Buchholz. Bundesliga-Damen der Luchse Buchholz/ Rosengarten begleiten Jugendliche mit Behinderung beim Brandschutztag und bieten Training an
Sie haben in der Schule schon häufiger darüber gesprochen, was zu tun ist, wenn ein Feuer ausbricht. Theoretisch wissen die Kinder und Jugendlichen Bescheid. Doch wie es sich praktisch anfühlt, einen Feuerlöscher zu bedienen und gegen die Flammen zu richten, ist für Julien, Lukas und ihre Mitschüler von der Förderschule An Boerns Soll Neuland.
Doch weil Schulleiter Martin Ihlius davon überzeugt ist, dass Kinder und Jugendliche am besten lernen, wenn sie handeln können, hat er die Einladung von Manfred Popp gern angenommen. Dieser leitet die Buchholzer Niederlassung der Firma Jockel Brandschutztechnik. Regelmäßig lädt er Jugendfeuerwehren, Berufsschulen und Grundschulen ein, klärt über Brandschutz auf und übt mit ihnen, wie sie sich im Falle eines Feuers verhalten sollen.
Förderschüler liegen Handball-Damen besonders am Herzen
Doch Manfred Popp ist nicht nur Experte, wenn es um Sprinkleranlagen, Rauchabzug und Brandabschottungen geht. Er ist auch begeisterter Handballfan, kümmert sich als Marketing-Chef der Handball-Luchse Buchholz 08/Rosengarten um alle Belange der Bundesligadamen. Wenn Popp also in der Firma einen Brandschutztag veranstaltet, holt er auch die Handball-Mädels dazu und lässt die Besucher unter professioneller Anleitung ein paar Bälle werfen.
Die Förderschüler liegen Manfred Popp und den Handball-Damen besonders am Herzen. Seit vielen Jahren bieten die Sportlerinnen den Kindern und Jugendlichen mit Behinderung ein eigenes Training an, holen die Mädchen und Jungs einmal im Monat vor dem Bundesligaspiel in die Halle. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie musste das ehrenamtliche Engagement eingestellt werden. Jetzt soll es endlich wieder starten.
Doch bevor das sportliche Training in der Halle starten wird, dürfen die Schülerinnen und Schüler mit Manfred Popp und seinem Team für den Brandschutz trainieren. An verschiedenen Stationen lernen sie, was zu tun ist, wenn ein Feuer ausbricht. Julien ist einer der 18 Jugendlichen, die an diesem Freitagvormittag Feuer löschen und Alarm auslösen dürfen. Er besucht die zehnte Klasse. Einen Feuerlöscher hält er an diesem Morgen das erste Mal in seinen Händen. „Wir sind uns der Verantwortung gegenüber jungen Menschen bewusst und schulen seit einigen Jahren zum Thema Brandschutz“, sagt Manfred Popp. „Es geht darum, Wissenswertes über den Aufbau und die Wirkungsweise von Sprinkler-, Rauchabzugs- und Brandmeldeanlagen sowie um Brandabschottungen zu vermitteln.“
Kindern Freude am Sport vermitteln
Popp geht es an diesem Vormittag aber um mehr als Aufklärung. Es geht ihm darum, die Kinder und Jugendlichen der Förderschule einzubinden, sie herauszufordern, selbstsicher und stark zu machen – im Alltag, in der Schule, aber auch in der Freizeit, beim Sport. Aus dieser Motivation heraus entstand vor fünf Jahren die Idee für das Zusammenspiel von Handball-Profis und der Förderschule An Boerns Soll.
Ziel des ehrenamtlichen Engagements ist, den Kindern Freude am Sport zu vermitteln, ihnen zu zeigen, dass sie mitspielen können, ganz gleich, welche Behinderung sie mitbringen, neu starten. „Wir wollen das Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen stärken, sie motivieren, sich etwas zuzutrauen“, sagt Zoe Ludwig. „Und wir wollen, dass sie Spaß haben und sich auf neue Erfahrungen einlassen.“ Manfred Popp, der das Projekt gemeinsam mit den Handball-Damen ins Leben gerufen hat, ist davon überzeugt, dass sich der Sport gut für Kinder mit Behinderung eignet. „Hier haben die Kinder Erfolgserlebnisse“, sagt er. „Sie können nur gewinnen.“ Auch Torwartin Zoe Ludwig ist davon überzeugt, dass Handball und Handicap gut zusammenpassen. „Handball eignet sich als Sport besonders gut für Menschen mit Behinderung“, sagt die 22-Jährige. „Einen Ball mit der Hand zu werfen ist einfach. Hier können sie nicht viel falsch machen.“
„Das wichtigste ist, dass die Kids Spaß haben“
Bevor es in Kürze wieder zum Training in die Halle geht, hat sich Zoe Ludwig Zeit für die Schülerinnen und Schüler genommen und kurzerhand beim Brandschutztag eine Torwand für sie aufgebaut. Wer erfolgreich den Brand im Gasgrill mit dem Feuerlöscher erstickt hat, darf sich anschließend mit dem Ball austoben. „Das wichtigste ist, dass die Kids Spaß haben“, sagt die Torwartin, die sich darauf freut, endlich wieder regelmäßig mit den Förderschülern trainieren zu dürfen.
Auch Schulleiter Martin Ihlius ist froh über Kooperationen wie diese. „Für die Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, dass sie etwas erleben können“, sagt er. „Und das ist nur möglich, wenn andere sie begleiten.“ Und: „Sie wollen ernst genommen werden, nicht nur als fünftes Rad am Wagen dabei sein.“ Wichtig sei, dass sie das Gefühl haben, auch tatsächlich etwas zu erreichen. „Sie sind sehr ehrgeizig“, so Ihlius, der davon überzeugt ist, dass Menschen mit Behinderung eine Menge erreichen können, wenn sie auf große Kompetenz treffen. „Der Umgang mit Vielfalt, Unterschiedlichkeit und besonderen Einschränkungen erfordert Professionalität und eine gute Fachlichkeit“, so der Schulleiter. Wenn diese vorhanden sei, erreiche man mit den Kindern und Jugendlichen unheimlich viel. „Dann entsteht etwas Großartiges.“