Hamburg. Mit einer eigenen Fernsehsendung bei RTL2 hat sich der ehemalige Hamburger Innensenator Udo Nagel gestern Abend in der Öffentlichkeit zurückgemeldet. Sein neues Aufgabengebiet: "der größte Tatort der Welt. Das Internet". Donnerstags von 20.15 bis 21.35 Uhr will er sich in zehn Folgen für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet einsetzen. 30 Jahre Polizeierfahrung, zuletzt als Polizeipräsident und Chef der Innenbehörde, sollen dabei helfen. "Ich habe mitgemacht, weil man Kindern helfen muss", erklärt Nagel zu Beginn der Sendung. "Tatort Internet - schützt endlich unsere Kinder" will als investigatives Format aufrütteln und schockieren.
Der Schockfaktor ist in der ersten Ausgabe hoch: Nagel und sein Team versuchen Pädophile im Internetchat kennenzulernen, zum Drehort zu locken und schließlich zur Rede zu stellen. Dabei agieren Schauspielerinnen, die vorgeben, noch Kinder zu sein.
Trotz der Brisanz des Themas wirkt die Aufmachung überzogen, teils unglaubwürdig. Udo Nagels Moderation und das Interview mit dem Gast Stephanie zu Guttenberg, Ehefrau des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, wirken ein wenig unbeholfen. Zu Guttenberg, die sich immer wieder kritisch zu dem Thema geäußert hat, will sich zusammen mit Nagel dafür einsetzen, dass die Kontaktaufnahme zu Kindern im Internet künftig nicht mehr nur als Vergehen, sondern als Straftatbestand gewertet wird. Alle Erkenntnisse aus den Recherchen sollen der Polizei übergeben werden.
Udo Nagels Renommee als angesehener Kriminalist wird durch "Tatort Internet" wohl nicht gefördert. Dafür folgt die Sendung zu sehr dem Voyeurismus des Privatfernsehens.