Der Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, spricht sich für härtere Maßnahmen gegen Gewaltäter aus.
Hamburg. Nach den Ausschreitungen im Schanzenviertel fordert Christian Pfeiffer, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, ein härteres Einschreiten gegen Gewalttäter.
"Hamburg hat über viele Jahre geschlampt und eine Subkultur zugelassen", sagte Pfeiffer dem Abendblatt. So habe sich die Hansestadt zum Anziehungspunkt von Randalierern entwickelt und werde der Probleme nun kaum mehr Herr. Wenn der Staat Schwäche zeige, mache er sich lächerlich und stärke die Gegner. "Das Einzige, was hilft, ist ein konsequentes Einschreiten."
Die Polizei hat in der Nacht zu Sonntag 48 Randalierer fest- und in Gewahrsam genommen. "Es handelt in der Mehrzahl sich um Heranwachsende und junge Erwachsene", sagt Polizeisprecher Ralf Meyer. Die meisten seien nicht älter als 25 Jahre gewesen. Auch zehn Jugendliche und neun Heranwachsende seien darunter gewesen. Rund 40 Prozent sind bereits polizeilich bekannt, sieben Täter einschlägig. Insgesamt 37 Festgenommene kamen aus Hamburg. Sie stammen aus dem gesamten Stadtgebiet, so etwa Stellingen, Sülldorf, Duvenstedt, Marienthal, Barmbek oder Rotherbaum. Bei den Randalierern handelte es sich fast ausschließlich um Männer.
"Es sind junge Machos, die die Heldenrolle im Kampf gegen die 'blöden Bullen' ausleben wollen", erklärt Kriminologe Pfeiffer. "Diese Leute wollen Ferien machen von der modernen Existenz, in der sie in Schule und Ausbildung eingebunden sind. Sie wollen Action erleben."
Der Staat müsse gegen eine derartige Entwicklung eine Doppelstrategie entwickeln. "Es muss mit den Menschen, die alternative Lebensformen gewählt haben, kommuniziert werden, man muss sie respektieren." Ihnen müsse erklärt werden, dass man sie vor den Randalierern schützen werde. Gleichzeitig müsse Gewalttätern frühzeitig klargemacht werden, dass sie mit harten Konsequenzen zu rechnen haben. "Alle anderen Strategien sind Märchen", sagt Christian Pfeiffer.
Unterdessen sitzt lediglich ein Festgenommener wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Es handelt sich um einen 22 Jahre alten Schweizer. "Wir können aber noch nicht abschätzen, wie viele Anklagen es geben wird. Das wäre zu diesem Zeitpunkt unseriös", sagt Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers.