Buchholz. Nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga erwartet das Frauen-Handballteam aus Buchholz und Rosengarten eine Saison mit Überraschungen.

„Es wird eine Saison mit vielen Überraschungen und vielen Unbekannten. Ich mag Überraschungen (Pause) eigentlich nicht.“ Seinen Humor hat Sven Dubau, der Geschäftsführer der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten, nicht verloren. Der 43-Jährige hat extrem arbeitsreiche Monate hinter sich, sieht seinen Verein unter den gegebenen Umständen aber gut gerüstet für die Saison 2020/2021 in der 1. Handball-Bundesliga der Frauen. Die neue Spielzeit beginnt am kommenden Sonnabend, 5. September, um 19 Uhr mit einem Heimspiel gegen Borussia Dortmund.

Wie schnell solche Planungen zur Makulatur werden können, zeigt just das Beispiel Dortmund. Der Tabellenführer zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs hätte vor einer Woche zu drei Testspielen in Buxtehude und Buchholz antreten sollen. Dann jedoch wurde bekannt, dass es in der Mannschaft des letzten Testspielgegners, der französischen Mannschaft aus Metz, einen positiven Coronatest gegeben hatte. Der BVB ließ seine Spielerinnen umgehend testen, schickte sie vorsichtshalber in Quarantäne und sagte die Reise nach Niedersachsen ab.

30 Spieltage mit 16 Teams bis Ende Mai 2021

Kein Verein ist vor solch einem Szenario sicher. Umso schwieriger ist die Aufgabe für die Handball-Bundesliga der Frauen, bis Ende Mai 2021 insgesamt 30 Spieltage mit diesmal 16 Mannschaften durchzuziehen. Am Saisonende müssen die letzten drei Vereine in die 2. Bundesliga absteigen, der Viertletzte spielt in der Relegation gegen den Zweitliga-Vizemeister den letzten freien Platz aus.

Der Etat für die 1. Liga steht

Bei den Handball-Luchsen ist man extrem froh, nach mehreren vergeblichen Anläufen den Etat für die 1. Bundesliga zusammen bekommen zu haben. Quasi alle Sponsoren sagten im Frühjahr die Ausweitung ihres Engagements zu, das hat sich nach Ausbruch der Coronapandemie kaum geändert. „Wir sind super glücklich, dass alle Sponsoren selbst in schwierigen Zeiten zu uns stehen“, so Sven Dubau.

Auch das mit dem Landkreis Harburg abgestimmte Hygienekonzept versetzt den Aufsteiger in eine vergleichsweise komfortable Situation. Anders als in der Halle Nord in Buxtehude sind die Abstände zwischen den einzelnen Sitzreihen in der Nordheidehalle so groß, dass jeweils nur eine Reihe dazwischen frei gehalten werden muss. „Ich habe gelernt, dass von Nasenspitze zu Nasenspitze mindestens 1,50 Meter Abstand gewahrt sein müssen. Das ist in Buchholz der Fall“, so Dubau.

Ausgefeiltes Hygiene-Konzept für die Nordheidehalle

Bis zu 300 Zuschauer sollen auf diese Art und Weise die Heimspiele des Bundesliga-Aufsteigers verfolgen können, bevorzugt in Gruppen von zehn untereinander bekannten Personen. Dieses Limit werde sich bis Jahresende 2020 nicht erhöhen, vermutet Dubau. Fans der Auswärtsmannschaft sind generell nicht zugelassen, der Gastverein darf höchstens vier Offizielle mitbringen.

Vor dem Hintergrund der Coronapandemie erwartet Luchse-Geschäftsführer Sven Dubau eine Bundesligasaison mit vielen Überraschungen und vielen Unbekannten.
Vor dem Hintergrund der Coronapandemie erwartet Luchse-Geschäftsführer Sven Dubau eine Bundesligasaison mit vielen Überraschungen und vielen Unbekannten. © HA | Markus Steinbrück

300 Zuschauer sind das Optimum – beim Saisoneröffnungsspiel gegen Buxtehude (21:38) meldeten die Handball-Luchse schon nach 150 Zuschauern „ausverkauft“. Viele Gruppen mit weit weniger als zehn Personen hatten Tickets geordert, die Mindestabstände zwischen den einzelnen Gruppen, seien sie – die Gruppen – noch so klein, müssen dennoch eingehalten werden. So reduziert sich die Maximalkapazität schnell, im jüngsten Beispiel auf die Hälfte. Dubau kalkuliert derzeit mit einem Zuschauerschnitt von 200 Fans.

Eintrittskarten nur im Vorverkauf

Das Hygienekonzept sieht eine Einbahnstraßenregelung in der Nordheidehalle, Mundschutzpflicht auf allen Wegen und ein reduziertes Catering mit Bedienung am Platz vor. Haben die Zuschauer ihren Sitzplatz erreicht, dürfen sie die Maske abnehmen. Eine Tageskasse wird generell nicht eingerichtet. Eintrittskarten gibt es ausschließlich im Vorverkauf in der Geschäftsstelle, Maurerstraße 6 in Buchholz. Zunächst werden nur Karten für die ersten drei Heimspiele am 5. September gegen Dortmund, am 19. September gegen Bad Wildungen und am 10. Oktober gegen Oldenburg verkauft (jeweils sonnabends um 19 Uhr). Die zwei Heimspiele im September sind schon so gut wie ausverkauft.

Coronatest jeder Spielerin vor jedem Spiel

Das HBF-Konzept sieht vor, dass sich alle Spielerinnen in der Woche vor jedem Spiel einem Coronatest unterziehen müssen. Die Auswertung erfolgt ligaweit in einem zentralen Labor, die Vereine müssen die Kosten tragen. Allein für Coronatests an 30 Spieltagen kalkuliert Geschäftsführer Dubau mit Kosten in Höhe von 15.000 Euro. „Ich sehe noch große Steine auf uns zurollen“, sagte Sven Dubau mit Blick auf alle Bundesligavereine. „Unsere Stärke bei den Luchsen ist, dass wir nicht so groß sind und daher spontan und ideenreich arbeiten können. Die Flexibilität könnte ein großer Bonus sein.“

Sportlich betrachtet streben die Handballfrauen aus der Nordheide nicht mehr oder nicht weniger als den Klassenerhalt an. Es wäre der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Die ersten zwei Auftritte in der 1. Bundesliga waren nach jeweils einer Saison wieder beendet. Als größte Konkurrenten im Kampf um einen Platz im unteren Mittelfeld betrachtet Trainer Dubravko Prelcec Mainz, Ketsch, Bad Wildungen, Göppingen und Halle-Neustadt. Favoriten auf den Titel sind für ihn Dortmund und Bietigheim.

Klassenerhalt wäre größter Erfolg der Vereinsgeschichte

In einigen Testspielen gegen Bundesligisten wurde deutlich, dass die größten Unterschiede nicht in den Bereichen Technik und Taktik liegen, sondern in punkto Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer. Prelcec sieht darin eine Spätfolge der eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten während des Lockdowns. Um den Rückstand aufzuholen, haben die Luchse den Trainingsumfang von vier auf sechs Einheiten pro Woche erhöht. Regelmäßig arbeiten sie mit dem Crossfit-Trainer Valentin Horstmann aus Soltau zusammen und haben das Krafttraining im Fitnessclub Highlight in Buchholz zum Pflichttermin gemacht.

„Bei Explosivität und Schnelligkeit werden wir uns steigern“, ist Prelcec überzeugt. Und so könnten die Luchse für die eine oder andere Überraschung sorgen – jene Art von Überraschungen, die auch dem Geschäftsführer gefallen werden.