Buxtehude. Bundesliga-Nachwuchs hat im Rückspiel am Sonnabend in Sachsen kaum noch Chancen auf den Einzug ins Halbfinale der deutschen Meisterschaft.

Es gehört auch zu den Fähigkeiten einer Spielerin, die Partie schon kurz nach dem Abpfiff analysieren zu können. Möglichst nüchtern und sachlich, ohne die eigene Leistung schön zu reden. Es ist auch ein Teil der positiven Entwicklung von Liv Süchting aus der weiblichen A-Jugend des Buxtehuder SV, dass ihr dies nach der ernüchternden 22:36 (12:19)-Heimniederlage gegen den HC Leipzig gelang. Die Chancen des BSV-Nachwuchses, im Rückspiel am kommenden Sonnabend in Sachsen noch den Einzug in das Final-Four-Turnier um die deutsche Meisterschaft zu schaffen, sind verschwindend gering.

Bis zum 8:12 nach zwanzig Minuten hält sich der Rückstand in Grenzen

„Wir wussten, dass ein Sieg schwierig wird. Wir wollten ein Ergebnis erzielen, dass uns im Rückspiel eine Chance lässt. Jetzt wäre es ein Märchen, wenn wir es noch schaffen“, sagte Liv Süchting, die im Sommer 2018 aus Nienburg (Weser) nach Buxtehude gewechselt war und ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Handball-Marketing absolviert. Letztlich war die Aufgabe gegen den HC Leipzig schwieriger, als die Spielmacherin und ihre jungen Teamkameradinnen sie erwartet hatten. „Ich denke, wir haben ihren Angriff unterschätzt und sie zu viel laufen lassen“, sagte die 18-Jährige, „so haben wir selbst kaum Tempo machen können.“ Aus dem Positionsangriff heraus taten sich die Gastgeberinnen vor etwa 350 Zuschauern in der Halle Nord schwer, gegen die körperlich präsente Gästedefensive Chancen zu kreieren. Und wenn es gelang, wurden bei weitem nicht alle zu Torerfolgen genutzt.

Lucie-Marie Kretzschmar, Tochter von Handballikone Stefan Kretzschmar, spielte für Leipzig.
Lucie-Marie Kretzschmar, Tochter von Handballikone Stefan Kretzschmar, spielte für Leipzig. © HA | Markus Steinbrück

In der Anfangsphase hatte die weibliche A-Jugend des Buxtehuder SV beim 1:0 und 2:1 zweimal die Nase vorn. Es wurde aber sehr bald deutlich, dass die Leipzigerinnen einen Entwicklungsschritt weiter sind. Sie waren individuell und mannschaftlich stärker, einfach besser eingespielt. Die Mannschaft hatte vor zwei Jahren den deutschen Meistertitel in der weiblichen B-Jugend gewonnen und gilt in dieser Saison als heißer Titelkandidat. Von den jetzt neun Saisonspielen der A-Jugend-Bundesliga hat Leipzig alle gewonnen. Es ist nicht allein Lucie-Marie Kretzschmar, die Tochter des Ex-Nationalspielers und heutigen Handballexperten Stefan Kretzschmar, die den Unterschied ausmacht. Neben der neunfachen Torschützin glänzten auch Linkshänderin Julia Weise mit spektakulären Treffern aus dem Rückraum und insgesamt zehn Toren, Antonia Herzog (7) oder Pauline Uhlmann (6). Bei Buxtehude führten Liv Süchting (7/4), Antonia Pieszkalla (6) und Maj Nielsen (4) die Torschützenliste an.

Nach einer Viertelstunde beim Stande von 6:10 versuchte BSV-Trainerin Heike Axmann den absehbaren Trend mit einer Auszeit zu unterbrechen. Bis zum 8:12 konnte ihre Mannschaft den Rückstand in Grenzen halten, dann zogen die Leipzigerinnen über 15:10 bis zur Halbzeit auf 19:12 davon. Symptomatisch für die geistige Frische eine Szene kurz vor der Halbzeit, als Maj Nielsen für Buxtehude zum 12:18 traf. Zehn Sekunden später erzielte Lucie-Marie Kretzschmar nach einer einstudierten schnellen Mitte noch rechtzeitig vor der Pausensirene das 19:12 für Leipzig.

BSV-Trainerin Heike Axmann nahm die Niederlage äußerlich gelassen zur Kenntnis, auch wenn sie sie gern auf sieben oder acht Tore begrenzt hätte. „Leipzig hat optimal gespielt. Es hat Spaß gemacht, ihnen zuzugucken“, sagte die 50-Jährige. „Wir wussten, dass wir 100 Prozent Leistung bringen müssen, wenn wir eine Chance haben wollen. Das ist uns nicht gelungen. Wir haben Torchancen ausgelassen und technische Fehler gemacht.“

Trainerin Heike Axmann vom Buxtehuder SV in Aktion.
Trainerin Heike Axmann vom Buxtehuder SV in Aktion. © HA | Markus Steinbrück

Trotzdem ist Axmann froh, überhaupt so weit gekommen zu sein. Mit dem Einzug ins DM-Viertelfinale hat der BSV das Startrecht für die nächste A-Jugend-Bundesliga-Saison erworben. „Das hätte ich vor der Saison nicht erwartet“, so Axmann, die betont, dass es ihr und dem Verein um die Entwicklung junger Spielerinnen für die erste, zweite und dritte Liga gehe. Ein kurzfristiges Ziel, konkret für kommenden Sonnabend, hat die Trainerin dennoch: „Im Rückspiel wollen wir zeigen, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben, und wollen ein besseres Spiel machen als heute.“