Winsen. Im Endspiel gegen MTV Ramelsloh gab es einen 5:2-Sieg nach Elfmeterschießen. 950 Zuschauer verfolgen drei Endspiele in Winsen.
„Es wir auf jeden Fall gefeiert, das lassen wir uns nicht nehmen. Wir sind doch Amateure“, sagte Marco Spangenberg. Als wenn seine Spieler nur auf ein derartiges Startsignal gewartet hätten, schlichen sie sich rücklings heran und überschütteten den Trainer genüsslich mit Bier und dem Inhalt der Eisbox. Die Fußballer des TVV Neu Wulmstorf hatten gerade den größten Erfolg der jüngeren Vergangenheit errungen. Durch einen 5:2 (1:1)-Sieg nach Elfmeterschießen gegen den MTV Ramelsloh gewann der Kreisligist den Kreispokal der Ersten Herren im Landkreis Harburg.
Entscheidung über Platz zwei in der Kreisliga fällt am Sonnabend
Warum also die Frage nach Feier oder Nicht-Feier? Keine 48 Stunden nach dem Abpfiff des Kreispokalfinales auf dem Winsener Jahnplatz wartet auf die TVV-Kicker die nächste große Aufgabe. Am Sonnabend um 16 Uhr haben sie im letzten Heimspiel der Kreisliga gegen den TSV Holvede-Halvesbostel noch die Chance, am punktgleichen Tabellenzweiten SV Bendestorf vorbeizuziehen. Der Vizemeister ist für die Relegationsrunde qualifiziert und könnte den Aufstieg in die Bezirksliga schaffen.
Diese Gedanken waren bei Trainer Marco Spangenberg im Moment des Triumphes ganz weit weg. Vielmehr blickte er auf den nicht immer einfachen Weg der vergangenen drei Jahre zurück, der Himmelfahrt mit einem Titel gekrönt wurde. Zwei Jahre ist es her, dass Neu Wulmstorf aus der Kreisliga absteigen musste. Vor einem Jahr gelang der sofortige Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse auf Kreisebene und in der am Sonnabend zu Ende gehenden Saison belegt die Mannschaft mindestens den dritten Tabellenplatz – wohlgemerkt als Aufsteiger.
Vor zwei Jahren aus der Kreisliga abgestiegen – jetzt ganz oben
„Das alles haben wir mit dem gleichen Kader geschafft. Der Charakter und der große Zusammenhalt zeichnen die Mannschaft aus, auch bei Niederlagen“, gerät der Trainer, der kurz nach der Aussage von den Spielern in die Luft geworfen wird, ins Schwärmen.
Der Zusammenhalt wird auch dadurch deutlich, dass der TVV-Tross mit drei Reisebussen aus Neu Wulmstorf nach Winsen angereist war. Alle gemeinsam feierten zunächst auf dem Jahnplatz, bevor es am späteren Abend ins heimische Sportzentrum im Bassental ging, wo die Altherren-Mannschaft wartete. Die Ü32 hatte sich im ersten Spiel des Kreispokal-Finaltages mit 1:2 den Gastgebern vom TSV Winsen geschlagen geben müssen.
Die erste Halbzeit im Pokalfinale gehört dem MTV Ramelsloh
Im Endspiel der ersten Herrenmannschaft ging die erste Hälfte an den MTV Ramelsloh. „Es war ein kompliziertes Kampfspiel, in dem Ramelsloh so gespielt hat, wie wir sie kennen“, so Spangenberg. Die Seevetaler agierten aus einer eng gestaffelten Defensive und setzten nach vorn immer wieder Nadelstiche, vor allem über den stets gefährlichen Marvin Gnadt. Er scheiterte früh mit einem raffinierten Freistoß und setzte einen sehenswerten Drehschuss knapp neben das Gehäuse von TVV-Torhüter Timo Gripp. Beim 1:0 für Ramelsloh segelte eine Flanke von rechts an Freund und Feind vorbei und fiel am zweiten Pfosten Felix Heinzel vor die Füße, der mit einem sehenswerten Schlenzer aus sieben Metern rechts oben in den Winkel traf. Eine völlig verdiente Pausenführung für die Seevetaler.
Dafür gehörte die zweite Hälfte Neu Wulmstorf. „Wir haben einige Dinge umgestellt und uns besser bewegt. Dadurch haben die Stürmer mehr Räume bekommen“, erklärte Marco Spangenberg die Trendwende. Belohnt wurd die nun dominante Spielweise durch den 1:1-Ausgleichstreffer nach einer Stunde Spielzeit. Erneut bildete eine Flanke von rechts den Ausgangspunkt. Ramelsloh konnte den Ball nicht klären, er fiel Ralph Kohn vor die Füße, der mit einem satten Schuss aus zwölf Metern vollendete. Weitere gute Chancen für den TVV blieben ungenutzt, bevor das Spiel verflachte, weil sich beide Teams offenbar schon auf das Elfmeterschießen vorbereiteten.
Die ersten beiden MTV-Elfmeterschützen schießen neben das Tor
Das war schnell zugunsten des TVV Neu Wulmstorf entschieden, denn die ersten beiden Schützen für den MTV Ramelsloh, Ole Peters und Dean-Yannek Greve, schossen den Ball am Tor vorbei. Da nützte es wenig, dass Timo Stahl traf. Denn nach Klaas Krüger, Ralph Kohn und Aaron Bröer verwandelte mit Tim-Moritz Flügge auch der vierte Neu Wulmstorfer Elfmeterschütze. Der Rest war hemmungsloser Jubel in Rot und Schwarz, der sich auch im Zünden von Nebeltöpfen äußerte.
Im Pokalfinale der Zweiten Herren hielt Außenseiter TuS Nenndorf II lange mit dem zwei Klassen höher eingestuften FC Rosengarten II mit. Maximillian Rotter glich Rosengartens Führung durch Christopher Ehlers aus. In der zweiten Hälfte schossen Marco Poost, Claas Braband und erneut Ehlers den Vizemeister der 1. Kreisklasse zum Pokalsieg – insgesamt ein Tor zu hoch.
Ausrichter TSV Winsen gewinnt den Kreispokal der Altherren
Einen Heimsieg für Ausrichter TSV Winsen gab es im Altherrenfinale. Dabei leistete sich Siegtorschütze Umut Karakoc das Kuriosum, für Trikotausziehen und ein anschließendes Wortgefecht mit den Gästefans zwei gelbe Karten innerhalb von Sekunden zu kassieren. Doch auch in Unterzahl brachte Winsen die 2:1-Führung über die Zeit. Dennis Baars hatte Neu Wulmstorf nach 16 Minuten in Führung gebracht, Erkan Alkan drei Minuten später zum 1:1 ausgeglichen.
100 Jahre TVV – Endspieltag 2020 findet in Neu Wulmstorf statt
Insgesamt 950 zahlende Zuschauer machten den Kreispokal-Endspieltag auch am Himmelfahrtstag 2019 zu einem vollen Erfolg. Natürlich durfte der obligatorische Flitzer nicht fehlen. Im kommenden Jahr werden die Kreispokale anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens in Neu Wulmstorf vergeben.