Tostedt . In der Planung für die kommende Saison in der 2. Bundesliga spielt die Architektin für das Team weiter eine wichtige Rolle.

Ehrgeiz ist ein Begriff, der für Sarah Textor lebensprägend ist. Mit halben Sachen gibt sich die Tischtennisspielerin nicht ab. Mannschaftsdienlich ist ein Begriff, den andere ihr sicherlich zuschreiben würden. Gerade in dieser Saison, die sich dem Ende zuneigt, hat sie ihrem Verein, dem MTV Tostedt, in der 2. Tischtennis-Bundesliga bei vielen Gelegenheiten geholfen, weil andere Spielerinnen ausgefallen waren. Unauffällig springt sie dann ein, eine Spielerin, zu der sonst doch viel eher der Begriff auffällig passt.

Auf dem Laufsteg und auf der Showbühne hat Sarah Textor ebenso Erfahrung gesammelt wie an der Tischtennisplatte. Sie war einst Model und das Werbegesicht für den Katalog eines Sportgeräte- und Sportmodeausstatters. Sie hat sogar selbst mal einen Sportdress für Tischtennisspielerinnen entworfen, mit dem später ihre heutige Mitspielerin Irene Ivancan angetreten ist.

Auch auf der Bühne ist die Spielerin zu Hause

Sie stand in 2008 mit Joja Wendt auf der Bühne und war mit dem Klaviervirtuosen sogar auf Deutschland-Tournee. Wie sie dabei zum „Ping-Pong-Song“ in der Laeiszhalle mit Melanie Greil, die 1996 zum Tostedter Aufstiegsteam in die 2. Bundesliga gehörte, den Ball fast fehlerfrei im Rhythmus der Musik auf einem Klavier übers Netz hin- und her spielte, kann noch heute im Internet bewundert werden.

Bei aller Auffälligkeit, ein Glamour-Girl ist Sarah Textor nicht. Bei der Para-WM 2010 in Korea und den Paralympics 2012 in London betreute sie abseits der öffentlichen Wahrnehmung Sportler mit Handicap und bei ihrem Stammverein, dem TTC Staffel, trainierte sie den Tischtennis-Nachwuchs. Und in der auslaufenden Saison ist Sarah Textor in fünf Doppel- und vier Einzelbegegnungen beim MTV eingesprungen. Etwa für Laura Matzke, die inzwischen eine Tochter bekommen hat. Oder für Irene Ivancan, die Bachelor-Kausuren zu schreiben hatte, und für Lotta Rose, die im Abi-Stress steckte.

Das aktuelle Bundesligateam mit Sarah Textor, Svenja Koch, Yvonne Kaiser, Lotta Rose und Irene Ivancan (v.l.). Es fehlt Laura Matzke.
Das aktuelle Bundesligateam mit Sarah Textor, Svenja Koch, Yvonne Kaiser, Lotta Rose und Irene Ivancan (v.l.). Es fehlt Laura Matzke. © Günther Bröde

„Tischtennis hat mir viele Türen geöffnet“, resümiert sie nun beim Sponsorenabend des MTV im EWE-Zentrum in Tostedt. Sarah Textor hat mit zwölf Jahren angefangen, Tischtennis zu spielen. Damals wurde auch ihr Ehrgeiz geweckt. Sarah eiferte ihrer älteren Schwester nach, die sie bald überflügelte. Mit dem TTC Staffel stieg sie in die 2. Bundesliga auf und gewann im Einzel die Hessen Meisterschaft der Damen. Ihr Ehrgeiz zeigte sich allerdings auch darin, dass sie als Schülerin auf Klassenfahrten verzichtete, damit keine Trainingspausen entstanden und – wie sie erzählt – auch während ihres Architekturstudiums nur einmal auf einer Semester-Fete anzutreffen war. Seit dem Ende des Studiums räumt Sarah Textor allerdings ihrem Beruf die klare Priorität ein. „Ich musste unbedingt eine Pause vom Sport nehmen“, sagt sie.

Klare Priorität im Beruf

Jetzt lebt Sarah Textor in Trelde. Nach Norddeutschland zog es sie „der Liebe wegen“. In Tostedt erlebt sie nun so etwas wie den zweiten sportlichen Frühling. Seit der Saison 2017/18 gehört sie zum Team des MTV. Und auch beruflich hat Sarah Textor längst Fuß gefasst. In Trelde arbeitet sie als selbstständige Architektin. Ihr besonderes Fach ist Lichtgestaltung, ein Spezialgebiet der Architektur. Dabei erarbeitet ihr Team gemeinsam mit renommierten Architekten für exklusive Kunden innovative, individuelle und funktionale Lichtlösungen für die unterschiedlichsten Objekte. Zu ihren beruflichen Highlights zählen unter anderen die Mitgestaltung des Lichtdesigns der Elbphilharmonie, des Filmmuseums EYE in Amsterdam sowie der Pfarrkirche St. Maximin und der Pallotiner-Kirche, beide in Limburg. In Russland hat sie für die weltweit agierenden Zaha Hadid Architects die Lichtgestaltung einer Luxusvilla übernommen und auch auf Ibiza hat sie schon als Architektin gearbeitet.

Finja Hasters kommt als Verstärkung zum MTV

Die Tischtennis-Saison endet für Sarah Textor in diesem Jahr mit dem letzten Spiel in der eigenen Halle am 5. Mai gegen den TTC Großburgwedel. „Ich muss also nochmal richtig Gas geben im Training“, sagte sie. Dass es am letzten Spieltag in der Halle an der Poststraße sportlich um nichts mehr geht – die Mannschaft hat als Tabellenvierter weder mit der Titelvergabe noch dem Abstieg zu tun – spiele keine Rolle. Etwas anderes als Top-Leistung abzurufen, kommt für Sarah Textor nicht in Frage. „Wenn ich an der Platte stehe, will ich auch immer mein Bestes geben“, sagte sie.

Ob Sarah Textor ihrem Team auch in der kommenden Saison noch so oft an der Platte beiseite stehen wird wie aktuell, muss sich allerdings erst noch erweisen. Mit Finja Hasters stößt eine weitere echte Verstärkung zum Team des MTV. Doch darüber hinaus bleibt es bei den bewährten Spielerinnen – und damit auch bei Sarah Textor.