Hanstedt/Winsen. Alexander Bai, Tanja Hecht und Björn Umland krönen sich zu Norddeutschlands Besten. Vorher hatten sie einige Hindernisse zu meistern.

Gut, norddeutscher Meister im Hochsprung ist er geworden. Das klingt gut. Wirklich freuen konnten sich aber weder Trainer noch Aktiver. Das lag weniger daran, dass sich Alexander Bai (MTV Hanstedt) den Nordtitel im Hochsprung der Männer mit Nico Hesse (SV Werder Bremen) teilen musste. Das lag vielmehr an der vergleichsweise geringen Siegeshöhe. Schon 1,96 Meter genügten dem 20-Jährigen aus Hittfeld für den geteilten ersten Platz.

Bei der Junioren-DM flog der Hittfelder Bai über 2,12 Meter

Nicht zuletzt die Ende Juli bei den deutschen Junioren-Meisterschaften aufgestellte Besthöhe von 2,12 Meter hatte Hoffnung auf mehr gemacht. „Im Abschlusstraining ist Alex serienweise über zwei Meter gesprungen. Auch das Einspringen lief richtig gut“, sagte Trainer Wolfgang Striezel. Das bemerkten auch die Zuschauer auf der Leichtathletikanlage am Rostocker Ostseestadion und versammelten sich in Erwartung großer Höhen in der Kurve. Es ging auch gut los. Die Anfangshöhe von 1,91 Meter und auch die 1,96 Meter meisterte Bai souverän. „Bei 1,96 Meter war er hoch drüber, dass ich gedacht habe, es könnte wieder Richtung 2,10 Meter gehen“, so Striezel.

Dann aber ging gar nichts mehr. „Als ob jemand den Stecker gezogen hätte. Als ob er noch nie Hochsprung gemacht hätte. Es war einfach der Wurm drin“, suchte selbst der erfahrene Leichtathletiktrainer, der jüngst für 50-jährige Tätigkeit beim MTV Hanstedt ausgezeichnet wurde (das Abendblatt berichtete), nach Erklärungen. Allein, er fand sie nicht.

Nach 1,96 Meter ist bei Alexander Bai plötzlich ist der Wurm drin

Eine erste Befürchtung, dass sich Alexander Bai wie im Mai einen schweren Infekt eingefangen haben könnte, bewahrheitete sich nicht. Tags darauf konnte der 20-Jährige am Mehrkampf-Sportfest in Salzhausen teilnehmen und schaffte immerhin eine persönliche 100-Meter-Bestzeit (11,84 sek.). So bleibt nur der Ansatz, dass es bei Hochspringern nichts Ungewöhnliches ist, nach Höhenflügen plötzlich wie der erste Mensch zu springen.

Vier weitere Medaillen gewannen die Leichtathleten aus dem Süden Hamburgs bei den norddeutschen Meisterschaften. Lucy Seute wurde ebenso Zweite über 100 Meter Hürden der Frauen (15,02 sek./Vorlauf 14,85 sek.) wie Felix-Tombe Martens (HNT) über 400 Meter Hürden der Männer (53,93 sek.). Im U18-Bereich kamen zwei Bronzemedaillen für Malin Frase (Buxtehuder SV) über 400-m-Hürden (68,91 sek.) und Mohammed Donzo (TuS Finkenwerder) im 200-m-Sprint (23,39 sek.) hinzu.

Tanja Hecht startet nach Corona-Infektion nur in einer Disziplin

Bei norddeutschen Meisterschaften in der Leichtathletik sind sieben Bundesländer startberechtigt. Daher darf man auch die Meistertitel für Seniorin Tanja Hecht (LG Nordheide) und Senior Björn Umland (MTV Rottorf) als beachtliche Erfolge bewerten. Bei schwierigen Windverhältnissen im brandenburgischen Mahlow, etwas südlich von Berlin, setzen sie sich an die Spitze ihrer Konkurrenzen.

Im Vorfeld hatte Tanja Hecht, der niedersächsischen Rekordhalterin im Drei-, Fünf- und Siebenkampf der Seniorinnen W50, eine Corona-Infektion zu schaffen gemacht. Bis zwei Tage vor den Nordmeisterschaften war sie noch positiv. Erst nach einem kurzen Leistungstest gab auch Trainer Wilfried Oppermann aus Winsen schließlich grünes Licht für einen Start. Um die Belastung gering zu halten, konzentrierte sich Hecht auf eine Disziplin.

Gegenwind, mittelmäßiger Start und eine Zehntel Vorsprung

Die 100 Meter gewann sie bei Gegenwind und nach mittelmäßigem Start in 14,03 Sekunden, etwa eine Zehntelsekunde vor Elizabeth Joseph (Spandau). Kommendes Wochenende startet die in Fliegenberg wohnende Sprinterin bei den deutschen Senioren-Meisterschaften in Erding, voraussichtlich über 100 und 200 Meter.

Die Speerwerfer der Senioren M50 hatten mit dem böigen Wind zu kämpfen. Björn Umland (MTV Rottorf) kam lange nicht damit zurecht. Bis zum fünften von sechs Durchgängen musste er sich mit der Weite von 34,91 Meter und Rang drei begnügen. Dann kam Umlands großer Moment. „Björn traf den Speer optimal und der Wind trug ihn auf die neue Bestweite von 38,89 Meter – Platz eins“, sagte Wilfried Oppermann erfreut.

Speerwerfer Umland: für die DM-Quali fehlten ihm zwei Meter

Die Konkurrenten Steffen Gräber aus Nauen (38,55 m) und Marco Haase aus Berlin (38,07 m) konnte nicht mehr kontern. Nach einer langen Verletzungspause ist der Titel „Norddeutscher Seniorenmeister“ ein schöner Erfolg. „Der Traum von einer Qualifikation für die deutschen Meisterschaften war etwas utopisch, aber träumen wird man ja noch dürfen“, sagte Umland, der für eine DM-Teilnahme noch zwei Meter weiter hätte werfen müssen.