Luhmühlen. Der 14 Jahre alte Lokalmatador aus Luhmühlen holt mit Dynamite Nobel den Titel in der Pony-Vielseitigkeit – beim ersten gemeinsamen Turnier.

Für Augenblicke wie diesen dürfte der Begriff „Einstand nach Maß“ erfunden worden sein. Erst etwas mehr als eine Woche kannten sich Nachwuchsreiter Tom Meier und Ponyhengst Dynamite Nobel. Das Hannoversche Landesturnier (HA.LT), also die Landesmeisterschaften des Pferde­sportverbandes (PSV) Hannover, in Luhmühlen war ihr erster gemeinsamer Turnierstart. Auf Anhieb stürmte das frisch zusammengestellte Duo auf den ersten Platz. Der zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre junge Mann vom Pferdezucht- und Reitverein (PZRV) Luhmühlen gewann im Sattel des siebenjährigen Hengstes den Titel in der Pony-Vielseitigkeit, einer Klasse-A*-Prü­fung.

Dressurleistung war Grundstein zum Erfolg

Insgesamt 18 Paare bewarben sich um den Landestitel der bis zu 16 Jahre alte Ponyreiter. Lokalmatador Tom Meier legte mit einer sehr guten Dressurleistung den Grundstein zum Erfolg. Mit einer Traumnote ritten der Schüler des Gymnasiums Salzhausen und Dynamite Nobel aus dem Viereck. Auch die 2400 Meter lange Geländestrecke hatten die beiden gut im Griff. Sie meisterten die 17 Hindernisse, darunter zwei Wasser-Komplexe, fehlerfrei in der vorgegebenen Zeit und bauten den Vorsprung weiter aus.

Erfolg mit deutlichem Vorsprung

Selbst ein Abwurf im Springen, alle drei Teildisziplinen der Vielseitigkeit wurden an einem Tag ausgetragen, änderte nichts an der Reihenfolge. „Am dritten Hindernis waren wir ein bisschen zu dicht dran“, so der Landesmeister. Er hätte sich drei weitere Abwürfe erlauben können – so weit lag er vor den Verfolgern. Tom Meier und Dynamite Nobel siegten schließlich mit 19,0 Punkten deutlich vor Greta Laetitia Tidow mit Steendiek Mac Diamond (RF Stall Tidow/31,20 Punkte) und Friedrich Quast mit Mr. Berny (RV Heiligenfelde/31,50).

„Das war schon spitze und mit mein größter Erfolg“, sagte Tom Meier. Normalerweise wird ein Landesmeister von den Platzierten in den Wassergraben geworfen. Das war in Coronazeiten allerdings nicht erlaubt. Doch die Organisatoren in Luhmühlen hatten sich etwas einfallen lassen. Mit Wasser gefüllte Reitstiefel standen bereit, um der Tradition des Nassmachens gerecht werden zu können. „Es war ja warm“, sagt Tom Meier und nahm die Dusche vor den Augen seiner Eltern und der beiden jüngeren Schwestern gelassen.

Reiter und Pferd harmonierten auf Anhieb

Dynamite Nobel war in letzter Zeit als ausgestellter Deckhengst in der Zucht eingesetzt worden. „Der Rohdiamant: Ein mit sehr guten sportlichen Attributen ausgestatteter Nachwuchsvererber“, wird er auf der Homepage des Gestüts Reese-Bornhorst angepriesen. Die Besitzerfamilie aus dem Land Wursten im Landkreis Cuxhaven wollte den Siebenjährigen aber auch Prüfungen gehen lassen. „Sie haben einen passenden Reiter gesucht“, erzählte Ines Meier. Ihr Sohn Tom hat sich trotz seiner jungen Jahre schon einen guten Namen gemacht als Reiter vieler Ponys und von Pferden.

Stolz mit Schärpe. Tom Meier (PZRV Luhmühlen) bei der Siegerehrung für seinen Heimsieg in der Pony-Vielseitigkeit.
Stolz mit Schärpe. Tom Meier (PZRV Luhmühlen) bei der Siegerehrung für seinen Heimsieg in der Pony-Vielseitigkeit. © Tina Pantel | Tina Pantel

Dynamite Nobel kam zum Probetraining nach Luhmühlen. „Er hat sich gleich sehr wohl gefühlt“, berichtet Ines Meier. Diesen Eindruck hatten alle Beteiligten, unter anderem Toms Heimtrainer Claus Erhorn und Vater Michael Meier, einst selbst ein erfolgreicher Vielseitigkeitsreiter. „Ich war sehr überrascht. Es hat von vornherein gepasst zwischen uns. Es war sofort stimmig“, sagte der junge Reiter. Dieser Eindruck hat sich nach dem beeindruckenden Sieg bei den Landesmeisterschaften noch verfestigt.

Tom Meier sieht Chancen beim Bundesnachwuchschampionat

Auch wenn Dynamite Nobel grundsätzlich weiter im Kreis Cuxhaven zu Hause ist, geht er vom 31. Juli bis 2. August doch gemeinsam mit Tom Meier auf die Reise zum Bundesnachwuchs­championat nach Warendorf. Landestrainer Claus Erhorn hat das Duo nominiert. Unter Erfolgsdruck setzen lassen will sich Tom Meier nicht. „Mit dem Pony will ich gut reiten“, sagte der junge Mann, der am Mittwoch seinen 15. Geburtstag feierte. Merklich selbstbewusster formuliert er sein Ziel für den Auftritt mit Pferd Amara, das mit einem Stockmaß von 1,68 Meter gut zwanzig Zentimeter größer ist als das Pony. Im Vorjahr war Meier beim Bundesnachwuchschampionat Neunter im Einzelwettbewerb geworden. „In diesem Jahr will ich gewinnen.“

Eine Pferdesport-verrückte Familie

Tom Meier stammt aus einer Pferdesport-verrückten Familie. Vater Michael gehörte als Vielseitigkeitsreiter zum B2-Kader auf Bundesebene, der zweiten Reihe hinter den Spitzenathleten. Heute ist er Verwaltungsleiter und Trainer im Ausbildungszentrum Luhmühlen (AZL), koordiniert unter anderem die Lehrgänge und reitet gelegentlich junge Pferde. „Wir haben Tom früh zum Reiten mitgenommen. Er war fünf oder sechs, als er mit dem Pony durch den Wald galoppiert ist“, erzählt Ines Meier, auch sie begeisterte Reiterin. Im Alter von sieben Jahren bekam der Filius das erste eigene Pony.

Seine bis dato größten Erfolge feierte er beim nationalen Nachwuchswettbewerb „Goldene Schärpe“: 2017 stand er mit Pony Sammy Joe in der siegreichen Mannschaft, 2018 gab es mit Pferd Amara Gold in der Einzel- und Silber in der Teamwertung. Toms 13 Jahre alte Schwester Nike Meier gewann 2019 bei der Goldenen Schärpe in Einzel und Mannschaft, und auch die zehn Jahre alte Sofia Meier reitet bereits kleine Vielseitigkeitsprüfungen.

Und was sagt Claus Erhorn, der Mannschafts-Olympiasieger von 1988 in Seoul, über eines seiner größten Talente: „Tom begleite ich schon lange. Er reitet sehr viele verschiedene Ponys und Großpferde. Er hat keine Angst, er hat Talent, Rhythmusgefühl, sitzt sehr ausbalanciert und gibt den Pferden viel Sicherheit. An der Dressur müssen wir noch etwas arbeiten, er ist auf sehr gutem Weg.“