Der ehemalige Hamburger Umweltsenator wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt und will “eine vernehmbare Stimme“ für den Naturschutz sein.

Hamburg. Er ist zurück. Zurück im Dienste des Umwelt- und Naturschutzes. Vielleicht nicht ganz so, wie er es sich ursprünglich vorgestellt hatte. Doch wenn Alexander Porschke darüber nachdenkt, dann hat er mit der Aufgabe, die er gestern Abend übernommen hat, "eigentlich genau das gefunden, was gut zu mir passt", sagt er. Der ehemalige Hamburger Umweltsenator wurde zum 1. Vorsitzenden des Hamburger Landesverbandes des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) gewählt.

"Stimmen für die Umwelt gibt es zu wenige in Hamburg", sagt Porschke, der von 1997 bis 2001 Umweltsenator in Hamburg war. Als er nach drei Jahren in Peru und Ecuador, wohin er zwischenzeitlich für eine Beratertätigkeit mit seiner Frau gegangen war, 2007 nach Hamburg zurückkam, hatte er sich nicht nur an den Aufbau seines Unternehmens "Gumeko - Gesellschaft für Umwelt, Entwicklung und Kommunikation" gemacht. Sondern hatte auch Anfang 2009 für die Grünen für den Bundestag kandidiert. "Ich wollte mich politisch wieder einmischen", sagt das Grünen-Gründungsmitglied. Doch die Kandidatur für Listenplatz zwei scheiterte.

Es sei nicht schön gewesen, eine solche Wahl zu verlieren, bekennt Porschke. Als er nur einen Monat später die Chance bekam, beim Nabu Hamburg die Funktion als 2. Vorsitzender zu übernehmen, griff er zu - "um wieder eine vernehmbare Stimme für den Natur- und Umweltschutz in Hamburg zu sein".

An ihn wurde der klare Auftrag erteilt, den mit 20.000 Mitgliedern größten Hamburger Naturschutzverband politischer werden zu lassen, sagt Porschke. Und so führte der 56-Jährige als Erstes die Fachgruppe Politik ein. Die Themenfelder, die er anpacken will, sind vielfältig: Elbvertiefung, Hafenquerspange, Biodiversität, Pflegemaßnahmen in den Naturschutzgebieten, Ausgleichmaßnahmen im Naturschutz und das Hafenprivileg sind nur einige Stichworte. Und natürlich Hamburgs Titel "Green Capital": "Als Umwelthauptstadt muss Hamburg mit uns rechnen: Wir werden genau darauf achten, dass diese Ehrung zu echten Fortschritten führt und nicht zum 'greenwashing' der alten Betonpolitik verkommt", sagt Porschke. Dabei müssten aber auch gleichzeitig die besonderen Stärken des Verbandes weiter ausgebaut werden, so Porschke: "Mit mehr als 500 naturkundlichen Veranstaltungen jedes Jahr vermitteln wir den Hamburgern Wertschätzung für die Natur."

Porschke, der sich heute "nicht mehr für einen linken Revolutionär hält", jedoch keinen Hehl daraus macht, Anfang der 80er-Jahre im Umfeld des Kommunistischen Bundes aktiv gewesen zu sein, bringt weniger das Wissen um Hamburgs Vogelwelt in sein neues Amt ein ("Hier habe ich Nachholbedarf"), als den Vorteil, sich schon "in vielen Subsystemen bewegt zu haben", wie er sagt. Die Arbeit von Senatorin und Parteifreundin Anja Hajduk kann er so sicherlich besser bewerten als viele andere. "Auch wenn die Adresse unserer Mahnungen häufig die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt ist und sein wird, habe ich überhaupt keinen Grund dafür, an ihrer Leistung oder Orientierung zu zweifeln", sagt der neue Vorsitzende Porschke. Er wisse, wie es sei, sich gegen Senatsentscheidungen nicht durchsetzen zu können. "Mein Interesse ist es, denen an den Karren zu fahren, die es verdienen." Interessant dürfte die Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) werden: Porschke ist auch im zweitgrößten Hamburger Umweltverband Mitglied. "Anbetracht der Themenvielfalt kann ich mir ein punktuelles Kooperieren gut vorstellen", sagt Bund-Geschäftsführer Manfred Braasch. "Ansonsten sehen wir es als sportliche Konkurrenz."