Buxtehude/Lüneburg. Absagen im Fußball, Handball, Basketball und Turnen. Handball Bundesliga Frauen streicht gesamten Spieltag, SVG Lüneburg spielt ohne Zuschauer.
Die Auswirkungen des neuartigen Coronavirus fegen auch über die deutsche Sportlandschaft hinweg. Die Hamburger Gesundheitsbehörde kündigte am Mittwoch an, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern bis zum 30. April zu untersagen. Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) verkündete ein unbefristetes Verbot für Veranstaltungen dieser Größenordnung. Ähnliche Ansagen gibt es aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Das Abendblatt fragte bei Vereinen in der Region nach, welche Auswirkungen sich für ihren Spielbetrieb ergeben.
SVG Lüneburg: Der Volleyball-Bundesligist trifft am Sonnabend auswärts auf den bayerischen Verein VC Eltmann. Das Spiel wird als Geisterspiel ausgetragen. Am Donnerstag teilte die Volleyball-Bundesliga mit, dass alle verbleibenden Hauptrundenspiele ohne Zuschauer ausgetragen werden. Am Sonnabend, 21. März, empfangen die Lüneburger die AlpenVolleys Haching vor leeren Rängen. 700 Tickets waren bisher verkauft. Der SVG fehlen Zuschauereinnahmen von etwa 10.000 Euro. „Sie sind fest im Etat eingeplant“, sagt der SVG-Vorsitzende Andreas Bahlburg. Die SVG hat einen Saisonetat von rund 600.000 Euro.
Nach Abendblatt-Informationen findet das Geisterspiel nicht wie geplant in der CU-Arena, sondern in der Gellersenhalle in Reppenstedt statt. Wenn ohnehin keine Zuschauer zugucken dürfen, wird die doppelte Kapazität in Neugraben nicht benötigt. Die SVG Lüneburg will am heutigen Freitag entscheiden.
In den letzten zwei Hauptrundenspielen kämpft die SVG um den Einzug in die Play-offs – ob diese überhaupt stattfinden, steht nicht fest. Die Liga kündigte eine zeitnahe Entscheidung an. „Wir sind uns darüber bewusst, dass diese Entscheidung nicht absehbare wirtschaftliche Folgen für die Vereine und die Liga nach sich ziehen wird. Dennoch war die nun getroffene Entscheidung unter den derzeitigen Voraussetzungen alternativlos“, sagte Liga-Präsident Michael Evers. In der 2. Volleyball-Bundesliga wurde der Spielbetrieb eingestellt.
Volleyball-Team Hamburg: Vorzeitig beendet wird die Saison in allen Dritten Ligen und Regionalligen. Das betrifft die Frauen des VT) Hamburg und zweite Herrenmannschaft der SVG Lüneburg.
Buxtehuder SV: Die Handball Bundesliga Frauen (HBF) setzt den Spielbetrieb an diesem Wochenende in der 1. und 2. Bundesliga vollständig aus. Auch das Auswärtsspiel des Buxtehuder SV in Neckarsulmer am Sonnabend wurde abgesagt. Die Auswärtspartie am 3. April bei Borussia Dortmund ist ebenfalls bedroht. Der BSV empfängt am 11. April die SG BBM Bietigheim in der Halle Nord. „Stand heute gehe ich davon aus, dass das Spiel stattfindet. Ich denke auch, dass wir unter 1000 Zuschauern bleiben würden“, sagte Manager Peter Prior. Im Vorverkauf seien bisher deutlich weniger Karten verkauft, viele Dauerkartenbesitzer würden wohl zuhause bleiben.
„Wir haben den Kartenverkauf trotzdem erst einmal gestoppt. Wir müssen abwarten, was die Liga entscheidet“, sagt Prior. Mögliche Geisterspiele oder ein vorzeitiges Saisonende brächten den BSV in finanzielle Bedrängnis. „Wir haben in dieser Saison noch vier Heimspiele. Das wären erhebliche Einnahmeeinbußen von 50.000 Euro“, erklärt Prior.
Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten: Buxtehudes Kooperationspartner ist als Zweitligist ebenfalls von der Aussetzung des Spielbetriebs betroffen. Ursprünglich hätte der Tabellenführer am Sonnabend auswärts beim drittplatzierten BSV Sachsen Zwickau zum Topspiel antreten sollen. Am Dienstag hatten die Luchse Kartenvorverkauf und Reservierungen für die restliche Saison gestoppt.
„Wir sehen uns durch die momentane Gefahrenlage gezwungen, diese Maßnahme zu ergreifen. Wenn Länderspiele abgesagt werden oder ohne Zuschauer stattfinden sollen, können wir das nicht einfach ignorieren. Wir wollen natürlich keine weitere Panik schüren, doch bei der rasanten Entwicklung der Ausbreitung des Virus sehen wir uns auch in der Pflicht“, so Geschäftsführer Sven Dubau.
Sollten doch Fans bei den restlichen Partien erlaubt sein, gebe es Eintrittskarten ausschließlich an der Abendkasse. Stand jetzt sind weitere Spielabsagen wahrscheinlich. Rainer Rempe, Landrat im Landkreis Harburg, appellierte am Mittwoch, Veranstaltungen freiwillig abzusagen oder zu verschieben. „Die Absage von größeren Veranstaltungen kann eine Verbreitung des Virus zumindest verlangsamen. Auch jeder einzelne sollte sich fragen, ob er auf den Besuch einer größeren Veranstaltung nicht doch verzichten kann“, sagte Rempe.
Fußballkreis Harburg: Der Kreisvorsitzende Manfred Marquardt teilte den Mitgliedsvereinen am Donnerstag die Aussetzung des Spielbetriebs auf Kreisebene mit. Dies betreffe alle Herrenspiele bis einschließlich 29. März und alle Jugendspiele bis 14. April, dem letzten Tag der Osterferien. Über eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs wolle der Kreisverband anschließend entscheiden.
Die Entscheidung sei unter anderem angesichts der Infektionslage beim VfL Maschen gefallen, so Marquardt. Mindestens ein Spieler des Fußball-Bezirksligisten ist mit dem Coronavirus infiziert. Der betroffene Spieler war am Wochenende beim Punktspiel beim SV Lindwedel-Hope im Einsatz. Da der VfL Maschen mit dem Bus anreiste, befinden sich alle 20 Insassen seit Dienstagabend in einer 14-tägigen Quarantäne. Die Bezirksligaspiele des VfL Maschen am Freitag gegen TV Meckelfeld und von Eintracht Elbmarsch am Sonnabend gegen Lindwedel-Hope wurden abgesagt. Alle weiteren Partien der Bezirksliga zwei finden nach derzeitigem Stand statt.
Handball-Verband Niedersachsen: Das HVN-Präsidium hat gestern mit sofortiger Wirkung den Spielbetrieb auf allen Ebenen ausgesetzt. „Es gilt, die Verbreitung des Coronavirus so schnell wie möglich zu verlangsamen”, sagte Präsident Stefan Hüdepohl. Der Spielbetrieb ruht zunächst bis einschließlich 19. April. Die gleiche Regelung gilt für die Handballverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein.
Sharks Hamburg: Ab sofort und bis auf weiteres ist der Spielbetrieb in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) eingestellt. Dies betrifft unter anderem das U16-Team der Sharks Hamburg, das am Sonntag am Peperdieksberg in Hittfeld gegen die Dresden Titans hätte antreten sollen. Die Halle bleibt leer.
Turnkreis Harburg: „Es tut mir leid, aber es ist vielleicht auch besser so“, sagte der Vorsitzende Bernd Wolf zur Absage des Kreisturntags am Freitag in Neu Wulmstorf. Er soll zu einem späteren Termin nachgeholt werden. Auch von anderen Teilnehmern seien schon Befürchtungen geäußert worden, so Wolf.