Die Unternehmerin Christina Block ging auf christliche Schulen, ist tief im Katholischen verwurzelt. Die vierfache Mutter sieht im Glauben ihren Anker und in Gott einen Gesprächspartner für schwere Stunden

Es ist weniger das Backsteingebäude der St.- Bernard-Kirche mit seiner blauen Decke und dem modernen Kreuz im Altarraum, das bei Christina Block warme Gefühle hervorruft, sondern die Erinnerungen, die mit diesem Ort verbunden sind. Hier in Poppenbüttel ist sie in die katholische Kita gegangen, hat ihre Kommunion, Firmung und Hochzeit gefeiert. „Ich mag eher barocke Almkirchen“, sagt sie, „aber was ich an dieser Kirche gut finde, ist, dass sie durch ihre Schlichtheit nicht vom Wesentlichen ablenkt. Und die Fenster sind ganz schön.“ Das Wesentliche ist die Konzentration auf die Liturgie der Messe. Die Unternehmerin ist tief verwurzelt in ihrem Glauben, weniger allerdings in der Kirchengemeinde. „Ich habe früher nie an Jugendgruppen teilgenommen, war nie Messdienerin. Wir haben unseren Glauben eher innerhalb der Familie gelebt“, sagt die 44-Jährige.

Dazu gehörte immer das Gebet vor dem Mittagessen, vor dem Zubettgehen – und die Sonntagsmesse. „Im Gottesdienst war es für uns Kinder oft schwer, ruhig sitzen zu bleiben“, sagt sie. Doch ihr Vater hat da keine Ausnahmen erlaubt. Eugen Block, Chef der Block Gruppe, ist tief katholisch, seine ursprünglich protestantische Frau hatte ihm zuliebe konvertiert und die festen Rituale mit in die Erziehung ihrer drei Kinder übernommen. „In die Kirche gehe ich heute selten, aber ich bete vor dem Essen mit meinen Kindern. Oftmals erzählen wir dabei reihum, was uns wichtig ist, und bedanken uns für das, was wir haben, das finde ich sehr schön“, sagt Christina Block, die vier Kinder im Alter von drei bis elf Jahren hat – drei Mädchen, und der Kleinste ist ein Junge. Die zwei mittleren Mädchen gehen genau wie sie früher auf eine katholische Grundschule. „Ich möchte, dass mich die Lehrer in der christlichen Erziehung unterstützen und den Kindern die christlichen Werte vermitteln.“ Den weiten Schulweg sieht die vierfache Mutter jedoch auch kritisch. Deswegen geht die älteste Tochter nun auf ein Gymnasium um die Ecke. „Ich musste früher von Poppenbüttel mit der Bahn und dem Bus bis zur katholischen Grundschule nach Farmsen und später zur Sophie-Barat-Schule in die City fahren. Jede Verabredung mit Schulkameraden war da schwierig, das will ich für meine Kinder nicht.“

So empfindet sie ihre eigene Kindheit zwar als schön, aber Christina Block erinnert sich auch an einsame Stunden, in denen sie ihre Freundinnen nicht sehen konnte und kaum Nachmittagsaktivitäten hatte. Sie sei zudem früher schüchtern gewesen. „Meine Brüder hatten ja einander.“

Ihre Mutter war Hausfrau, liebevoll und für sie da, der Vater war viel mit der Arbeit beschäftigt. „Das eigene Unternehmen aufzubauen war ihm sehr wichtig“, sagt sie und fügt hinzu, dass auch sie als Tochter wenig in seinem Blickfeld gewesen sei, schon gar nicht, was ihre Karriere anging. „Mein Vater sagte, und das meinte er durchaus liebevoll, ich müsse doch gar nicht arbeiten.“

Vielleicht ist sie deswegen ein Work­aholic geworden, eine hübsche, schlanke Frau, die viel Action um sich herum liebt und das Kämpferische in sich sehr betont. Sie musste sich beweisen, sicherlich mehr als andere. Beweisen, dass sie nicht ein verwöhntes Töchterchen ist, sondern eine Geschäfts- und Powerfrau, die vier Kinder, Haushalt, intensiven Sport und ein großes Unternehmen locker unter einen Hut bringt. Und alles im Leben selber geschafft hat, ohne die Hilfe des Vaters. „Selbstachtung, das ist mir wichtig“, sagt sie voller Inbrunst. Und sie sagt oft den Satz, dass sie stolz auf sich sei – der Vater ist es inzwischen auch.

Nach dem Abitur machte sie erst einmal eine Ausbildung als Hotelfachfrau am Bayerischen Hof in München. „Das war harte körperliche Arbeit, und als Block-Tochter musste ich eher noch ein Zimmer mehr putzen“, sagt sie lächelnd. Die Lehre in Bayern war jedoch ein Kinderspiel im Vergleich zur siebenmonatigen Küchenausbildung im Zwei-Sterne-Restaurant Le ­Jules Verne im Pariser Eiffelturm. „Die Köche waren alles Männer, die haben auch mit Messern geschmissen, wenn es nicht schnell genug ging“, erinnert sie sich. Sie musste bis zu 40 Kilogramm Krebsfleisch am Tag auspulen, immer die dreckigsten Töpfe schrubben und arbeiten bis zur völligen Erschöpfung. Geld bekam sie dafür nicht, und gewohnt hat sie in einem Zwölf-Quadratmeter-Zimmer unterm Dach, das WC war eine Etage tiefer und die Dusche im Nachbarhaus, fünfte Etage. Also eine harte Schule. „Wenn es mir schlecht geht, denke ich immer: Ich habe Paris überstanden, nichts ist schlimmer als das.“

Die folgenden Jahre in den Marriott-Hotels in Atlanta und Peking sowie das MBA-Studium in Schottland kamen ihr danach wie die große Freiheit vor. „Die letzte Zeit im Ausland, bevor ich mit 28 Jahren nach Hamburg zurückkam, hat mir vor allem viel Selbstbewusstsein gegeben“, resümiert sie. Christina Block hat viel erreicht, erfolgreich das Bistro Prima Pane aufgebaut und es schweren Herzens abgegeben, um mehr als Gesellschafterin in der Block Gruppe bewegen zu können. „Meine Brüder und ich kümmern uns um die strategische Ausrichtung des Unternehmens.“ Sie hinterfrage sich und ihre Entscheidungen häufig. „Vielleicht manchmal zu viel.“ Sie führt dann gern Zwiegespräche mit sich und mit Gott. Er lenke sie in ihrem Leben, davon ist Christina Block überzeugt. Ihr Glaube ist ihr Anker, der ihr Halt „und die Sicherheit gibt, dass alles gut gehen wird“. Deswegen sei sie auch keine ängstliche Mutter. „Ich habe einfach Gottvertrauen. Ich weiß, dass er über meine Kinder wacht.“

Von ihrem Mann lebt sie seit 2014 getrennt, die beiden teilen sich jedoch die Erziehung der Kinder. „Eine Trennung ist immer für alle Beteiligten schmerzlich, vor allem für die Kinder. Und dennoch ist es manchmal der richtige Weg.“
Eben klare Kante – auch das passt zu Christina Block.