Lüneburg. SVG-Volleyballer kassieren in der Gellersenhalle Reppenstedt eine 0:3-Heimniederlage gegen die Berlin Recycling Volleys.

Die SVG Lüneburg erlebte am Sonnabend, was es bedeutet, gegen ein unter Druck geratenes Spitzenteam zu spielen. Die Berlin Recycling Volleys zählen neben dem VfB Friedrichshafen zur nationalen Spitze. Berlin, Deutscher Meister von 2019, blieb in der im Frühjahr abgebrochenen Bundesliga-Saison ohne jegliche Niederlage. Ganz anders läuft es in der aktuellen Spielzeit. Der Liga-Primus hat bereits zwei Bundesliga-Pleiten auf dem Konto, schied dazu nach 2:0-Führung aus dem DVV-Pokal aus. Und so mussten die Lüneburger bei der klaren 0:3 (17:25, 21:25, 19:25)-Heimniederlage am Sonnabend anerkennen, dass das geforderte Spitzenteam aus der Hauptstadt da ist, wenn es gebraucht wird.

„Für Berlin war das heute sehr wichtig, die waren also voll im Spiel. Am Dienstag steht für die auch schon wieder die Champions League an“, sagte SVG-Trainer Stefan Hübner. Weil Sommer-Neuzugang Leon Dervisaj (24) seinen Vertrag am vergangenen Montag vorzeitig auflösen ließ, blieb Hübner gegen Berlin mit Hannes Gerken (22) nur ein Zuspieler. Die SVG befindet sich weiterhin auf der Suche nach einem Neuzugang.

Erster Satz beginnt schleppend für die Berliner

Zu Beginn des ersten Satzes brauchten die Hauptstädter ein paar Minuten, um ihr Aufschlagspiel zu justieren. Als Berlins Samuel Tuia (34) dann aber per Ass den Rückstand für die SVG auf fünf Punkte anwachsen ließ (5:10), zog Stefan Hübner die erste Auszeit. Lüneburg spielte phasenweise durchaus ansehnlich, schaffte es aber zu keinem Zeitpunkt, Berlin in Verlegenheit zu bringen. Insbesondere US-Nationalspieler Benjamin Patch (26) stellte den Block der Gastgeber immer wieder vor Probleme, sodass die BR Volleys den ersten Satz souverän mit 17:25 für sich entschieden.

Stefan Hübner ging nach zahlreichen Ballwechseln direkt in die Videoanalyse. 
Stefan Hübner ging nach zahlreichen Ballwechseln direkt in die Videoanalyse.  © Maximilian Bronner

„Sie haben einfach konstanter angegriffen. Patch hatte einen sehr guten Tag im Angriff. Die Spieler sind einfach clever und wissen, wo sie bei uns angreifen müssen“, analysierte Stefan Hübner. Im zweiten Satz lag die SVG schnell mit 3:9 zurück, weil Berlin sicher im Side-Out agierte. Sobald ein längerer Ballwechsel zustande kam, griff die SVG zu durchschaubar an, die Gäste setzten humorlose Blöcke.

Lüneburgs beste Phase im zweiten Satz

Als der Satz bereits entschieden schien, folgte die beste Phase der Lüneburger. Florian Krage und Jordan Ewert machten Druck im Angriff, Dalton Solbrig lieferte eine starke Aufschlagserie – und die SVG war plötzlich auf einen Punkt dran (14:15). „Wir haben einen sehr guten zweiten Satz gespielt. Im Angriffsaufbau waren da positive Dinge dabei. Trotzdem muss man gegen so ein Team immer da sein“, sagte Stefan Hübner.

Doch als der Satz zu kippen schien, schalteten die Hauptstädter – offenbar mühelos - einen Gang hoch. Während SVG-Außenangreifer Viktor Lindberg (24) einen Aufschlagfehler produzierte, stellte Berlins Benjamin Patch mit einem Ass wieder einen Drei-Punkte-Abstand her. „Berlin hat konstant druckvoll aufgeschlagen, da war unsere Fehlerquote beim Aufschlag zu hoch“, befand Hübner. Die SVG schaffte es nun nicht mehr, Berlin zu breaken, sodass Samuel Tuia die Gäste per erneutem Ass zum 21:25-Satzgewinn führte.

Im dritten Satz verliert die SVG den Anschluss

Der dritte Satz begann zunächst ausgeglichen (6:6), dann verlor Lüneburg wieder den Anschluss. „Wir müssen in der Abwehr immer hellwach sein und dürfen keine leichten Bälle kassieren“, sagte Stefan Hübner – und sprach damit gleich mehrere Szenen an, in denen die SVG im Vorteil war, Berlin den Ball aber klug zwischen Netz und SVG-Block abtropfen ließ, anstatt kraftvoll zu schmettern. Mitte des dritten Satzes war es erneut Benjamin Patch, der dem Spiel den Stempel aufdrückte und per Block auf 14:19 erhöhte.

Nach dem Spiel sprach Trainer Stefan Hübner (rechts) mehrere Minuten mit Zuspieler Hannes Gerken. 
Nach dem Spiel sprach Trainer Stefan Hübner (rechts) mehrere Minuten mit Zuspieler Hannes Gerken.  © Maximilian Bronner

Auch Nationalspieler Anton Brehme (21), erst im Sommer von der Ilmenau an die Spree gewechselt, zeigte gegen seine ehemaligen Mitspieler, was er bei Stefan Hübner in der Blockarbeit gelernt hatte. „Es war klar, dass Anton diese Entwicklung macht. Das ist toll zu sehen und Berlin wird aber auch nicht seine letzte Station sein. Ein Verein wie wir muss akzeptieren, dass Spieler irgendwann den nächsten Schritt machen. Bei Berlin passiert das auch, allerdings auf einem höheren Level. Da kommen dann die Topteams aus Polen, Italien und Russland“, erläutert Hübner.

Intensität in leerer Halle war geringer als zuletzt gegen Berlin

Schlussendlich war es Florian Krage, der mit einem Aufschlagfehler zum 19:25 die Partie entschied. „Wir haben schon Spiele gegen Berlin erlebt, wo sich die Intensität in engen Sätzen dann hochschaukelt. Das ist in einer leeren Halle aber nicht so möglich“, sagte Stefan Hübner, der sich direkt nach dem Spiel mehrere Minuten lang mit Zuspieler Hannes Gerken (22) austauschte. „Für Hannes ist der Druck als einziger Zuspieler momentan sehr groß. Ich habe mit ihm über das Spiel gesprochen, wie er es gesehen hat und was er besser machen kann“, erklärte Hübner.

Viel Zeit bleibt dem jetzt geforderten SVG-Zuspieler nicht – am Sonnabend (19 Uhr) gastiert die SVG im Niedersachsenderby bei den Helios Grizzlys Giesen in Hildesheim.