Es ist ein in Hamburg bisher einmaliger Vorgang: Bereits gestern, am Tag der Festnahme des Hauptverdächtigen, kündigten vier Senatoren in einer gemeinsamen Erklärung an, den Fall Jungfernstieg und seine Ursachen in ihren jeweiligen Behörden "kritisch und konsequent" aufarbeiten zu wollen. Christa Goetsch (GAL, Schule), Dietrich Wersich (CDU, Familie), Till Steffen (GAL, Justiz) und Christoph Ahlhaus (CDU, Innen) sprachen den Angehörigen des Opfers ihr Mitgefühl aus - und treten in der sicherheitspolitischen Notlage die Flucht nach vorne an.
Dass die kriminelle Karriere des Elias A. nicht mit der nötigen Konsequenz gestoppt wurde, scheint klar: Trotz 20 Ermittlungsverfahren, trotz seiner Aufnahme in die Intensivtäter-Datei und trotz der Tatsache, dass Elias A. bereits im frühen Schulalter Straftaten beging, ist offenbar noch kein Signal ausgesendet worden, dass ausreichend deutlich gewesen wäre, ihn zu stoppen.
Die Senatoren haben laut der gestrigen Mitteilung des Senats ihre jeweiligen Behörden beauftragt, das Fallgeschehen gemeinsam aufzuarbeiten. Im Mittelpunkt sollen dabei die individuellen, familiären und strafrechtlichen Vorgeschichten der tatbeteiligten Jugendlichen sowie die staatlichen Maßnahmen stehen.
In der CDU regt sich unterdessen Unmut über die Programme zum Umgang mit jugendlichen Intensivtätern. "Wir müssen uns fragen, ob die Programme in dieser Form sinnvoll sind, wenn eine solche Tat passiert", sagte die CDU-Justizpolitikerin Viviane Spethmann. Der 16 Jahre alte mutmaßliche Haupttäter wurde von der Polizei als Intensivtäter geführt.
Nach Abendblatt-Informationen soll der Jugendliche unter anderem schon im September 2009 den Filialleiter eines Penny-Marktes niedergeschlagen haben, ohne dass es bislang zu einer Hauptverhandlung gegen den 16-Jährigen vor Gericht gekommen ist.
"Manchmal ist es sinnvoll, schneller Haftstrafen zu verhängen. Manchen Jugendlichen müssen früher und schärfer Grenzen aufgezeigt werden", sagt Spethmann.