Koffer packen, zum Flieger hasten und dann zum Strand – Entspannung sieht anders aus. Tipps für erholsame Ferien
Wenn der Alltag vollgepackt und hektisch ist, soll der Urlaub unbedingt für die große Entspannung sorgen. Doch der Ärger fängt schon beim Kofferpacken an und geht nicht selten am Urlaubsort weiter. Wie man besser mit diversen Stressfaktoren umgehen kann, schildert der Theologe Ulrich Schmidt von der Fachstelle Kirche und Tourismus der evangelisch-lutherischen Nordkirche.
1Was sorgt im Urlaub für den größten Stress?
Ulrich Schmidt: Das Stressgefühl setzt vor allem dann ein, wenn etwas nicht klappt. Das passiert leicht, wenn man sich zu viel für den Urlaub vornimmt. Wie etwa ein großes Besichtigungsprogramm, die absolute Entspannung und klärende Gespräche in der Beziehung. Man kann aber nicht alles nachholen, was man im Alltag nicht schafft. Deshalb sollte man seine Erwartungen nicht so hoch setzen. Hinzu kommt, dass man in Hotelzimmer oder Ferienwohnung mehr Zeit auf engerem Raum zusammen verbringt als zu Hause, was ebenfalls für angespannte Situationen sorgt.
2Wie kann man den Druck reduzieren?
Nicht gleich nach der Ankunft am Ferienort sofort alles Mögliche machen wollen. Man sollte sich in den ersten Tagen Zeit nehmen, um anzukommen und sich zu akklimatisieren. Und seine Unternehmungen dosieren. Allmählich setzt die Entspannung ein, dann kann man mehr machen. Wichtig: Je kürzer der Urlaub, desto weniger sollte man sich vornehmen.
3Wie vereint man unterschiedliche
Ansprüche von Eltern und Kindern?
Bei den gemeinsamen Aktivitäten sollte man darauf achten, dass jeder zu seinem Recht kommt. Dabei sollten sich Eltern auch nach den Interessen der Kinder richten, das heißt nicht unbedingt alle kulturhistorischen Denkmäler abklappern, sondern mal einen Ausflug machen, mal eine Stadttour und dann einen Strandtag einlegen. Weil Eltern auch die Füße hochlegen wollen, sollte es neben gemeinsamen Aktivitäten auch Momente geben, in denen sie sich zurückziehen können. Etwa zum Lesen, während die Kinder ein Video schauen. Oft gibt es in den Hotels Freizeitangebote für Familien. Kinder finden schnell Kontakte zu Gleichaltrigen und können dann miteinander spielen.
4Wie schafft man es, von der Arbeit abzuschalten?
Wenn sich dienstliche Kontakte nicht verhindern lassen, sollte man sich einmal am Tag eine halbe Stunde Zeit nehmen, um das Wichtigste per Mail oder Telefon zu erledigen. Dann ist es aus dem Kopf, und man hat wieder Zeit für die Familie. Es sollte sich dabei um unerledigte Aufgaben handeln, man sollte jedoch nichts Neues anfangen. Das braucht zu viel Aufmerksamkeit und Zeit.
5Was kann man schon im Vorwege tun, um nicht in den Urlaub zu hecheln?
Ideal wäre es, wenn man nicht gleich am letzten Arbeitstag startet, sondern den ersten Urlaubstag noch für Vorbereitungen nutzen kann. Gut eine Woche vorher sollte man sich im Internet oder Reiseführer über den Urlaubsort informieren. Schon vorher in die Region einzutauchen und auch mit den Kindern zu schauen, was man dort machen kann, erhöht die Vorfreude. Und es ist auch am Ferienort entspannter, wenn man schon ungefähr weiß, was einen dort erwartet.
6Welche Art von Urlaub entspannt am besten?
Welche Art von Urlaub ich plane, hängt von den persönlichen Bedürfnissen ab. Diese sollte man sich im Vorfeld bewusst machen, sich fragen: Was will ich im Urlaub? Für den einen ist es der Städtetrip, für den anderen der Badeurlaub. Reist man mit Partner und Kindern, muss man das vorher besprechen und gegebenenfalls einen Kompromiss finden, mit dem alle leben können. Denn das, was man nicht will, kann auch stressen.
7Welche Rolle spielen das Pilgern oder Urlaube im Kloster?
Das Pilgern wie die Klosterreise sind meist mit der Suche nach Erkenntnis verbunden. Menschen, die zum Pilgern aufbrechen, tun dies häufig in bestimmten Phasen des Lebens, wie etwa nach Abschluss der Ausbildung oder des Berufslebens. Sie gehen auf die Suche nach einer Entscheidung für die Zukunft oder müssen sich neu orientieren, wie etwa nach einem Trauerfall. Ebenso wie das Pilgern ist auch die Klosterreise eine Möglichkeit, weg vom Alltag und mehr zu sich selbst zu kommen. Nicht selten wird hier auch das Handy bewusst abgeschaltet. Doch auch an den klassischen Urlaubsorten interessieren sich Gäste für die Sinnsuche und spirituelle Erfahrungen. Das zeigen gut besuchte Gottesdienste an besonderen Orten wie auf Seebrücken oder auf Campingplätzen. Es lohnt sich, nach dem kirchlichen Angebot vor Ort zu fragen.
8Wie verhindert man die schlechte
Laune bei der Rückkehr zur Arbeit?
Die Vorstellung von den unerledigten Stapeln auf dem Schreibtisch kann die Erholung schnell zunichtemachen. Deshalb empfiehlt es sich, sich im letzten Teil des Urlaubs zu überlegen, wie man in den Alltag starten möchte, welche Rituale aus dem Urlaub man mitnehmen möchte. Das kann zum Beispiel sein, beim Griechen oder Italiener schön essen zu gehen. Wer in den Ferien eine Idee gewonnen hat, was er im Alltag verändern möchte, kann sich das vornehmen und darauf freuen. Aber ebenso wie im Urlaub gilt auch hier: nicht zu viel auf einmal vornehmen!