Fleestedt . Gutachter haben sich des Problems schon angenommen, selbst ihre Vorschläge führten nicht zum gewünschten Erfolg

Seit einer Woche trainieren auch die Fußballer und Fußballerinnen des TuS Fleestedt wieder. Trotz aller Einschränkungen ist die Begeisterung groß, insbesondere bei den 350 Jugendlichen. Wegen der Corona-Pandemie waren die Sportplätze 60 Tage gesperrt, viele Kicker hatten seit Mitte März keinen persönlichen Kontakt mehr untereinander. Umso größer ist die Freude, wieder gemeinsam trainieren zu können, auch wenn der Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden muss. Dass im Sportzentrum Seevetal wieder Sport getrieben wird, ist nicht selbstverständlich.

Kaum hatte die niedersächsische Landesregierung ihren fünfstufigen Lockerungsplan bekannt gegeben, flatterte dem Turn- und Sportverein (TuS) Fleestedt ein Schreiben der Gemeinde Seevetal ins Haus. Demnach sollten die beiden Rasenplätze im Sportzentrum Seevetal sowie der Schulsportplatz am Osterkamp von Mitte Mai an gesperrt werden. Angesetzt waren jährlich durchzuführende Regenerationsarbeiten und die dringend erforderliche Sanierung des Nordplatzes. Verbleibende Trainingsmöglichkeiten: gleich Null.

„Das Schreiben hat uns einen großen Schrecken eingejagt“, sagt Ulrich Vergin, Pressewart des Vereins. „Gerade hatten wir erfahren, dass die Schließung wegen der Coronakrise beendet wird und Planungen für das Training der 28 Fußballteams aufgenommen. Durch die Sperrung der Plätze wäre die Zwangspause für den Fußball in Fleestedt bis Ende Juni verlängert worden.“

Für das gute Verhältnis von Eigentümerin Gemeinde Seevetal und Nutzer TuS Fleestedt spricht, dass man sich in einem Gespräch im Rathaus auf eine für beide Seiten vernünftige Lösung einigen konnte: Die Gemeinde hat zunächst nur den Südplatz im Sportzentrum für Regenerationsarbeiten gesperrt, der Schulsportplatz am Osterkamp kann weiter genutzt werden. „Er muss in diesem Jahr nicht regenerieren und kann auch in den Sommerferien genutzt werden“, so Gemeindesprecher Andreas Schmidt.

Auch der Nordplatz steht noch bis mindestens Mitte Juni zur Verfügung, da sich der Beginn der Sanierungsarbeiten verschiebt. „Diese Regelung hilft uns sehr weiter. Unser Dank gilt der Gemeinde. In letzter Minute hat die Menschlichkeit entschieden“, sagte der Vereinsvorsitzende Walter Hagemann, der persönlich im Hittfelder Rathaus vorgesprochen hatte.

Nach Regen stehen Teile des Platzes unter Wasser

Damit ist ein Problem aber nicht vom Tisch, dass die Gemeinde und den 1700 Mitglieder großen TuS Fleestedt als Hauptnutzer des Sportzentrums am Mühlenweg seit nunmehr vier Jahren beschäftigt. Bei nasser Witterung und insbesondere nach Regengüssen stehen Teile des Nordplatzes immer wieder unter Wasser, so dass er nur eingeschränkt genutzt werden kann. „Im vergangenen Jahr hat es im März und April viel geregnet. Bis Mai konnten wir überhaupt nicht auf den Nordplatz“, erinnert sich Vergin. In der Folge muss der Verein sehr aufpassen, die anderen Plätze nicht zu sehr zu beanspruchen. „Nicht dass sie auch noch kaputt gehen.“

Der Erste Vorsitzende Walter Hagemann (links) und Pressewart Ulrich Vergin (rechts) vom TuS Fleestedt an einer kahlen Stelle auf dem Nordplatz, der von Ende Juni an endlich in einen dauerhaft bespielbaren Zustand versetzt werden soll.
Der Erste Vorsitzende Walter Hagemann (links) und Pressewart Ulrich Vergin (rechts) vom TuS Fleestedt an einer kahlen Stelle auf dem Nordplatz, der von Ende Juni an endlich in einen dauerhaft bespielbaren Zustand versetzt werden soll. © HA | Markus Steinbrück

Im Sommer 2016 war der TuS Fleestedt von der angestammten Sportanlage am Höpen in das neue Sportzentrum, unmittelbar an der A 7 gelegen, umgezogen. Seitdem gibt es die Probleme mit dem Nordplatz. Seitdem führte der Hersteller jedes Jahr in der Sommerzeit Nachbesserungsarbeiten durch, die zu längeren Sperrzeiten führten. Zu einem nachhaltigen Erfolg, sprich einem geschmeidigen Abfluss des Regenwassers, haben all diese Versuche nicht geführt. „Wir haben zu keinem Zeitpunkt einen Status erreicht, dass wir den Platz abnehmen konnten“, so Gemeindesprecher Andreas Schmidt. „Das ist keine schöne Geschichte und eine unbefriedigende Situation.“

Streit um Verantwortung wird auf Fachebene ausgetragen

Es gebe unterschiedliche Auffassungen, der Streit werde auf fachlicher Ebene und fair ausgetragen, so Schmidt. Alle Beteiligten seien bemüht, eine gute Lösung zu finden. Ansprechpartner für die Gemeinde ist die Arbeitsgemeinschaft Wiebe/Effinger, die 2014 den Auftrag zum Bau des Sportzentrums erhalten hatte. Wie üblich gab die ARGE den Auftrag zum Sportplatzbau an ein Subunternehmen weiter.

„Das Problem ist wohl, dass das Wasser nicht bis zur Drainage durchdringt“, sagt Walter Hagemann. Beim Bau sei Mutterboden ausgekoffert und eine 50 Zentimeter dicke Schicht mit einem Sandgemisch eingebracht worden. Offenbar ist das Gemisch nicht wasserdurchlässig genug, Proben seien seinerzeit nicht zurückbehalten worden. Auch Gutachter haben sich des Problems schon angenommen, selbst ihre Vorschläge führten nicht zum gewünschten Erfolg. Erstaunlich: Das Vorgehen beim Bau des Südplatzes war identisch, dort steht nach Regen aber kein Wasser auf dem Platz.

Eine erste Idee, wonach es an einer Vermoosung oder Verfilzung der Grasnarbe liegen könnte, erwies sich als Trugschluss. „Bisher hat man immer an der Oberfläche gekratzt, jetzt will man tiefer graben“, beschreibt der Vorsitzende Walter Hagemann plastisch die nächsten Schritte. Von „Testfeldern“ spricht Andreas Schmidt. Ab Mitte/Ende Juni werde der Nordplatz an mehreren Stellen tiefer aufgegraben.

Ausfallzeit von mindestens einem halben Jahr

„Das Unternehmen wird sich die Speicher- und Drainageschicht näher angucken. Oberste Priorität ist es, die Ursache des Problems zu finden“, so der Gemeindesprecher. Erst danach ließen sich weitere Schritte planen. Der TuS Fleestedt rechnet mit einer Ausfallzeit von mindestens einem halben Jahr. Sollte der Nordplatz komplett neu aufgebaut werden müssen, stünde er ein ganzes Jahr nicht zur Verfügung.

So oder so benötigt der Verein für den Trainingsbetrieb seiner 28 Fußballmannschaften zusätzliche Möglichkeiten. Eine Option ist die Nutzung der Schulsportanlage am Peperdieksberg in Hittfeld, Eigentümer ist der Landkreis Harburg. Gespräche laufen, damit die neu entfachte Begeisterung nicht gleich wieder im Keim erstickt.