Harburg. Ein Landesligaspiel mit zwei Gesichtern: Gastgeber dominieren die erste, Gäste dann die zweite Halbzeit. Unter dem Strich heißt es 1:1.
Entscheidend ist auf dem Platz. Dass diese alte Fußballweisheit immer noch gilt, bestätigte sich im Landesligaderby auf der Jahnhöhe zwischen dem Harburger TB und FTSV Altenwerder einmal mehr. Nach bis dato drei Niederlagen und nur einem Sieg gegen das Schlusslicht galten die Gastgeber jedenfalls nicht als die Favoriten, die Gäste hatten schließlich schon dreimal gewonnen. Doch weil bis zur Pause der Harburger TB die bessere Mannschaft war und Altenwerder erst nach dem Seitenwechsel zu wahrer Stärke fand, waren am Ende beide Südvereine der Hammonia-Staffel mit dem 1:1 (0:0)-Unentschieden zufrieden.
Erste Halbzeit gehört dem HTB, nach dem Wechsel dreht Altenwerder auf
„In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel bestimmt, im zweiten Durchgang hat Altenwerder aufgedreht“, beschrieb HTB-Co-Trainer Radoslaw Wons das Spielgeschehen in dem unter Flutlicht ausgetragenen Derby auf der Jahnhöhe. Ein paar „knifflige Situationen“ mit unglücklichen Entscheidungen der Schiedsrichter habe es gegeben. Seiner Mannschaft sei ein klarer Strafstoß versagt, die Gäste wären das eine und andere Mal bei Abseitsentscheidungen benachteiligt worden, sagte Wons.
Mitten in einer Altenwerder Druckphase war es Fatih Aytekin, der per Direktabnahme in der 65. Minute den Harburger TB etwas überraschend in Führung schoss. Doch die Freude währte nur fünf Minuten. Dann traf Altenwerders Neuzugang Osman Güraltunkeser zum 1:1. Der Ausgleich resultierte aus einem gelungenen Zusammenspiel zweier Neuzugänge. Daniel Thompson (vorher FC Süderelbe) spielte den Ball in die Schnittstelle der HTB-Abwehr. Der technisch versierte Güraltunkeser (er kam vom FC Bingöl) umkurvte Harburgs Torhüter Marcel Corrieri und vollendete zum späteren Endstand.
HTB-Trainer setzen mit 30 Spielern bewusst auf großen Kader
„Wir befinden uns in einem großen Umbruch“, sagte Wons über den Harburger TB. Zehn Spieler seien im Sommer gegangen, zwei mehr dazugekommen. „Wir setzen mit mehr als 30 Spielern gezielt auf einen großen Kader und damit einen Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft auf allen Positionen“, sagte Wons.
„Unsere drei Niederlagen haben wir allesamt gegen Mannschaften kassiert, die aktuell die Tabelle anführen“, relativierte der HTB-Co-Trainer den nicht sonderlich erfolgreichen Saisonstart. Unter den bisherigen Gegnern waren Vorjahresmeister Niendorfer TSV II und Vorjahresvizemeister SV Halstenbek-Rellingen. Gegen diese beiden Spitzenteams verloren die Harburger jeweils nur mit einem Treffer. „Wir sind besser, als es die Tabelle aussagt“, betont Wons. Jetzt müsse die junge Mannschaft aber schnell aus dieser Lage herauskommen. „Wir müssen cooler werden und aus unseren Chancen mehr Tore machen.“
Altenwerder startet mit zehn Punkten aus sechs Spielen vielversprechend
Mit drei Siegen aus fünf Spielen war der FTSV Altenwerder erfolgreicher in die Fußballsaison 2022/2023 gestartet als der Derbygegner. Auf der Jahnhöhe konnte die Mannschaft von Trainer Muharrem Tan trotz des Rückenwindes von zuletzt zwei Siegen in Folge aber nicht nachlegen. „Wir wussten, dass es schwer wird“, sagte Tan und war nicht einmal unzufrieden; auch wenn seine Mannschaft am Ende deutlich überlegen war und nach Chancen hätte gewinnen können.
Diese Mannschaft nennt er einen „geilen Haufen“, wegen der großen Moral und der ausgezeichneten Stimmung. Mit einem Kader von 26 Spielern ist der FTSV Altenwerder breiter aufgestellt als vorige Saison. „Wir sind auch qualitativ besser geworden“, betont Tan, der in diesem Jahr gleich acht A-Jugendliche aus anderen Vereinen integrieren will. „Damit setzen wir fort, was wir voriges Jahr begonnen haben; nämlich eine Mannschaft für die Zukunft zu formen. Alle vier A-Jugendliche, die vor einem Jahr zu uns gestoßen sind, spielen heute eine wichtige Rolle in der Mannschaft.“
Muharrem Tan hat 26 Spieler, viele kommen frisch aus der A-Jugend
„Wir werden dieses Jahr nicht in Turbulenzen geraten“, ist Muharrem Tan überzeugt. In der Vorsaison landete Altenwerder knapp über dem Strich und konnte so gerade die Klasse halten. „So eine nervenaufreibende Saison will ich nicht noch einmal erleben“, sagte er und erwartet eine bessere Platzierung. Auf die jetzt zehn Punkte nach sechs Spielen ist der Trainer stolz: „Die haben wir uns hart erarbeitet.“
Hart arbeiten musste seine Mannschaft auch auf der Jahnhöhe. Muharrem Tan und sein Co-Trainer und – wie er sagt – „Ziehvater“ Peter Lemke mussten in der Halbzeitpause reagieren. Tan hatte aus Respekt vor dem HTB zum ersten Mal auf eine Viererkette umgestellt. „Dadurch hatten wir kaum Torchancen. Das hat sich nach dem Seitenwechsel mit einer Dreier-Abwehr zum Glück geändert.“
Doch das Prinzip „Angriff ist die beste Verteidigung“ ging erst einmal nach hinten los. „In Rückstand sind wir geraten, weil wir in dieser Phase fahrlässig mit unseren Chancen umgegangen sind und viel zu pomadig gespielt haben,“ sagte Tan. „Dann aber ging ein Ruck durch die Mannschaft.“
Das ursprünglich für Mittwochabend vorgesehene Auswärtsspiel des Harburger TB bei Nikola Tesla ist auf Montag, 31. Oktober, verlegt worden.