Lüneburg. Stefan Hübner, Trainer beim Volleyball-Bundesligisten SVG Lüneburg, spricht vor dem Saisonstart über das neue Team und die holprige Vorbereitung.

Seit 2014 trainiert Stefan Hübner (45) die Bundesliga-Volleyballer der SVG Lüneburg. Seitdem schafft es der ehemalige Nationalspieler immer wieder - mit einem vergleichsweise kleinen Etat -, eine neue Mannschaft zu formen. Jahr für Jahr droht der SVG der Abgang ihrer besten Akteure. Auch in diesem Sommer sind sechs von zwölf Spielern neu dabei. Am Sonnabend (19.30 Uhr) startet die SVG auswärts bei den United Volleys Frankfurt in die neue Bundesliga-Saison.

Herr Hübner, überwiegt bei Ihnen momentan die Vorfreude, oder die Sorge, dass es zu Coronafällen und Spielabsagen kommen kann?

Stefan Hübner Sorgen habe ich eigentlich nicht. Trotzdem gibt es jetzt das Bewusstsein, dass es passieren kann. In der letzten Saison kam der Abbruch sehr überraschend, nun sind wir zumindest auf mögliche Fälle vorbereitet. Also ist jetzt die Freude größer, dass die Spiele wieder losgehen.

Bei den Handballern vom HSV Hamburg musste der Saisonstart abgesagt werden, Spieler wurden teilweise positiv getestet. Weil viele Spieler, wie in Lüneburg auch, in Wohngemeinschaften leben, musste beinahe die gesamte Mannschaft in Quarantäne. Befürchten Sie eine ähnliche Situation?

Wenn ein Spieler etwas hat, müsste Wenn ein Spieler etwas hat, müssten wohl sowieso alle in Quarantäne. In Unterhaching war die Mannschaft bei einer Sponsorenveranstaltung und musste danach in Quarantäne, weil einer der Sponsoren positiv getestet wurde. Wenn man einen Fall im Team hat, wirbelt das sowieso alles durcheinander. Das hat nicht so viel mit den WGs zu tun, weil die Spieler sowieso jeden Tag miteinander trainieren.

Haben die Spieler Verhaltensregeln bekommen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren?

Wir geben das schon mit an die Hand. Die Spieler sollen sich nicht mit irgendwelchen Studentenkollegen zu Feiern treffen. Wenn sie etwas machen, sollen sie auch eher unter sich bleiben. Natürlich hat man über Freundinnen und Familien immer irgendwelche Schnittstellen. Trotzdem gibt es die Marschroute, sich zurückzuhalten.

Geringes Risiko und geringer Kostendruck

Wie kann in diesem Jahr ein Teamgeist entstehen, wenn sechs Spieler neu dabei sind und gemeinsame Aktivitäten kaum möglich sind?

Natürlich haben wir das alles reduziert. Wir waren kaum unterwegs und haben auch weniger Vorbereitungsspiele gemacht. Wir sind auch nicht ins Ausland, um das Risiko zu reduzieren und um den Kostendruck für den Verein klein zu halten. Bei der Mannschaftszusammenstellung und bei der Vorbereitung war das Finanzielle auch ein Thema.

Wie groß ist die sportliche Herausforderung für Sie, beinahe in jedem Sommer ein neues Team formen zu müssen?

In diesem Jahr ist die Herausforderung schon groß. In anderen Jahren sind Leistungsträger auch mal für zwei, drei Jahre geblieben. Es wird spannend, wie sich die jungen deutschen Spieler hier aus der Metropolregion Hamburg entwickeln. Die Spieler kriegen immer mehr Verantwortung und sollen immer mehr zu Leistungsträgern werden. Das ist das Motto für diese Saison.

Sie haben es bereits angedeutet: Mussten Sie bei den Neuverpflichtungen in diesem Jahr größere Abstriche machen?

Wir haben sicherlich nicht ganz große Investitionen gemacht. Wir haben aber gute Spieler geholt und sind breit aufgestellt. Vieles hängt jetzt aber auch davon ab, wie sich die jungen deutschen Spieler entwickeln.

Wäre der Verein bei sportlichem Bedarf finanziell überhaupt in der Lage, nachzulegen?

Das hängt von verschiedenen Dingen ab. Angenommen, es würde sich ein Zuspieler schwerer verletzen, würden wir sicherlich noch nachsteuern. Auf welchem Qualitätslevel das ist, weiß ich nicht. Dann müssen wir aber die Wege finden, das hinzubekommen. Wir waren aber noch nie der Verein, der ständig nachverpflichtet. Aber es ist eine große Herausforderung. Das Niveau in der Liga ist wirklich gut. Auch so ein Verein wie Giesen hat sich sehr gut entwickelt, Herrsching geht auch größere Schritte. Die große Halle in Giesen ist für die Entwicklung des Vereins ein Vorteil. Da ist es für uns mit der Halle noch einen Tick schwieriger. Es ist immer schwierig, beispielsweise als wir vor zwei Jahren auf einem sehr guten Niveau gespielt haben. Dann gehen die Leute weg, weil sie gute Angebote kriegen. Das ist völlig legitim und normal, wir bauen dann alles von vorne auf.

Vorbereitung mit Schwierigkeiten

Wie fällt ihr Fazit zur Vorbereitung aus?

Die ganze Vorbereitung war ein bisschen holprig. Unser neuer Zuspieler (Leon Dervisaj, Anm. d. Red.) hat sich dann früh verletzt und ist länger ausgefallen. Das ist schwierig, weil der das Herz des Angriffsspiels ist. Unserem zweiten Zuspieler Hannes Gerken hat das aber natürlich auch gut getan. Viktor Lindberg, unser Kapitän vom letzten Jahr, ist dann auch länger ausgefallen. Dann hatte ich selber noch Pfeiffersches Drüsenfieber und bin länger ausgefallen. Es war alles ein bisschen holprig, aber auch nicht schlecht. Trotzdem haben wir noch viel Arbeit. Wir müssen das Training gut nutzen, jeder muss da eine Dringlichkeit entwickeln.

Was haben Sie sich für diese Saison vorgenommen, nachdem die letzte Saison mit dem achten Platz ein bisschen enttäuschend endete?

Enttäuschend war vor allem die Art und Weise. Wir haben eine sehr gute Hinrunde gespielt. Dann kam nach zwei Spielen ein tierischer Bruch, den wir nicht stoppen konnten. Wir haben einfach nicht gut gespielt. In dieser Saison ist es schwer, über eine Platzierung zu sprechen. Natürlich möchten alle immer in die Play-offs. Es wäre vermessen, wenn wir jetzt sagen, dass wir Fünfter werden wollen. Natürlich setzt sich das Team intern solche Leuchtturm-Ziele. Die sind wichtig für das Training. Am Ende hilft es aber nicht, sich daran jedes Wochenende zu orientieren. Zielsetzungen bestehen immer aus zwei Teilen. Zum einen wollen alle nach außen immer ein ergebnisorientiertes Ziel. Zum anderen ist viel wichtiger, wie wir eine hochprofessionelle Arbeit im und außerhalb des Trainings erreichen. Wir sind gerade noch dabei, diese Kultur zu schaffen. Geduld ist dabei wichtig, viele negative Ergebnisse sind aber auch nicht hilfreich.

Wie fühlen sich die Spiele an, wenn die Gellersenhalle nicht mit 800, sondern mit deutlich weniger Zuschauern gefüllt ist?

Es ist komisch, eine ganz andere Atmosphäre. Es ist schön, dass trotzdem Leute in der Halle sind. Aber die Intensität, die vorher da war, fehlt. Die ganze Lautstärke ist anders, also fühlt es sich viel mehr wie ein Trainingsspiel an. Das Team muss also mehr selbst machen, wenn die Fans nicht so sehr pushen können. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass die Zuschauer unsicher sind, ob sie bei einer weitestgehend leeren Halle überhaupt Lust haben dorthin zu kommen oder sich trotzdem sorgen. Gerade bei uns ist die Halle ja relativ eng. Es wird spannend, wie das von den Zuschauern angenommen wird.