Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt prüft, wo Autos aus der City verbannt werden sollen. Gegner und Befürworter sagen jetzt ihre Meinung. Das Echo reicht von Zustimmung über Ablehnung bis zu Angst vor Umsatzeinbußen.
Hamburg. Die geplante Umweltzone, wonach voraussichtlich ab 2010 bestimmte Autos mit hohem Schadstoffausstoß nicht mehr in die Innenstadt fahren dürfen, hat bei Verbänden und Kaufleuten in Hamburg eine heftige Debatte ausgelöst. Das Echo reicht von Zustimmung über Ablehnung bis zu Angst vor Umsatzeinbußen.
„Wenn eine Umweltzone einrichtet wird, befürchten wir, dass die Kaufkraft aus Hamburg herausgezogen würde“, sagte Ulf Kalkmann, Sprecher des Hamburger Einzelhandelsverbandes, dem Abendblatt. „Wir sehen die Gefahr, dass Kunden in die Randbezirke abwandern. Das kann zu Arbeitsplatzverlusten und weniger Steuereinnahmen führen.“ Der Verbund vertritt die Interessen von 10,000 Betrieben. Kalkmann: „Die Innenstadt würde ausgetrocknet.“
„Hamburg hat durch seine geografische Lage kein Feinstaubproblem. Die Realisierung einer Umweltzone ist verzichtbare Symbolpolitik“, sagte Werner von Appen, Geschäftsführer von Karstadt in der Mönckebergstraße und Vorsitzender des City Managements. Auch er befürchtet, dass Kunden abwandern könnten. Kritik kommt ebenfalls von der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU (MIT): „In der derzeit schwierigen Konjunkturlage ist das Einführen der Umweltzone in der Innenstadt ein höchst fatales Zeichen für die mittelständische Wirtschaft“, sagte MIT-Landesvorsitzende, Barbara Ahrons.
Derzeit wertet die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) Erfahrungen anderer Städte aus. Seit vergangenem Jahr gibt es bereits Umweltzonen in Berlin, Hannover und Köln. So erhalten dort bereits alte Dieselfahrzeuge ohne Rußpartikelfilter oder Benziner ohne geregelten Katalysator farbige Plaketten. Diese Autos dürfen nicht mehr in die City hineinfahren. So soll der Feinstaub reduziert werden. Außerdem geht es darum, die Belastung durch Stickstoff zu senken, der als krebserregend gilt.
Allerdings gibt es andere Folgen, wie eine Studie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels (BAG) ergab. Danach gehen in Städten mit Umweltzonen fünf Prozent der Besucher„weniger häufig“ in die Citys. In Köln sind es sogar acht Prozent.
Trotzdem gibt es auch unter Hamburger Geschäftsleuten zahlreiche Befürworter für eine Umweltzone, wie eine Umfrage des Abendblatts ergab: „Ich fände eine Umweltzone in Hamburg gut, denn ich möchte, dass Kinder in einer besseren Umwelt aufwachsen. Der wirtschaftliche Aspekt hat zurückzustehen“, sagt beispielsweise Juwelier Cihat Sipahi (68) aus der Gerhofstraße. „Das wäre eine richtige Lösung. Ich denke, viele Kunden hätten für eine Umweltzone Verständnis, würden mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die City zum Einkaufen kommen“, sagt Andreas Nikolaus (38), Mitarbeiter beim Modegeschäft Thomas I-Punkt in der Mönckebergstraße. Mareike Reinken (28), Vize-Filialleiterin vom Trekking-Geschäft König in den Colonnaden: „Eine Umweltzone ist der falsche Ansatz. Viele Kunden würden bis zur Grenze heranfahren. Und da wäre die Belastung viel größer.“ Heinrich Franck (55), Geschäftsführer des Traditions-Herrenausstatters Ladage & Oelke am Neuen Wall: „Für den Einzelhandel wäre das negativ. Die Schadstoffentlastung wäre zudem zu gering.“
In Hannover gibt es seit 2008 eine Umweltzone. Ein Gericht bestätigte gerade die Rechtmäßigkeit.
Andreas Nikolaus, Thomas I-Punkt: „Eine Umweltzone wäre die richtige Lösung. Ich denke, viele Kunden hätten dafür Verständnis.“
Mareike Reinken, Vize-Filialleiterin Trekking König: „Eine Umweltzone ist der falsche Ansatz. An deren Rande wäre die Belastung größer.“
Peter Böhm-Rupprecht, Mitinhaber vom Stahlwaren/Souvenir-Laden, Jungfernstieg: „Umweltzone wäre kein gutes Aushängeschild für die Stadt.“
Juwelier Cihat Sipahi: „Ich fände eine Umweltzone in Hamburg gut, denn ich möchte, dass Kinder in einer besseren Umwelt aufwachsen.“
Heinrich Franck, Geschäftsführer Ladage & Oelke: „Für den Einzelhandel wäre das negativ. Und die Umweltentlastung wäre zu gering.“
Stefanie König, Mitinhaberin des Modehaus Stegmann: „Das Umweltthema ist natürlich wichtig, aber ich möchte auch viele Kunden in der City.“