Der Turm dient der Hansestadt seit Jahrhunderten als Seezeichen. Rund zehn Jahre dauerte der Bau, 1310 wurde er fertiggestellt.
Neuwerk. Hamburg feiert sein ältestes Bauwerk: Mit einem Volksfest haben Inselbewohner und Touristen am Sonnabend den 700. Geburtstag des Leuchtturms auf Neuwerk gefeiert. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte, er sei stolz, dass Neuwerk zu Hamburg gehöre. Mit dem vielen Grün und der Lage inmitten der Nordsee könne man Neuwerk als schönsten „Stadtteil“ Hamburgs bezeichnen. Augenzwinkernd bemerkte er weiter, er verstehe es als Kompliment an die Hansestadt, dass aus Neuwerk in den vergangen Jahrhunderten keine separatistischen Bestrebungen gemeldet wurden.
Im Anschluss an diese herzlichen Worte präsentierte der Leiter der Zollabteilung im Bundesfinanzministerium, Hans-Joachim Stähr, eine Sonderbriefmarke die eigens zum Jubiläum aufgelegt wurde. Ein wunderschönes Geschenk, wie Bürgermeister von Beust befand.
Bereits am Vormittag war der Besuch vom Festland bei seiner Ankunft vom Shanty Chor Cuxhaven auf der Insel begrüßt worden. Den ganzen Tag über wurden an Ständen auf der Insel Informationen und Mitbringsel von und über Neuwerk und den Turm angeboten. Kinder konnten sich beim Ponyreiten und bei einem Piratenfest vergnügen.
Der Turm dient der Hansestadt seit Jahrhunderten als Seezeichen. Rund zehn Jahre dauerte der Bau, 1310 wurde er fertiggestellt. Neuwerk liegt direkt an der engen Fahrrinne, die rechts und links durch die berüchtigten Untiefen Großer Vogelsand und Scharhörnriff führt. Unzählige Schiffe sind dort schon auf Grund gelaufen und auch heute geschieht das trotz moderner Navigationssysteme noch von Zeit zu Zeit. Deshalb sei auch nach 700 Jahren Dienstzeit der 39-Meter-Turm „unverzichtbar“ für den tagtäglichen Schiffsverkehr, sagte Michael Nicolaysen von der Lotsenbrüderschaft Elbe im Vorfeld der Jubiläumsfeier.
Darüber hinaus schützten am Turm stationierte Militäreinheiten die Hansestadt vor Freibeutern und Plünderern. „Der Weg über die Elbe ist schon damals die wichtigste Lebensader für den Handel der Stadt gewesen“, sagt Ralf Wiechmann, im Museum für Hamburgische Geschichte verantwortlich für das Mittelalter.
Dementsprechend wichtig sei es den Hanseaten gewesen, das eigene Territorium abzustecken und zu schützen. Über Jahrzehnte hinweg wurden daher dort militärische Einheiten stationiert. Sie hatten die Aufgabe, die Interessen der Hanseaten an dieser wichtigen Handelsroute zu wahren und Piraten in die Flucht zu schlagen. Gut möglich, dass auch die berüchtigte Freibeuter-Bande um Klaus Störtebecker und Gödeke Michels Bekanntschaft mit der Neuwerker Turmanlage gemacht haben: Ihr Jagdrevier lag direkt vor der Tür.
Heute beherbergt der Turm vornehmlich Touristen vom Festland. Antje Göttsche betreibt dort seit 1994 eine kleine Pension mit sieben Gästezimmern. Beliebt ist der Turm auch bei Heiratswilligen: Schon mehrere Paare hätten sich in dem Backsteinbau das Jawort gegeben, sagt Göttsche. Der Standesbeamte musste gleichwohl jedes Mal vom Festland mitgebracht werden.