Ashausen. Zuerst muss das Dach wieder dicht sein. Im Winter beginnt dann der Innenausbau der Halle.

Den Ostersonntag dieses Jahres wird Bernd Kaiser so schnell nicht vergessen. Am späten Vormittag stand er mit der Familie vor seinem Haus in Ashausen und wollte zu einer gemütlichen Fahrradtour starten. Dann übermittelte der Pieper am Hosenbund die Nachricht „Sporthalle brennt“. Zunächst war der Mann, der einerseits der Freiwilligen Feuerwehr Ashausen angehört und andererseits Erster Vorsitzender des MTV Ashausen-Gehrden ist, nicht sonderlich beunruhigt. „Diese Meldung hatten wir schon und dann brannten ein paar Bäume in der Nähe“, sagte Kaiser.

Bernd Kaiser ist der Erste am Brandort

Weil der Weg zur Halle kürzer ist als zum Feuerwehrhaus, radelte er los. Als Kaiser den Holtorfsloher Weg hochkam, wurde ihm schnell klar, dass da nicht bloß Bäume brannten. Zu sehen war eine riesige Rauchsäule. Gemeinsam mit Hausmeister Klaus-Dieter Schütt war der Erste Vorsitzende als Erster an der Halle, ein Eingreifen wäre aber zu gefährlich gewesen. „Ich habe noch nie so lange auf die Feuerwehr gewartet“, schildert Bernd Kaiser seine Eindrücke. „Jetzt kann ich mir vorstellen, wie es ist, wenn man vor seinem brennenden Haus steht und auf Hilfe wartet.“

Drei Ortswehren rückten an

Hilfe kam in Gestalt der drei Ortswehren aus Ashausen, Stelle und Fliegenberg. Als sie eintrafen, brannte ein in Holzbauweise errichteter Lagerschuppen, der sich zwischen der Sporthalle und Tennishalle befindet, in voller Ausdehnung. Das Löschen des Schuppens war kein Problem, allerdings war das Feuer bereits auf die Außenwand der Sporthalle übergesprungen. Die mit sogenannten Sandwichpaneelen verkleidete Seitenwand machte den Feuerwehrleuten erhebliche Probleme. Im Dämmmaterial fraß sich das Feuer vorwärts und erfasste schließlich das Dach der Halle.

Weitere Feuerwehren wurden nachalarmiert, in Spitzenzeiten waren 110 Feuerwehrleute aus neun Ortswehren und die Drehleitern aus Meckelfeld und Winsen im Einsatz. Ihnen gelang es, die Seitenwand mit speziellen Rettungssägen zu öffnen und Brandnester zu löschen. Der Ballfangzaun zum Fußballplatz wurde teilweise demontiert, damit von den Drehleitern aus ein Wasserwerfer eingesetzt werden konnte.

Gastronomie und Umkleideräume blieben unversehrt

Die Sporthalle wurde durch Feuer und Löschwasser schwer in Mitleidenschaft gezogen. Glück im Unglück: Dank des beherzten Einsatzes wurde ein Übergreifen der Flammen auf die nur wenige Meter entfernte Tennishalle verhindert. Auch die Gastronomie, die Umkleideräume und weitere Funktionsräume blieben unversehrt.

Die Brandursache bleibt ungeklärt

Warum das Feuer im Holzschuppen ausbrach, ist ein Rätsel. Es gab mehrere Begehungen durch die Polizei und einen Gutachter, auch ein Brandmittel-Spürhund war vor Ort. Weder Brandbeschleuniger wurde gefunden noch konnten verdächtige Personen ermittelt werden. „Wir haben keine Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung. Ein technischer Defekt kann auch nicht ausgeschlossen werden“, sagte Polizeisprecher Jan Krüger. Erste Schätzungen gingen von einer Schadenhöhe von etwa 300.000 Euro aus. Nach genauerer Analyse hat sich der Betrag, der aller Voraussicht nach von der Versicherung übernommen wird, fast verdoppelt.

Halle ist entkernt, jetzt kommt ein neues Dach

In den vergangenen Wochen und Monaten ist die Ende der 1980er-Jahre erbaute und 2011 energetisch sanierte Sporthalle entkernt worden. Der Schwingboden war aufgrund des massiven Eindringens von Löschwasser in die Unterkonstruktion nicht zu retten. Ob die drei intakten Seitenwände stehen bleiben können, hängt von den Berechnungen des Wärmegutachtens ab. Einer der riesigen Brettschichtbinder aus Holz, die die 45 mal 25 Meter große Sporthalle in der Breite überspannen, muss ausgetauscht werden – eine Maßanfertigung. „Für die Wiederherstellung der Sporthalle rechnen wir mit einem Zeitfenster von zwölf Monaten“, heißt es aus dem eigens für die Koordination des Wiederaufbaus gebildeten Orgateam beim MTV Ashausen-Gehrden. Voraussetzung für die Einhaltung des Zeitplans ist, dass die Halle bis zum Winter geschlossen ist, damit der Innenausbau starten kann.

Sponsoren standen zu ihren Verträgen

Mit Unterstützung des TSV Stelle, der Stadt Winsen und des Ashäuser Hofes, einige Kurse finden auf dem Saal der Gaststätte statt, haben die meisten Gruppen ein neues Domizil finden. Die Idee, eines von drei Hallentennisfeldern umzugestalten, hätte 30.000 Euro gekostet und wurde verworfen. Handball, Volleyball und Zumba trainieren nach der Coronapause unter freiem Himmel. Neu planen muss man im November, wenn auch Fußballer in die Hallen drängen. „Auch durch Corona fehlen uns die Kursgebühren im Portemonnaie“, sagte Bernd Kaiser. Daher ist er sehr dankbar, dass die Sponsoren, auch wenn ihre Hallenwerbung nun niemanden erreicht, bei der Stange ge­blieben sind. Wenn zudem die Tennishalle im Winterhalbjahr gut gebucht wird, blickt der Vorsitzende vergleichsweise entspannt in die Zukunft des MTV Ashausen-Gehrden.