Harburg/Thailand. Marmstorfer gelingen mit seinem Kontinentalteam „Bike Aid“ zwei Etappensiege. Die Mannschaft holt sogar den Gesamtsieg.

Es gibt zurzeit wohl kaum Orte, an denen Lucas Carstensen (26) nach einer turbulenten Radrennsaison besser entspannen könnte. „Wegen Corona ist hier kaum ein Tourist“, erzählt der Harburger Radprofi, als ihn das Abendblatt auf der thailändischen Urlaubsinsel Ko Samui erreicht. Dort feierte Carstensen am vergangenen Wochenende mit dem Kontinentalteam „Bike Aid“ bei der „Tour of Thailand“ einen erfolgreichen Saisonabschluss.

„Das war die erfolgreichste Rundfahrt für uns in diesem Jahr. Wir haben die gesamte Tour gewonnen, die Teamwertung geholt und ich habe zwei Etappen gewonnen“, bilanziert Carstensen am Ende der einwöchigen Rundfahrt. Dass am Ende nicht er selber, sondern sein deutscher Teamkollege Nikodemus Holler die Einzelwertung für sich entschieden hat, sei ihm nicht wichtig. „Bei uns im Team arbeiten wir immer füreinander. Er hat mir schon in diversen anderen Rennen geholfen. Am Tag davor hat er mir den Etappensieg vorbereitet. Da ist kein Neid dabei“, sagt Carstensen, der insgesamt auf Rang acht landete.

Die Tour of Thailand wird in Europa kaum beachtet, da sie unterhalb der UCI World Tour angesiedelt ist. „In Thailand ist das aber ein großes Event, das live im Fernsehen übertragen wird. Es gibt immer viele Zuschauer“, berichtet der gebürtige Marmstorfer.

Kommunikation mit dem Hotelpersonal war eine Herausforderung

In Thailand gab es bisher weniger als 4000 nachgewiesene Coronafälle, die Einreisebeschränkungen sind streng. „Wir mussten vor dem Rennen zwei Wochen lang in Quarantäne. Wir hatten 45 Minuten Zeit am Pool, den Rest der Zeit mussten wir alleine auf den Zimmern sein“, erzählt der 26-Jährige. Ein Heimtrainer sorgte auf dem kleinen Zimmer für ein Mindestmaß an Ablenkung. „Ein bisschen Mundschutz tragen ist nicht so schlimm, aber zwei Wochen in Quarantäne war schon ganz schön hart. Wir haben uns das auch anders vorgestellt, als es am Ende war. Wir dachten, dass wir als Team zusammen auf einem Flur untergebracht sind und uns abends zusammensetzen können. Das war aber nicht erlaubt“, berichtet er.

Auch die Kommunikation mit dem Hotelpersonal sei eine Herausforderung gewesen. „Es gab dreimal am Tag etwas zu essen. Theoretisch konnte man alles bestellen, praktisch war es durch die Kommunikation ein bisschen schwierig“, sagt Carstensen. In der ersten Woche habe er noch trainieren können, wann es ihm gerade passte. „Ab der zweiten Quarantäne-Woche musste ich dann in den Rhythmus der Rennen kommen, weil die Etappen immer früh morgens gestartet sind“, sagt er.

Für Carstensen, der bei der Deutschen Straßenrad-Meisterschaft im August den sechsten Platz feierte, ist die Saison nun beendet. „Ich bleibe hier jetzt noch ein bisschen länger, die Saison ist vorbei. Morgen versuche ich mir ein Visum zu holen, dann bleibe ich bis Dezember“, erzählt der Harburger.