, Hip-Hop mit Hardcore-Techno, das Pippi-Langstrumpf-Lied mit Partyhits von Dr. Alban. Kein Wunder also, dass das Publikum buht und pfeift, was das Zeug hält. Und so - neben der Jurywertung - per Lautstärke entscheidet, wer am Ende das Rennen macht.
"Die Dezentiner", vier Abiturienten aus dem niedersächsischen Vechta, holen sich schließlich den Titel des "Weltmeisters im Hässlich-Tanzen" - und gewannen damit auch den Hauptpreis: eine Skireise im Wert von 1000 Euro.
Oder hätte diese Summe besser das Schmerzensgeld für die Gäste sein sollen? Nein, nicht nötig: Die Besucher im Terrace Hill, sie hatten tatsächlich einen Heidenspaß. Denn hässliche Menschen, die nicht tanzen können, sind zwar eine Folter für Augen und Ohren - können aber auch unglaublich unterhaltsam sein.
Das ist das Bewerbungsvideo der Gewinnergruppe aus Vechta:
2009 hatten sich Teilnehmer aus sechs Nationen an dem Wettkampf beteiligt, darunter auch eine Gruppe aus Afghanistan. Den Titel holten „Ugly Dancer“ aus dem norddeutschen Neukirchen. Wie man richtig hässlich tanzt, zeigen sie im Video: