Stimmung immer gereizter - Gespräche von Schwarz-Grün mit Gegnern standen kurz vor dem Abbruch.
Hamburg. Die Chancen auf eine Einigung im Hamburger Schulstreit schwinden: Fast vier Stunden lang haben die schwarz-grüne Koalition und die Volksinitiative "Wir wollen lernen" am Freitag verhandelt, ohne dass es zu einem Durchbruch gekommen wäre. Stattdessen einigten sich beide Seiten darauf, am kommenden Mittwoch zu einer sechsten Runde zusammenzukommen.
Bis dahin wollen beide Seiten Experten ihres Vertrauens befragen, ob ein Leistungsvergleich der Schüler in den auf freiwilliger Basis eingeführten Primarschulen mit ihren Kollegen im alten System wissenschaftlich seriös bis 2012 machbar ist. Das Datum ist wichtig, weil die schwarz-grünen Koalition darauf besteht, die Primarschulen vor der Bürgerschaftswahl 2012 flächendeckend einzuführen. Die Reformgegner von "Wir wollen lernen" wollen das nur akzeptieren, wenn die Überlegenheit der Primarschule wissenschaftlich anhand der Schülerleistungen eindeutig nachgewiesen ist.
"Wir sind heute endlich zum Kern des Problems vorgestoßen: den Bedingungen für eine verbindliche Einführung", sagte GAL-Bürgerschafts-Fraktionschef Jens Kerstan nach dem Treffen. "Das war ein langwieriger und schwieriger Prozess. Der Teufel steckt im Detail", ergänzte CDU-Fraktionschef Frank Schira.
"Eine zwangsweise Einführung der Primarschule ohne vorhergehende wissenschaftliche Evaluation ist mit uns nicht zu machen", betonte Initiativensprecher Walter Scheuerl. "Wir gehen davon aus, dass vor 2012 keine seriöse Entscheidung auf wissenschaftlicher Basis zu treffen ist", fügte er hinzu.
Die Verhandlungen standen kurz vor dem Abbruch. Der Grund: Die Initiative bestand darauf, ein Papier der Handelskammer zur Gesprächsgrundlage zu machen, das die freiwillige Einführung der Reform vorschlägt. Das lehnte Schwarz-Grün strikt ab. In einer Auszeit gelang es dem als Moderator tätigen Unternehmer Michael Otto, beide Seiten doch noch zum Weitermachen zu bewegen.