Elstorf. Der Aufstieg der Fußballer des TSV Elstorf in die Landesliga Lüneburg ist der größte Erfolg in der 95-jährigen Vereinsgeschichte.
Selten lagen eine Meisterfeier und das erste Spiel in der neuen Liga so dicht beisammen. Bei den Fußballern des TSV Elstorf ist die Ehrung für die Meisterschaft in der Bezirksliga zwei drei Tage her, der Startschuss zur Saison 2020/2021 in der Landesliga Lüneburg ertönt ebenfalls in drei Tagen. Natürlich ist das Coronavirus schuld an den ungewöhnlichen Umständen, die im Abbruch der Spielzeit 2019/2020 gipfelten. Der erste Tabellenplatz wäre den Elstorfer Fußballern auch auf sportlichem Weg kaum streitig zu machen gewesen, so deutlich war ihr Vorsprung im März nach 16 Siegen in 20 Spielen bereits.
Begeisterte Spieler feiern
Fast ein halbes Jahr später erfolgte im Rahmen des letzten Testspiels gegen den Oberligisten Rotenburger SV (4:1) die verdiente Meisterehrung. Der Vorsitzende des Kreisfußballverbandes Frank Dohnke, Vereinsvorsitzender Ingo Rischer und Ehrenvorsitzender Hans Weber überreichten allen Akteuren des Bezirksligameisters Medaillen. Es hatte etwas vom Champions-League-Triumph des FC Bayern, als Kapitän Jonas Lancker die Meisterplakette überreicht bekam und in die Höhe riss.
Im Hintergrund erklang die Champions-League-Hymne, nur das goldfarbene Konfetti fehlte zum perfekten Bild. Beim TSV Elstorf versteht man zu feiern, erst recht wenn es sich um den größten Erfolg in der 95-jährigen Vereinsgeschichte handelt. „Der Aufstieg ist etwas für die Chronik. Wir werden euch das nicht vergessen!“, sagte der ehemalige Vorsitzende Hans Weber sichtlich beeindruckt.
Der Blick geht in die kommende Saison
So schön der Blick zurück auch ist: seit vielen Wochen arbeiten Trainer Hartmut Mattfeldt, Teammanager Nils Gosebeck und all die anderen im Umfeld am nächsten Kapitel für die Geschichtsbücher. „Der Klassenerhalt wäre für uns wie die nächste Meisterschaft“, sagte Mattfeldt. Erst recht in einer Saison, an deren Ende von 17 Mannschaften mindestens fünf, vielleicht sogar sechs in die Bezirksliga absteigen müssen. Die Landesliga Lüneburg startet in zwei Gruppen, Elstorf wurde in eine Achterstaffel eingruppiert.
Nach einer normalen Doppelrunde mit Hin- und Rückspiel ziehen die ersten Vier jeder Staffel in die Meisterrunde ein, die anderen kämpfen in der Abstiegsrunde gegen den Abstieg. Bis Weihnachten stehen dem TSV Elstorf 14 Spiele bevor. Sollte man überraschend den Sprung in die Meisterrunde schaffen, wäre das Saisonziel „Klassenerhalt“ noch in diesem Kalenderjahr realisiert.
Landesliga ist schneller und robuster
Schnelligkeit, Körperlichkeit und Robustheit seien die größten Unterschiede zwischen Bezirks- und Landesliga, schätzt Mattfeldt, der über langjährige Erfahrung auf diesem Niveau verfügt. Ganz im Gegensatz zu drei Vierteln des Spielerkaders, die noch nie in der Landesliga gekickt haben. „Darum haben wir in der Vorbereitung zwölf Spiele in sechs Wochen gemacht, darunter viermal gegen Landesligisten“, sagt der Trainer.
Bei der stark besetzten AO-Woche in Ahlerstedt und beim Sommer-Cup in Hedendorf belegte Elstorf jeweils den dritten Platz. Im letzten Test am Sonntag besiegte der TSV den Oberliga-Aufsteiger Rotenburger SV mit 4:1. „Das zeigt, dass wir zumindest konkurrenzfähig sind“, sagte der Trainer. Etwas Sorgen bereitet ihm, dass durch Verletzungen, Urlaub und Krankheiten immer wieder Spieler in der Vorbereitung fehlten und aktuell nur 19 aus dem 30-Mann-Kader richtig fit sind. „Es sind nicht alle auf dem gleichen Stand. Durch den großen Kader erhoffe ich mir einen Konkurrenzkampf im Team, der leistungssteigernd wirkt.“
Großer Kader sorgt für Konkurrenzkampf
Da der Coach Woche für Woche höchstens 18 Spieler auf dem Spielberichtsbogen eintragen darf, sollen die anderen in der Zweiten Herren, die durch den Saisonabbruch den Klassenerhalt in der Kreisliga Harburg schaffte, Spielpraxis sammeln. Ein Luxusproblem hat Mattfeldt auf der Torhüterposition, wo Pascal Wölk, Malte Leskien und Timo Haepp fast auf identischem Niveau agieren. „Das wird noch eine schwierige Entscheidung für mich“, sagt Mattfeldt, der sich vor dem ersten Spiel an diesem Sonnabend, 5. September, um 17 Uhr gegen TuS Harsefeld auf eine Nummer eins festlegen will.
Im Heimspiel gegen den selbsterklärten Titelfavoriten Harsefeld gibt es ein Wiedersehen mit Max Hartmann, der im Sommer den Verein wechselte. „Dass Max auf der Gegenseite spielt, kann ich mir gar nicht vorstellen. Sein Weggang ist sportlich und menschlich ein Verlust“, sagt der Trainer über den 27 Jahre alten Mittelfeldspieler, der in Elstorf auch stellvertretender Kapitän war. Neben Hartmann gibt es nur einen weiteren Abgang, der langjährige Torjäger Maik van Huffel (37) hat seine Karriere beendet.
Zahlreiche interessante Neuzugänge
Dafür gibt es sechs Neuzugänge, eine interessante Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern: Torhüter Timo Haepp (20) aus Ahlerstedt, Timo Hausmann (19) vom SV Eichede, Thomas Hübner (28) vom TV Welle, Melvin Krolikowski (25) von der SV Ahlerstedt/Ottendorf, Nils Scheibner (23) vom FTSV Altenwerder und André da Silva (18) aus Hamburg. Als Favoriten auf die Meisterschaft und den einzigen Aufstiegsplatz in die Oberliga Niedersachsen betrachtet der Trainer seinen Ex-Verein Ahlerstedt/Ottendorf, den ersten Gegner Harsefeld und den Vorjahreszweiten MTV Treubund Lüneburg.
„Im Moment leben wir von der Power und der Euphorie des Aufstiegs. Wir werden aber auch verlieren. Mit kleinen Maßnahmen versuchen wir die Mentalität zu schulen und die Spieler auf schwierige Situationen vorzubereiten“, sagt der B-Lizenz-Inhaber, dessen Arbeit bei der Meisterehrung auch von einem Vertreter des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer gewürdigt wurde.