Die Bologna-Reform, also die Umstellung auf die gestufte Studienstruktur mit Bachelor und Master, war nicht falsch und stößt international auf breite Akzeptanz. Bei der Umsetzung ist in Deutschland aber viel schiefgegangen. Zu Recht machen die Studierenden deshalb Druck. Jetzt steht die Korrektur von Fehlentwicklungen auf der Tagesordnung. Politik und Hochschulen sind dabei gleichermaßen gefordert.
An diesem Mittwoch treffen sich dazu die Rektoren der Hochschulen (HRK) und die Kultusminister der Länder. In der Woche darauf wird auf internationaler Ebene in Budapest und Wien Bilanz gezogen. Und Mitte Mai heißt es dann beim runden Tisch für die deutschen Politiker noch mal "Nachsitzen für Bologna".
Das Hauptproblem bei der bisherigen Umsetzung der Studienstrukturreform ist: Die Reform war von vornherein unterfinanziert. Der erhöhte Betreuungsaufwand im Bachelor-Studium wurde von den Ländern nie ausfinanziert und die Hochschulen mit den Mehrbelastungen alleingelassen.
Auch im Hochschulpakt für mehr Studienplätze von Bund und Ländern wurde schon nicht die notwendige Anzahl von Studienplätzen zu ihren realen Kosten finanziert, geschweige denn der erhöhte Betreuungsaufwand berücksichtigt.
Und: Bei der Einführung der neuen Abschlüsse wurden an vielen Hochschulen im Prinzip die gleichen Fehler gemacht wie bei der Verkürzung der Gymnasialzeiten: In sechs Semestern kann nun mal nicht der gleiche Stoff bewältigt werden wie in acht bis zehn.
Die Hochschulen müssen nun für die Studierbarkeit ihrer Studiengänge sorgen. Die Verdrängung von Selbstbestimmung und Eigenverantwortung durch Verdichtung und Verschulung wird dem Bildungsauftrag der Hochschulen nicht gerecht.
Auch darf die internationale Mobilität der Studierenden nicht weiterhin durch starre Strukturvorgaben erschwert werden. Die Anerkennung von Studienleistungen und die Wechselmöglichkeiten innerhalb Deutschlands müssen zur Selbstverständlichkeit werden.
Politik muss zudem für ausreichende Übergangsmöglichkeiten vom Bachelor- zum Master-studium sorgen. Der Übergang darf nicht zum Nadelöhr werden.
Vor allem brauchen wir mehr Anreize für gute Lehre, sowohl im Hochschulpakt als auch in der Exzellenzinitiative. Das bedeutet nicht nur mehr Geld für Betreuung und Personal, sondern auch zur Stärkung der Hochschuldidaktik und Weiterbildung der Lehrenden. Das von Schavan nun angekündigte Qualitätsprogramm für die Lehre wird aber wenig helfen, wenn die Bundesregierung den Ländern durch eine verfehlte Steuerpolitik das Geld aus der Tasche zieht, das diese für die Beteiligung an solchen Programmen dringend brauchen.
Wenn wir mehr jungen Menschen ein Studium ermöglichen wollen, die Studierenden kürzer studieren und international mobil sein sollen, brauchen wir zudem einen neuen Anlauf für eine bessere Studienfinanzierung. Studiengebühren bauen da zusätzliche Barrieren auf.
Angesichts dieser Aufgaben dürfen die Beteiligten bei der nationalen Konferenz im Mai also nicht zu kurz springen, die nötigen Korrekturen auf die lange Bank schieben oder sich hinter föderalen Strukturen verstecken.