Die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD) hat sich gestern in Hamburg erneut für den Einsatz jugendlicher Alkohol-Testkäufer ausgesprochen.

Alkohol-Testkäufe von Minderjährigen seien ein sehr erfolgreiches Mittel, um Verstöße festzustellen, sagte die Politikerin anlässlich der bundesweiten Aktionswoche "Alkohol? Kenn dein Limit" im Rathaus. Bätzing will durch Tests erreichen, dass kein Alkohol mehr an Jugendliche verkauft wird.

Hamburgs Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) hingegen sprach sich gegen jugendliche Testkäufer aus. Er halte es für problematisch, wenn der Staat Bürger quasi erst zum Gesetzesübertritt animiert und sie dann zur Rechenschaft ziehen will. Beide waren sich jedoch einig, dass die Zahlen zum Alkoholmissbrauch alarmierend seien. So gelten rund 60 000 Menschen in Hamburg als alkoholabhängig. Jeder zehnte Erwachsene trinkt zu viel. Zudem würden auch Jugendliche immer öfter große Mengen konsumieren. "Alkohol ist bei Jugendlichen das am stärksten verbreitete Rauschmittel", sagte Wersich. "Viele haben eine unkritische Haltung zum Trinken und nehmen die Gefahren für die Gesundheit oder eine Abhängigkeit nicht wahr." Das Einstiegsalter sei seit 1970 bundesweit von damals 15 auf heute zwölf Jahre gesunken.

Doch auch bei den Erwachsenen befürchten die Experten ein Ansteigen des Konsums. "Irgendwann holen uns die Folgen der Krise ein", sagte Dieter Adamski, Vorsitzender der Landesstelle für Suchtfragen. Sollte die Arbeitslosenquote steigen, können Frust und Sorgen zum Trinken verleiten. "Bei Menschen, die keine Perspektive haben, hat Alkohol oft einen großen Stellenwert." Bätzing erklärte, dass es auch für Erwachsene Bereiche geben müsse, in denen auf Alkohol komplett verzichtet werde. "Dazu gehören der Straßenverkehr, das Berufsleben und Schwangerschaften." Sie wies darauf hin, dass in Deutschland jedes Jahr 4000 Babys mit Schäden durch den Alkoholkonsum ihrer Mütter auf die Welt kämen. Die Aktionswoche geht noch bis Freitag. (sla)