“Sind die Hochschulen reformierbar?“ Diese Frage stellt Christoph Rind in der “Analyse“ im Hamburger Abendblatt vom 11. Juni 2009.
Sein Kommentar ist typisch für das Bild der Universität in der Öffentlichkeit: Problem sei der grundlegende Konflikt zwischen den "Anhängern einer Universität alten Schlages" und den "veränderungsbereiten Hochschulmanagern, die ihre Universitäten ähnlich wie Unternehmen führen sollen und wollen". Es ist Zeit für klarstellende Worte der unmittelbar Betroffenen.
Hamburg und seine von Kaufleuten gegründete Universität - das ist eine ganz eigene Geschichte. Es erstaunt gerade Kolleginnen oder Kollegen aus Süddeutschland, wie wenig wir es als Universität geschafft haben, uns in der Öffentlichkeit so zu verankern, wie es unserer Historie und der Weltoffenheit Hamburgs entsprechen sollte. Wirtschaft statt Wissen - ist das wirklich so? Nun mag diese Isolation darin begründet sein, dass die Universität von vielen noch immer als nicht wirklich gewinnbringende, reformunwillige Einrichtung gesehen wird. Hier werden auf ganz erstaunliche Weise Einschätzungen über Generationen weitergegeben, die der Realität schlicht nicht mehr entsprechen. Die Universität entwickelt sich seit Jahren rasant in eine positive Richtung.
Interessant wird die Universität scheinbar erst dann, wenn es - so steht es im Abendblatt - im Unibetrieb knirscht. Und in der Tat - es knirscht mittlerweile ganz gewaltig - und das ist vielleicht auch gut so. Gut wofür? Die von den Dekanaten vorgebrachte deutliche Kritik unter anderem am Führungsstil der Präsidentin, die wir allerdings gern innerhalb der Universität ausgetragen hätten, zielt nicht auf eine Blockade der angestoßenen Reformen. Im Gegenteil: Wir als Dekaninnen und Dekane haben - vielleicht zu spät - die Initiative ergriffen, weil die aktuelle Atmosphäre an der Universität droht, genau diese Reformen zum Scheitern zu bringen, und das wäre fatal. Denn die Universität ist auf einem guten Weg. Erstmals seit Langem in der Geschichte der Universität ist die Stadt prinzipiell bereit, enorme Summen für dringend notwendige bauliche Veränderungen oder Verbesserungen zur Verfügung zu stellen - das ist nicht nur angesichts der steigenden Drittmittelzahlen und der daraus resultierenden wachsenden Zahl der Beschäftigten eine dringende Notwendigkeit. Für uns als Mitglieder dieser Universität ist das ein positives Zeichen der Wertschätzung unserer Arbeit!
Die sogenannte Landesexzellenzinitiative ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Universität und ihre potenzielle Leistungsfähigkeit stärker in den Blick genommen werden. Selbst erste Versuche, die Erfolge der einzelnen Fakultäten der Hamburger Öffentlichkeit zu vermitteln, scheinen erfolgreich zu sein - spricht sich doch etwa allmählich herum, dass manche Fakultät den Vergleich mit privater Konkurrenz in wirklich keiner Weise scheuen muss. Im Gegenteil: Trotz mitunter widriger Umstände in räumlicher und finanzieller Hinsicht arbeiten die meisten Kolleginnen und Kollegen intensiv an verschiedensten Reformvorhaben mit und bringen so die Universität als Ganzes voran. Es ist viel passiert - übrigens auch schon vor der Amtszeit des neuen Präsidiums.
Hier ist nicht der Ort, die von uns dezidiert vorgetragene Kritik am Führungsstil der Präsidentin und ihrem Kommunikationsverhalten öffentlich zu erörtern - aber es ist der Ort, um im Interesse der Universität klarzustellen, dass die Probleme nicht struktureller, sondern auch und gerade personeller Natur sind. Wir als Dekaninnen und Dekane haben die Aufgabe, die Reformvorhaben in den Fakultäten mit Leben zu füllen. Alle Struktur- und Entwicklungspläne sind bloße Makulatur, wenn die Personen, die sie umsetzen sollen, nicht hinter ihnen stehen. Die mangelnde Gesprächskultur zeigt hier bereits deutliche Konsequenzen: Sinnvolle Vorhaben verlieren erschreckend schnell an Akzeptanz, wenn Grundregeln der Kommunikation nicht eingehalten werden.
Uneingeschränkt zuzustimmen ist dem Fazit von Christoph Rind: Monika Auweter-Kurtz wird als Präsidentin nur erfolgreich sein, wenn sie ihre "Mannschaft" hinter sich bringt - ob das gelingt, bleibt abzuwarten.
Die Dekane der Fakultäten der Rechts-, Wirtschafts- und Sozial-, der Geistes- sowie der Erziehungswissenschaften.