Emsen. Zum 30. Mal startete die Kult-Veranstaltung in Rosengarten. Nirgendwo anders wird dieses wilde Hobby noch gepflegt
Mit seinem vierten Rang beim Jubiläumsrennen konnte sich Arne Homann so gar nicht anfreunden. „Alles andere wäre okay gewesen“, sagte der Erste Vorsitzende des Duo-Clubs Emsen nach dem Ende des Renntags seines Vereins auf dem Gelände neben dem Dorfgegemeinschaftshaus der kleinen Ortschaft nahe der Autobahn A1. Er war als der Lokalmatador des Duo-Rennens angekündigt worden, galt auch als einer der Favoriten und sah tatsächlich lange wie der sichere Sieger aus. Doch dann brach an seinem Duo, einem motorisierten Dreiradfahrzeug mit 3,6 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde, eine Radnabe. Eine der vielen Geschichten, die das Emsener Duo-Rennen auch in seiner 30. Ausgabe hervorbrachte.
„Dadurch wurde ich bei jedem weiteren Start in jeder Kurve gebremst und konnte keinen Schwung mitnehmen. Am Ende wurde ich Vierter, das ist zwar immer noch ein gutes Ergebnis, aber zu wenig fürs Podest“, ärgerte den Mann, der in Emsen schon zwei Mal gewonnen hat, diese immer wieder zu Recht als „undankbar“ benannte Platzierung besonders.
Sportlich ehrgeizig waren die gut ein Dutzend Starter im Emsen also doch, auch wenn sie noch so oft den Spaßcharakter dieses in Deutschland inzwischen einmaligen Rennevents betonen. „Früher waren hier in Emsen bis zu 25 solcher Zweisitzer am Start“, erzählt Arne Homann in einer der kurzen Pausen zwischen den vielen Starts, die jeder Fahrer zu absolvieren hatte. „Heute sind es nur noch die Hälfte“.
30 Jahre liegen die Anfangsjahre zurück
Viele ältere Fahrer aus den 30 Jahre zurückliegenden Anfangszeiten seien nicht mehr dabei. Und bis auf drei Fahrer, die aus Hannover angereist waren, waren sämtliche Starter zugleich Lokalmatadoren, denn sie stammten entweder aus Emsen oder der ganz nahen Umgebung, sind dort geboren oder aufgewachsen und leben noch heute dort oder in einem der Nachbarorte.
Arne Homann, der als Kranmonteur arbeitet, hatte schon immer ein Faible für knatternde Maschinen. „Als Jugendlicher bin ich Mofa gefahren. Dann hat mich von der allgemeinen Begeisterung in unserem Ort für die Duos anstecken lassen. Mein erstes motorisiertes Dreirad hat mir der Verein gekauft,“ erzählt er. „Für 40 Mark.“
Anfangs wurde in Emsen noch über die Sportplätze gebrettert, die Strecke war damals vier Kilometer lang. Der aktuelle Rundkurs ist nur noch etwa 400 Meter lang, schätzt Arne Homann. „Mehr Platz steht uns nicht zur Verfügung“.
Kultrennen mit den einstigen Krankentransportern der ehemaligen DDR
Seit der Rennbetrieb in Kasseburg bei Trittau eingestellt wurde, ist der Duo-Club in Emsen der einzig verbliebene Veranstalter, der dieses Kultrennen mit den einstigen Krankentransportern in der ehemaligen DDR noch ausrichtet.
Für die Zuschauer ist so ein Duo-Rennen mit seinen vielen Vorläufen in ständig wechselnden Zusammensetzungen, Halbfinals und Endlauf immer noch ein richtiges Spektakel. Dreck und Staub spritzen hoch, die Attraktion ist der Wassergraben. Damit dieser seinem Namen auch gerecht wird, sorgt in Emsen die Freiwillige Feuerwehr dafür, dass die Grube auch bei schönem Wetter – wie an diesem Jubiläumswochenende, an dem Emsen 30 Jahre Duo-Rennen feierte – immer gut gefüllt ist.
Es hat auch schon Jahre gegeben, da war der Wassergraben bei Starkregen übergelaufen und die Fahrzeuge sind reihenweise abgesoffen. Dieses Schicksal ereilte im Jubiläumsrennen trotz des guten Wetters dem Jüngsten unter den Startern, Leon Kelterborn. Der 16-Jährige feierte sein Debüt beim Emser Duo-Rennen und musste sein Dreirad am Ende eines seiner Vorläufe über die Ziellinie schieben.
„Hauptsache im Ziel“
„Hauptsache im Ziel“, sagte er erleichtert, denn so blieb er im Rennen und musste nicht ausscheiden. „Zum Glück ist mein Motor nur abgesoffen und nicht im Arsch“, freute sich der unbekümmerte Youngster mit der Startnummer 12, der seinem großen Bruder nacheiferte. Linus Kelterborn hatte 2019 bei seinem Debüt als damals 16-Jähriger in Emsen die gesamte Konkurrenz hinter sich gelassen. Vor dem Start des nächsten Vorlaufs musste das Duo von Leon Kelterborn angeschoben werden. Das erledigte wie selbstverständlich und ganz nebenbei niemand Geringerer als der Vereinsvorsitzende Arne Homann.
Wie Homann war auch Sebastian Sig nach zwei gewonnenen Vorläufen noch zuversichtlich, in diesem Jahr um den Sieg mitfahren zu können. Als Grund für sein bis dahin gutes Abschneiden nannte er den technisch guten Zustand seines Duos. „Pflegerisch mache ich ja nur das Nötigste, aber ich habe den besten Schrauber von allen,“ sagte er und deutete auf Laslo Roesen, der sich gerade um das Duo von Sebastian Sig kümmerte.
Der Sieger heißt Laslo Roesen
Dann baute Sig, der es bisher noch nicht in die Liste der drei Bestplatzierten schaffte, den Luftfilter aus, der Wasser gezogen hatte, und reinigte diesen mit Öl. Roesen grinste nur freundlich über die anerkennenden Worte.
Ob er da vielleicht schon ahnte, dass er am Ende des Tages nicht nur der beste Schrauber, sondern auch der beste Fahrer sein würde?
Wie auch immer: Laslo Roesen – Dritter von 2019 und natürlich auch aus Emsen und dort Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr – behauptete sich nach seinen guten Ergebnissen in den Vorläufen auch in den Halbfinals und gewann zu guter Letzt auch den Endlauf. Auf Platz zwei landete Linus Kelterborn. Dritter wurde mit Volker Klimkus ein Gast aus Hannover.
In Emsen sind nach dem Renntag und der anschließenden Openair-Party inzwischen wieder die Ruhe und der Alltag eingekehrt, die knatternden Duos stehen längst wieder in den Garagen oder Scheunen. „Unsere Duos werden wirklich nur einmal im Jahr aus der Garage geholt“, bestätigt Arne Homann. „Vor dem Rennen werden sie technisch überholt. Training wie in anderen Motorsportarten kennen wir in Emsen nicht“, sagte der da schon wieder gut gelaunte Vorsitzende des Duo-Clubs Emsen.