Bürgermeister Ole von Beust spricht von einer Riesenchance
Hamburg, Hannover, Berlin oder doch Köln? Für Ole von Beust (CDU) ist die Sache klar: "Das Grand-Prix-Finale 2011 muss in Hamburg stattfinden." Der Bürgermeister, derzeit mit einer Wirtschaftsdelegation in China unterwegs, hatte schon im Flugzeug von dem deutschen Sieg gehört. "Das ist eine Riesenchance für die Stadt", sagte er dem Abendblatt kurz nach der Ladung in Shanghai.
Auch Handelskammer-Präses Frank Horch sprach sich für Hamburg als Austragungsort aus. Der Grand Prix könne für die Strahlkraft der Stadt in touristischem wie wirtschaftlichem Sinn von Bedeutung sein. "Was Tallinn schafft, sollte auch Hamburg möglich sein", sagte Horch in Anspielung auf die estnische Hauptstadt, die 2002 Schauplatz des Eurovision Song Contests war.
Wichtiges Argument für Hamburg: Der NDR, innerhalb der ARD für den Gesangswettbewerb verantwortlich, hat seinen Sitz in der Hansestadt. NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber sagte dem Abendblatt: "Zum Austragungsort können wir noch nichts sagen: Der Sieg war Sonnabendnacht, da kann es noch keine Planungen geben. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen." Dazu gehöre die Suche nach einer passenden Halle, die rund um den Sendetermin Ende Mai über mehrere Wochen verfügbar sei. "Natürlich spielen auch die Kosten eine Rolle", sagte Schreiber. "Da lassen wir uns nicht unter Zeitdruck setzen. Unser Ziel muss es sein, eine Topveranstaltung zu machen, die in die ganze Welt ausstrahlt."
Die Grundsatzfrage lautet: Welche Hamburger Halle wäre überhaupt geeignet? Insider nennen an erster Stelle die O2-World-Arena in Bahrenfeld. Die Halle hat maximal 16 000 Plätze und die für eine große Fernsehübertragung notwendige Höhe und Ausstattung. "Es ist großartig und wichtig, dass der Grand Prix nach Hamburg kommt", sagte der O2-World-Chef Uwe Frommhold. "Wenn es so weit kommen sollte, werden wir mit dem NDR alles klären. Entscheidend ist das Wollen, und wir wollen."
Möglich wäre auch eine Austragung in einer der neuen Messehallen. "Wir sind bereit dazu", sagte Bernd Aufderheide, Vorstandschef der Hamburg Messe und Congress GmbH, dem Abendblatt. "An uns kommt man nicht vorbei, wer kann das sonst in der Stadt veranstalten?", sagte Aufderheide. "Wir haben in diesem Jahr die außerordentliche Hauptversammlung von Volkswagen durchgeführt. Die haben die Hallen für drei Wochen gebucht."
Auch die Konzertveranstalter stehen hinter der Bürgermeister-Idee. Karsten Jahnke, einer der Großen im Geschäft mit Musikveranstaltungen, sagte: "Das wäre gut, wenn das Ding in Hamburg stattfinden würde." Sein Mitbewerber, Pascal Funke von Funke Media, meint: "Es gibt in Deutschland eigentlich nur zwei Städte, die das Finale austragen könnten - entweder die Bundeshauptstadt Berlin oder die Musikhauptstadt Hamburg." Fiele die Wahl auf Hamburg, würde die Stadt zweifellos davon profitieren. "Viele Künstler und Gäste würden nach Hamburg kommen, und ganz Europa würde wahrnehmen, was für eine großartige Musikmetropole Hamburg ist." Die Hamburger Sängerin und Grand-Prix-Teilnehmerin Jane Comerford sagte: "Es wäre toll, wenn das Event nach Hamburg kommen würde. Die Stadt hat eine Grand-Prix-Tradition durch die große Party der Schlagerfans auf der Reeperbahn."
Norbert Hackbusch (Linke), der Vorsitzende des Bürgerschaftsausschusses für Kultur, Kreativität und Tourismus, unterstützt den Plan, den Sangeswettbewerb nach Hamburg zu holen. "Ich finde es schön, wenn so ein Festival hier stattfindet. Hamburg ist eine Stadt der Musik, das passt hier gut her. Ich kenne in meiner Umgebung viele Menschen, die sich richtig darüber freuen würden, wenn Hamburg Austragungsort werden würde."
Klar ist dabei, dass bei der Entscheidung auch die Ministerpräsidenten der vier NDR-Länder mitreden wollen. Auch der Niedersachse Christian Wulff (CDU) sagt: "Es wäre großartig, wenn es gelingen könnte, das Finale 2011 nach Hannover zu holen. Es wird schwer gegen den Austragungsort Berlin. Aber es sollte einen fairen Wettstreit geben, und Hannover hat als Musik- und Medienstadt und als die Stadt der Expo 2000 alle Voraussetzungen."
Möglicherweise wird dieser Wettstreit auch über den Preis entschieden. Die Kosten für die gesamte Organisation des Finales liegen im zweistelligen Millionenbereich. Die Stadt, die dem NDR das beste Angebot macht, könnte am Ende die Nase vorn haben.