Die Deutsche Bahn sucht erneut nach einem Investor für den Rahlstedter Bahnhof. Politiker fordern die Verwaltung zum Handeln auf.

Hamburg. Seit Jahren ist das Rahlstedter Bahnhofsareal eher ein Schmuddelareal mitten im Ortskern - und ein Streitpunkt für die Politik. Vor fünf Jahren wurden die alten Bahnhofsgebäude geschlossen. Im August 2008 hatte die Deutsche Bahn die knapp 1000 Quadratmeter große Fläche erstmals zum Verkauf ausgeschrieben. Doch der Investor sprang kurz vor der Beurkundung des Vertrags ab. Nun sucht die Bahn erneut nach einem Käufer. "Jahrelang wurde geredet und der Schwarze Peter hin- und hergeschoben.

Aber passiert ist bisher nichts", kritisiert SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter. "Das Bezirksamt hat sich bisher zu wenige Gedanken um das Gelände gemacht, dessen Gestaltung zur Belebung des Ortskerns beitragen würde." Es sei wichtig, "größer" an das Projekt heranzugehen.

Fest steht: Das Bahnhofsgelände hat für Rahlstedt, Hamburgs bevölkerungsreichsten Stadtteil, eine besondere Bedeutung. Jedes Jahr steigen hier mehr als 1,3 Millionen Fahrgäste werktags ein und aus. Zudem treffen auf dem Bahnhofsvorplatz zwei Fußgängerzonen aufeinander. Für die Wandsbeker SPD Grund genug, neben dem zum Verkauf stehenden Bahngrundstück auch Flächen im Umfeld in die Planungen einzubeziehen. "Zumal das Grundstück der Bahn so schmal ist, dass es nicht vernünftig bebaubar ist", sagt Lars Kocherscheid, Regionalsprecher Rahlstedt der SPD-Fraktion. "Das Bezirksamt sollte aufzeigen, welche Möglichkeiten für die Gestaltung des Areals bestehen, und Pläne schmieden." Der jetzige Zustand des Geländes sei peinlich. "Jede deutsche Kleinstadt bekommt es hin, seinen alten Bahnhof und die Flächen drum herum vernünftig zu gestalten, nur Rahlstedt nicht", sagt Kocherscheid. Deshalb sei es wichtig, Eckpunkte für eine mögliche Bebauung zu benennen.

Dazu hatte die SPD in der Bezirksversammlung einen Antrag gestellt. Unter anderem wollte die Fraktion eine mögliche Nutzung des Neubaus für Stadtteilkultur und die Neuordnung der Verkehrsflüsse in diesem Bereich prüfen lassen. CDU und FDP hatten den Antrag jedoch abgelehnt und in den Planungsausschuss überwiesen. CDU-Fraktionschef Philip Buse: "Es handelt sich um ein 'Wünsch-dir-was-Programm' der SPD für Flächen, die gar nicht zur Verfügung stehen." Auf dem Vorplatz hätten Marktbeschicker Stände, das Grundstück rechts neben den alten Gebäuden sei bis 2015 verpachtet, und links gebe es eine Verkehrsfläche.

Die SPD ist dagegen der Ansicht, dass die CDU lediglich mauere und durch "Ideenlosigkeit" glänze. Kocherscheid: "Die CDU wartet darauf, einen Investor zu finden, dessen Planungen sie dann unvorbereitet gegenübersteht. Das ist der falsche Weg."

Linken-Fraktionschef Vasco Schultz plädiert auch dafür, öffentliche Flächen bei der Konzeption zu berücksichtigen. "Hier hätte die Wandsbeker Politik einen Hebel, um das Rahlstedter Zentrum aufzuwerten." Bislang sei nicht die Verwaltung das Problem gewesen, sondern, dass es keine politische Mehrheit für eine künftige Planung des Geländes gegeben habe.

Die Frist der Ausschreibung für das Grundstück endete Anfang April. "Es haben sich einige Interessenten gemeldet, mit denen wir und auch der Bezirk Gespräche führen", sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. "Unser Interesse ist es, dass die Angelegenheit möglichst bald abgeschlossen ist."