Lassen wir mal die Kirche im Dorf. Die Benutzung des Dienstwagens durch Innensenator Christoph Ahlhaus während eines verlängerten Paris-Wochenendes - teils dienstlich, teils privat mit Gattin Simone - eignet sich wohl kaum zur Staatsaffäre.
Egal, was die auch anstrengendsten Exegesen der "Richtlinien für die Benutzung von Dienstfahrzeugen der Freien und Hansestadt Hamburg", vulgo Dienstwagenordnung, durch die Opposition ergeben wird.
Dass in gut einer Woche Bundestagswahlen sind, macht die Luft heißer, die Ergebnisse wohl kaum. Das wissen wir seit Ulla Schmidts Dienstwagenaffäre und der Aufregung um Angela Merkels (Geburtstags-)Essen für Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.
Ulla Schmidt ist vor allem deswegen in die Skandalfalle getappt, weil sie mit der Wahrheit nur scheibchenweise herausrückte. Aus dem kleinsten Affärchen kann so ein handfester Skandal werden. Nicht die Fakten sind dann entscheidend, sondern der Umgang mir ihnen. Christoph Ahlhaus scheint diesen Fehler nicht machen zu wollen und gibt offenbar alle Umstände der Paris-Reise preis.
Und doch hat sich Ahlhaus in anderer Weise schuldig gemacht. Er hat ein gängiges Vorurteil des demokratischen Souveräns gegenüber dem gewählten Politiker bedient, von dem er erwartet, dass er moralischer als selbst Mutter Teresa ist.
Ahlhaus hat nämlich Politisches und Privates verknüpft. Und genau da sollte ein Politiker besser ganz pingelig sein, auch wenn nach den Buchstaben des Gesetzes alles korrekt war - Ulla Schmidt lässt grüßen. Ahlhaus hat, ganz legal, zu einer Konferenz nach Paris seine Frau mitgenommen, komplett auf eigene Kosten. Das Kreuz ist nur: Ahlhaus flog auf Kosten des Steuerzahlers. Ohne die Konferenz hätte er für sich und seine Frau zwei Tickets bezahlen müssen. So bekommt das Ganze erst sein Geschmäckle. Und das ist nicht gut für einen Politiker, der gerne den Gralshüter von Recht und Gesetz gibt. Ein Grund für einen Rücktritt ist das allein noch nicht.