Prof. Hartmut Graßl kann die Entäuschung über den Kopenhagener Gipfel nicht teilen. Bei der Konferenz in Bonn erwartet der Meteorologe einen Durchbruch.
Hamburg. Trotz des gescheiterten Klimagipfels in Kopenhagen rechnet der Forscher Prof. Hartmut Graßl noch im nächsten Jahr mit einem internationalen Abkommen zum Klimaschutz. Der frühere Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg sagte im Deutschlandradio Kultur, er erwarte einen Erfolg bei der Klimakonferenz in Deutschland: „Und in Bonn, im Juni des kommenden Jahres, wird wohl dann ein Durchbruch zu erzielen sein.“
Er sei von dem Kopenhagener Gipfel nicht so enttäuscht wie viele andere, betonte der emeritierte Professor für Allgemeine Meteorologie an der Universität Hamburg. Die vereinbarte Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius stelle immerhin eine Absichtserklärung dar – „für ein Ziel, das wir bisher nicht hatten“.
Der Europäischen Union gab Graßl eine Mitschuld am Scheitern der bisherigen Verhandlungen. Sie habe ihre weitreichenden Ziele zu spät auf den Tisch gelegt. Die EU müsse jetzt vorangehen: „Man braucht die verbesserten politischen Randbedingungen, damit die Bürger ihren Lebensstil auch effektiv ändern können.“
Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz in Deutschland könnten Bürger, die Geld zur Verfügung haben, dazu bewegt werden, in erneuerbare Energien zu investieren. Allerdings sei der große Teil der Menschheit vor allem auf Wirtschaftswachstum angewiesen: „Und das muss gleichzeitig geleistet werden.“ Graßl warnte vor einer Klimadiskussion, die sich um Verzicht dreht. „Das Wort Verzicht hat die gesamte Umweltbewegung über Jahrzehnte hinweg belastet. Denn damals, als die Debatte begann, in den 70er Jahren, da hieß es von denen, die das alte System weiter betreiben wollten: Also dann doch zurück in die Steinzeit.“